Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
heraus sah Norman seinen Ford auf dem Parkplatz stehen. Aber nichts sonst. Kein anderes Auto. Um das Pub oder Hotel oder was auch immer es nun sein sollte, erstreckte sich so weit das Auge reichte nichts als Hochmoor.
    Normans Blick wanderte zu dem Typen zurück, und er bemerkte ein kleines Büschel schwarzer Haare, die aus einem Leberfleck an seiner Kinnlade wuchsen. Möglich, daß er ein Bauer war, aber irgendwie hatte Norman das Gefühl, daß der Typ etwas völlig anderes war. Kein Bauer. Ganz und gar kein Bauer.
    Norman schob den Rest seiner Mahlzeit fort, stand auf und ging langsam zur Tür. Die Blicke des Typen folgten ihm den ganzen Weg. Wieder im Freien, überquerte Norman zügig den Parkplatz und stieg in den Ford. Er drehte den Zündschlüssel und schleuderte Kies und Staub auf, als er das Gaspedal durchtrat und wieder auf die Straße donnerte. Er hielt nicht an, um zu tanken, bis er die Innenstadt von Manchester erreicht hatte.
     
    Norman mußte zweimal anhalten und sich nach dem Weg erkundigen, bevor er schließlich das Star fand. War immer noch an derselben Stelle wie beim letztenmal. Er ging hinein und bestellte sich ein Bier. Es waren ein paar Mädchen da, aber keine davon war Tina, und von dem kräftigen brother war auch nichts zu sehen. Als Norman ausgetrunken hatte, verließ er die Bar und ging um die Ecke zu dem Haus, wohin er bei seinem vorherigen Besuch mit Tina verschwunden war. Die Tür stand offen, aber die Bude wirkte leer und verlassen. Aus dem Hinterzimmer drang keine Musik. Er stand vor der Haustür und klopfte an. Nach einer Weile drückte er die Tür ganz auf und rief. Keine Antwort, aber Norman war klug genug zu wissen, besser nicht hineinzugehen.
    Nach einigen Minuten blieb ein schwarzer Teenager auf einem Skateboard auf der Straße stehen. «Die sind alle auf der Beerdigung», sagte er. Dann war er wieder weg.
    Norman kehrte zum Star zurück und bestellte sich noch ein Bier. «Wer ist gestorben?» fragte er die Bardame.
    «Toby», sagte sie. «Kennst du ihn?»
    «Ein kräftiger Bursche?»
    Sie nickte. «Du kennst ihn.»
    «Was ist passiert?» fragte Norman.
    Die Bardame zuckte die Achseln. «Ist in einen Streit geraten», sagte sie. «Nicht hier. Irgendwo in Bahnhofsnähe. Wurde in seinem eigenen Auto erschossen. Man hat ihn einfach verbluten lassen.»
    «Ja, so sieht’s aus», sagte Norman. «In dem Zustand befindet sich unser Land. Das hat uns zweitausend Jahre Zivilisation eingebracht.» Er schüttelte den Kopf und starrte in sein Bier. Es war unübersehbar, daß ihn die Welt zutiefst bekümmerte.
    Die Bardame machte den Rest des Tages einen weiten Bogen um ihn, sofern sie nicht auf seinen Wunsch das Glas nachfüllte. Norman soff sich langsam in ein Halbkoma. Mehrere Mädchen sprachen ihn im Verlauf des frühen Nachmittags an, als er noch reden oder doch zumindest lächeln konnte. Aber am frühen Abend stellte er jeden weiteren Versuch ein, mit irgendwem zu kommunizieren.
    Tina kam gegen halb neun und brachte ihn in das Zimmer, in dem sie früher schon gewesen waren. Sie zog ihn aus, verfrachtete ihn ins Bett und ließ ihn dort liegen, während sie ins Star zurückkehrte. «Wir machen eine Totenwache», erklärte sie. «Ich seh dich später.» Norman blinzelte ein paarmal, aber sie war bereits fort. Sie war ganz in Schwarz. Großer schwarzer Hut, schwarze Strümpfe. Sah aus wie ein Traum.
    Er schlief ein und wachte in der Dunkelheit auf. Mußte aus dem Bett, um ins Waschbecken zu pissen. Dann kroch er wieder unter die warmen Laken.
    Den restlichen Abend glitt er immer wieder in Träume und wachte zwischendurch kurz auf. Er war der einzige überlebende Mann auf dem Planeten. «Alle Männer sind ausgerottet worden», erzählte er Tina am nächsten Morgen. «Es gab nur noch Frauen.»
    «Klingt wie einer meiner Träume», antwortete sie. «Genaugenommen hört sich das wie die Träume aller Frauen an, die ich kenne.»
    «Und deshalb waren alle verrückt nach mir», sagte er. «Konnte mit ihnen machen, was ich wollte.»
    «O-oooh», machte Tina. «An diesem Punkt fangen deine Träume an, eine andere Richtung einzuschlagen.»
    Norman konnte ihr nicht folgen. Ihr Verstand schien doppelt so schnell zu arbeiten wie seiner. Er hatte gestern abend Raubbau mit sich betrieben, sich vollaufen lassen, und das war er nicht gewohnt. Janet hielt ihn mit ihren regelmäßigen Mahlzeiten gesund, redete von Sesamsamen und Kürbiskernen und all dem Zeug. Ohne sie war er bereits wieder auf einen

Weitere Kostenlose Bücher