Volle Kanne
versteckt. Dort hat er gewartet, bis du von der Schule nach Hause kamst«, erinnerte Zack sie. »Er wollte dich dazu bringen, mit ihm zu gehen, und als du dich geweigert hast, hat er dich dafür bestraft.«
»Es hätte schlimmer kommen können. Er hätte mich erschießen können. Ich glaube, es ist mir einigermaßen gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass ich Angst davor hatte, mit ihm vor der Polizei zu flüchten. Ich sagte ihm, dass ich jedoch bereit sei, ihm an einen sicheren Ort wie Mexiko zu folgen.«
»Dazu waren bestimmt einige Überredungskünste nötig«, meinte Zack.
»Ja. Ich habe ihm meine Furcht geschildert und dabei geweint und gezittert. Natürlich hatte ich tatsächlich Angst immerhin besaß er eine Waffe –, aber ich bilde mir heute noch ein, dass ich für meine Vorstellung einen Oscar verdient hätte.« Sie hielt inne. »So ähnlich wie du in deinem Job«, fügte sie dann hinzu. »Also schnappte er sich die Schlüssel für den alten Truck meines Dads und verschwand. Als meine Eltern nach Hause kamen, nahmen sie leider an, ich hätte mir den Truck geborgt, und deshalb hat bis zum späten Nachmittag niemand einen Blick in die Scheune geworfen. Ich bin im Augenblick viel zu müde, um dir den Rest zu erzählen, aber ich bin sicher, dass du ohnehin bereits alles weißt. Also warum stellst du mir diese Fragen?«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, ich brauche Material für den Krimi, an dem ich gerade schreibe?«
»Das ist sooo ätzend, würde meine Tochter sagen.«
»Okay, dann hör dir einen meiner Sprüche an, mit denen ich Frauen beeindrucke.« Er strich ihr leicht über das Haar. »Je länger ich mit dir zusammen bin, desto mehr möchte ich von dir erfahren.«
Maggie warf ihm einen Blick zu. »Das war‘s schon? Das ist einer deiner besten Sprüche? Gibt es tatsächlich so viele verzweifelte Frauen?«
»Ich war noch nicht fertig.«
»Kommt es noch schlimmer?«
»Es gibt noch einen Grund für meine Fragen. Akten sind immer sehr unpersönlich, und ich habe das Gefühl, dass ich auf persönliche Weise mit dir verbunden bin. Vielleicht sogar sehr stark«, fügte hinzu. »Viel stärker, als die Dienstvorschriften des FBI es zulassen.«
Maggie konnte das schelmische Blitzen in seinen Augen nicht entdecken, an das sie bereits gewöhnt war. Jetzt sah sie stattdessen Hoffnung, Zärtlichkeit und eine leichte Unsicherheit. Allerdings fiel es ihr schwer zu glauben, dass Zack jemals in seinem Leben Selbstzweifel empfunden hatte. Er legte alle Karten auf den Tisch, und sie hatte ein Full House auf der Hand.
»Zack, wohin soll uns das führen?«
»Ich hoffe, an einen schönen Ort.«
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Bilde ich mir das nur ein, oder ist der Zeitpunkt ungünstig gewählt?«
»Ja, ich gebe zu, dass das Timing besser sein könnte.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir jagen so viele Gedanken durch den Kopf, und nicht alle drehen sich um Carl Lee. Ich muss meine Tochter wieder unter Kontrolle bringen, und ich muss noch etwas mit ihr klären. Und dabei handelt es sich um eine sehr komplizierte Sache.«
»Vielleicht kann ich dir helfen. Mel scheint mich sehr zu mögen, und das nicht ohne Grund.«
»Nein, in dieser Angelegenheit kannst du mir nicht helfen, Zack. Ich habe Mel großes Unrecht zugefügt, und das muss ich nun geraderücken. Und das wird Konsequenzen haben.« Ihre Augen wurden feucht. »Ich habe Mel nicht die Wahrheit gesagt. Ich kann die Lügen nicht mehr zählen, die ich ihr vorgesetzt habe, um sie, wie ich glaubte, zu beschützen. Aber eigentlich habe ich damit auch mich selbst geschützt, und jetzt wird Mel mich für den Rest ihres Lebens hassen.
Sic wird mir nie mehr vertrauen. Du solltest dich nicht mit mir einlassen, Zack – ich bin eine schreckliche Mutter.«
»Meine Güte, Maggie, was hast du denn getan? Ihren Lieblingshund erschossen?«
»Ich habe ihr die Wahrheit vorenthalten, Zack. Die Wahrheit, dass Carl Lee Stanton Mels Vater ist.« Maggie vermied es, ihn anzuschauen – sie wollte das Entsetzen auf seinem Gesicht nicht sehen. Zack legte jedoch den Arm um sie und zog sie an sich.
»Das wusste ich bereits, Liebes.«
Kapitel 10
Maggie wich zurück und starrte ihn an. Er wirkte locker und entspannt. »Du wusstest es?«, fragte sie ungläubig. »Woher?«
»Es existiert weder eine amtliche Heiratserlaubnis noch eine Heiratsurkunde, die beweisen könnten, dass du verheiratet warst, Maggie. Es gibt auch keine Sterbeurkunde deines angeblich
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