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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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zu suchen hat. Das geht ihn nichts an. Es ist nicht sein Problem. Trotzdem hat er es zu seinem Problem gemacht.
    In den Bus hinter ihm steigen immer noch Schüler ein. Und auch das Polizeiauto steht immer noch da und wartet. Dass Connor zu diesem Haus gegangen ist, könnte durchaus das Ende seines Lebens bedeuten.
    Da hört er hinter sich eine Stimme. »Er hat es nicht hingelegt. Ich war es.«
    Connor dreht sich zu Risa um. Ihre Miene ist wie versteinert. Sie schaut ihn nicht einmal an, sondern funkelt die Frau an, deren Knopfaugen von Connor zu Risa wandern.
    »Auf frischer Tat ertappt, meine Liebe«, sagt sie, und die Worte »meine Liebe« klingen aus ihrem Mund wie ein Fluch. »Das Gesetz erlaubt dir zwar zu storchen, aber nur, wenn du dich nicht erwischen lässt. Also nimm dein Baby und verschwinde, bevor ich die Polizisten dort drüben rufe.«
    Connor versucht verzweifelt, den Kurzschluss in seinem Gehirn zu verhindern. »Aber … aber …«
    »Halt einfach die Klappe«, sagt Risa in giftigem und vorwurfsvollem Ton.
    Die Frau an der Tür lächelt, aber es ist kein freundliches Lächeln: »Der junge Papa hat es dir vermasselt, was? Ist zurückgekommen, statt einfach wegzurennen.« Die Frau hat nur einen kurzen, abschätzigen Blick für Connor übrig. »Das ist die erste Regel des Mutterdaseins, meine Liebe: Männer sind Versager. Lern sie jetzt, und du wirst sehr viel glücklicher durchs Leben kommen.«
    Das Baby zwischen ihnen schreit immer noch. Es ist wie in dem Spiel Wer fängt den Ball? , aber in diesem Fall will ihn niemand. Schließlich bückt sich Risa, hebt das Baby von der Fußmatte hoch und drückt es an sich. Es schreit immer noch, aber nicht mehr so laut.
    »Und jetzt verschwindet«, sagt die dicke Frau, »oder ihr bekommt es mit der Polizei zu tun.«
    Connor dreht sich um. Der Streifenwagen wird teilweise von dem Schulbus verdeckt. Lev steht mit verzweifelter Miene halb im Bus, halb auf der Straße und verhindert so, dass sich die Tür schließt. Der verärgerte Busfahrer schaut ihn an: »Komm schon, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!«
    Connor und Risa wenden sich von der Frau an der Tür ab und rennen zum Bus.
    »Risa, ich …«
    »Nein«, blafft sie. »Ich will es nicht hören.«
    Connor ist am Boden zerstört, wie an dem Tag, als er herausfand, dass seine Eltern die Umwandlungsverfügung für ihn unterschrieben hatten. Doch damals konnte er mit seiner Wut die Angst und das Entsetzen mildern. Jetzt spürt er keine Wut in sich, außer vielleicht auf sich selbst. Er fühlt sich hilflos, hoffnungslos. Sein ganzes Selbstvertrauen ist in sich zusammengefallen. Drei Flüchtlinge, die vor der Polizei weglaufen. Und jetzt, dank seiner blöden Kurzschlussreaktion, drei Flüchtlinge mit einem Baby.

12. Risa
    Sie ahnt nicht einmal ansatzweise, was Connor geritten hat. Dafür dämmert ihr langsam, dass er nicht nur miese Entscheidungen trifft, sondern auch gefährliche. Im Schulbus sitzen ein paar Kinder und Jugendliche, als sie einsteigen, und der Fahrer schließt ärgerlich die Tür hinter ihnen, ohne eine Bemerkung zu dem Baby zu machen. Vielleicht, weil es nicht das einzige Baby im Bus ist. Risa führt die drei nach hinten, vorbei an einem Mädchen, das ihr eigenes kleines Kind auf dem Arm hat, kaum älter als sechs Monate. Die junge Mutter mustert sie neugierig, aber Risa weicht ihrem Blick aus.
    Sie setzen sich in die letzte Reihe, so weit weg wie irgend möglich von den anderen Mitfahrern. Lev schaut Risa an. Er traut sich kaum, das Offensichtliche auszusprechen. »Äh …warum haben wir ein Baby?«
    »Frag doch ihn!«
    Connor schaut mit versteinerter Miene aus dem Fenster. »Sie suchen nach zwei Jungen und einem Mädchen. Dass wir ein Baby dabei haben, wird sie verwirren.«
    »Großartig!«, schnauzt Risa. »Vielleicht sollte jeder von uns unterwegs ein Baby aufsammeln!«
    Connor läuft sichtbar rot an. »Ich nehm es«, sagt er und streckt die Arme aus, aber Risa hält es von ihm weg.
    »Bei dir weint es nur.«
    Risa kann mit Babys umgehen. Im Waisenhaus hatte sie gelegentlich mit kleinen Kindern zu tun. Auch dieses Baby wäre wahrscheinlich im Waisenhaus gelandet. Es war offensichtlich, dass die Frau das Kind nicht behalten wollte.
    Sie betrachtet Connor. Er ist immer noch rot und weicht ihrem Blick aus. Seine Begründung war eine Lüge. Etwas anderes hat ihn dazu gebracht, auf die Veranda zu rennen. Aber was es auch immer war, Connor behält es lieber für sich.
    Der Bus kommt ruckelnd zum

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