Vollendet (German Edition)
seinen mentalen Flipper getroffen hat.
» Dunfee ? Ihr Nachname ist Dunfee?«
»Wir haben auf dem Friedhof keine Nachnamen«, sagt der Admiral. Dann steht er auf, nimmt Embys Hand und schüttelt sie. »Auf Wiedersehen, Zachary. Wenn du meine Exfrau siehst, grüß sie von mir.«
Von Emby kommt als Antwort nur ein Quietschen, während ihn die Männer rechts und links am Arm nehmen und zur Limousine führen.
Als der Junge weg ist, lehnt sich Admiral Dunfee in seinem Sessel zurück. Nach all den Angriffen auf ihn und seinen Führungsanspruch kann er endlich einmal mit etwas zufrieden sein. Er erlaubt sich einen kurzen Moment der Genugtuung und betrachtet das Bild seines lächelnden Sohnes Harlan – in den Geschichten und Gerüchten besser bekannt als Humphrey. Doch die, die ihn lieben, wissen, wie er wirklich heißt. Ja, der Admiral tilgt seine Schuld und bringt alles wieder ins Lot, Stück für Stück für Stück.
38. Kids
Embys Verschwinden fällt erst zwei Tage später auf, als endlich jemand feststellt, dass am Flipper etwas fehlt.
»Wo ist der Maulbrüter?«
Gegen Abend wird die Frage dringlicher, und am nächsten Morgen ist klar: Emby ist nicht mehr da.
Manche behaupten, sie hätten ihn in die Wüste marschieren sehen. Andere behaupten, ein mysteriöses Auto hätte ihn mitgenommen. Ralphy Sherman behauptet, er habe beobachtet, wie Emby auf sein Mutterschiff zu seinesgleichen hinauf gebeamt wurde. Jede Geschichte wird erwogen, jede Theorie geprüft. Embys Team macht sich auf die Suche nach ihm, findet aber nichts.
Der Admiral schweigt.
Emby, der Junge am untersten Ende der Hackordnung, ist plötzlich jedermanns bester Freund, sein Verschwinden Wasser auf jedermanns Mühlen. Roland nutzt es für seine eigene Angstkampagne – immerhin hat er öffentlich vorausgesagt, dass Emby verschwinden würde. Er hat nie daran geglaubt, aber nun, da seine Prophezeiung eingetroffen ist, schenken ihm die anderen noch mehr Beachtung.
»Passt nur auf«, erzählt Roland allen, die es hören wollen. »In den nächsten Tagen taucht der Admiral hier auf, den Kopf voll mit hübschem Emby-Haar. Und jeder von uns kann der Nächste sein. Hat er sich eure Augen angesehen? Hat er sich den Klang eurer Stimme angehört? Wenn er einen Teil von euch haben will, endet ihr genau wie Emby.«
Roland ist so überzeugend, dass er schon fast selber daran glaubt.
Connor beurteilt die Lage völlig anders. Für ihn ist klar, dass Roland Emby beseitigt hat, um noch mehr Anhänger um sich zu scharen. Für Connor beweist das Ganze einmal mehr, dass Roland die Champs ermordet hat und vor nichts Halt macht, um seine Ziele zu erreichen.
Connor äußert seinen Verdacht gegenüber dem Admiral. Der hört zu, sagt aber nichts. Wenn er die Verantwortung für Embys Verschwinden übernimmt, so bestärkt er das Paranoia-Szenario, das Roland gerade aufbaut, das ist dem Admiral bewusst. Er könnte Connor erzählen, dass er den Jungen weggeschickt hat, doch das würde Fragen aufwerfen, die er nur ungern beantworten will. Deshalb lässt er Connor in dem Glauben, dass Roland es getan hat, auch, um Connor darin zu bestärken, endlich die entscheidende Verbindung zwischen Roland und den Morden zu finden. Denn mittlerweile ist auch der Admiral zu der Überzeugung gelangt, dass Roland der Schuldige ist.
»Vergiss den vermissten Jungen«, sagt er zu Connor. »Konzentriere dich darauf, Rolands Schuld zu beweisen. Jemand muss ihm geholfen haben. Jemand muss Bescheid wissen. Im Moment hat Roland noch zu viele Anhänger. Wir können ihn nur festnageln, wenn wir handfeste Beweise haben.«
»Dann beschaffe ich Ihnen die Beweise«, erklärt Connor. »Für Emby.«
Nachdem Connor den Jet des Admirals verlassen hat, grübelt dieser weiter vor sich hin. Die Situation auf dem Friedhof war schon in der Vergangenheit hin und wieder brenzlig, doch brenzlige Situationen waren immer eine Spezialität des Admirals. Er wird auch dieses Problem lösen und alles wieder in den Griff bekommen, davon ist er überzeugt. Während er so dasitzt, fährt ihm ein Schmerz in die Schulter, der bis in den Arm ausstrahlt – ohne Zweifel wieder eine Folge seiner diversen Kriegsverletzungen. Er ruft nach einem Sanitäter, der ihm Aspirin bringen soll.
39. Roland
Roland öffnet den Umschlag, den Hayden ihm gerade gegeben hat, und liest die Mitteilung, die sich darin befindet:
ICH WEISS, WAS DU GETAN HAST. ICH WILL DIR EIN GESCHÄFT VORSCHLAGEN. KOMM ZUM FEDEX-FLIEGER.
Der Zettel ist nicht
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