Vollendet (German Edition)
unterzeichnet, aber das ist auch nicht nötig. Roland weiß, von wem er kommt. Connor ist der Einzige, der die Nerven hat, ihn zu erpressen. Der Einzige, der dumm genug dazu ist. Rolands Gedanken rasen. Ich weiß, was du getan hast. Connor könnte alles Mögliche meinen. Vielleicht weiß er, dass Roland die Generatoren sabotiert hat, um dem Admiral die miesen Lebensbedingungen in die Schuhe zu schieben. Vielleicht weiß er auch von der Flasche Brechmittel, die er aus der Krankenstation hat mitgehen lassen, während er mit Risa geflirtet hat. Er wollte das Zeug in die Getränke geben, damit alle kotzen müssen, und dann dem Admiral die Lebensmittelvergiftung vorwerfen. Ja, es gibt einiges, was Connor herausgefunden haben könnte. Roland steckt die Nachricht ein und sieht Hayden ausdruckslos an. »Bist du jetzt Connors Laufbursche?«
»Hey«, sagt Hayden. »Ich bin wie die Schweiz: völlig neutral und unschlagbar, wenn es um Schokolade geht.«
»Hau ab.«
»Schon passiert.« Und Hayden schlendert davon.
Es ärgert Roland, dass er sich vielleicht auf einen Handel mit Connor einlassen muss, aber es gibt Schlimmeres. Immerhin liegen ihm krumme Geschäfte und Tricksereien im Blut. Also macht er sich auf den Weg zum FedEx-Flieger, nicht ohne ein Messer mitzunehmen – für den Fall, dass es doch kein Geschäft gibt.
40. Connor
»Hier bin ich«, ruft Roland, vor dem FedEx-Flieger angekommen. »Was willst du?«
Connor bleibt im Frachtraum. Er hat nur diese eine Chance, da darf er sich keinen Fehler erlauben. »Komm rein, dann können wir reden.«
»Nein, du kommst raus.«
Netter Versuch , denkt Connor, aber wir spielen nach meinen Regeln . »Wenn du nicht reinkommst, zeige ich den anderen alles, was ich gefunden habe.«
Einen Moment lang herrscht Schweigen, dann taucht Rolands Silhouette in der Tür zum Frachtraum auf. Jetzt ist Connor im Vorteil. Seine Augen haben sich an das trübe Licht im Bauch des Fliegers gewöhnt, Rolands nicht. Als Roland hereinkommt, stürzt er sich von hinten auf ihn und hält ihm die Pistole des Admirals in den Rücken. »Keine Bewegung.«
Instinktiv hebt Roland die Hände, als ob er schon oft in dieser Situation gewesen wäre. »Ist das etwa deine Vorstellung von einem Geschäft?«
»Halt den Mund.« Connor durchsucht ihn mit einer Hand, findet das Messer und wirft es aus dem Frachtraum. Zufrieden drückt er Roland die Pistole stärker ins Kreuz. »Beweg dich.«
»Wo soll ich denn hin?«
»Du weißt, wo du hinmusst. Container 2933. Beweg dich!«
Roland quetscht sich durch die enge Gasse zwischen den Containern. Connor registriert jede Bewegung, die Roland macht. Ungeachtet der Waffe in seinem Rücken gibt sich Roland arrogant und selbstsicher. »Du kannst mich gar nicht umbringen«, sagt er. »Jeder hier mag mich. Wenn du mir etwas antust, reißen sie dich in Stücke.«
Sie kommen zu Container 2933.
»Da rein«, sagt Connor.
Das ist Rolands Stichwort. Er wirbelt herum, stößt Connor zurück und greift dabei nach der Waffe. Aber Connor ist vorbereitet. Er hält die Waffe außerhalb von Rolands Reichweite, stemmt sich gegen den Container hinter sich und tritt Roland in den Bauch. Roland fällt rückwärts in Container 2933. In derselben Sekunde stürzt sich Connor auf die Tür, knallt sie zu und verschließt sie. Während Roland drinnen wütet, zielt Connor auf den Container. Er feuert einmal, zweimal, dreimal.
Die Schüsse hallen im Frachtraum wider und vermischen sich mit panischen Schreien aus dem Container. Dann brüllt Roland: »Was machst du da? Bist du wahnsinnig?«
Connor hat genau in die Ecke gezielt. »Ich habe dir etwas zugestanden, das deine Opfer nie hatten – Luftlöcher.« Dann setzt er sich hin. »Und jetzt unterhalten wir uns.«
41. Kids
Einen knappen Kilometer entfernt kehrt ein Suchtrupp aus der Wüste zurück. Die Kids haben Emby nicht gefunden. Stattdessen sind sie hinter einem Felshügel auf fünf Gräber gestoßen. In wenigen Minuten ist das Gerücht durch die Flugzeugreihen gerast wie Flammen im Wind. Die Champs sind gefunden worden, und offenbar sind sie in keinem guten Zustand. Jemand äußert die Vermutung, der Admiral könnte es selbst getan haben. Aus der Vermutung wird ein Gerücht, und das Gerücht wird rasch zur allgemein akzeptierten Tatsache. Der Admiral hat seine eigenen Leute umgebracht! Es ist genau, wie Roland gesagt hat – und hey, wo ist eigentlich Roland? Ist er etwa auch verschwunden? Und Connor! Was hat der Admiral mit ihnen
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