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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aufstellte. Folglich glaube ich, der Täter wollte auf keinen Fall riskieren, dass die Öffentlichkeit seine Anstrengung missdeutet.«
    »Also gut, was haben Sie bisher?«
    »Zur Hälfte ist alles wie im Schulbuch, aber die andere Hälfte ist anders als alles, was wir kennen. Um mit dem Üblichen zu beginnen, wir haben es mit einem extrem gut organisierten, hochintelligenten Täter zu tun. Abgesehen von dem, was wir aus den Autopsien erfahren werden, sind die einzigen Spuren, die er bisher zurückgelassen hat, diese Fußabdrücke – aber er hat die Möglichkeit eines Profilvergleichs vorausgesehen und sich die Zeit genommen, seine Schuhe abzudecken. Falls er allerdings nicht absichtlich größere Schuhe getragen hat, würde ich ihn der Größe dieser Abdrücke nach auf eins neunzig bis eins fünfundneunzig schätzen – höchstwahrscheinlich ein männlicher Weißer, vermutlich Mitte bis Ende dreißig und mit Sicherheit ein Einzelgänger. Muss eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben, das Werk zu fertigen, und er brauchte außerdem einen Platz, wo er es tun konnte – vielleicht einen Keller oder eine Garage. Er wird auch einen Lkw oder einen Lieferwagen brauchen, um seine Kreationen zu transportieren. Ich würde sagen, an diesem Punkt enden allerdings die gängigen Muster.«
    »Weiter.«
    »Die Tatsache, dass er die Statue allein getragen hat, verrät uns, dass er über unglaubliche Kraft verfügt – entweder er schuftet bei der Arbeit wie ein Tier, oder er ist vielleicht ein Bodybuilder. Ich tendiere zu letzterer Ansicht, denn der Täter ist nicht nur sehr intelligent und offenbar hochgebildet, sondern seine offenkundige Identifikation mit Michelangelo, sowohl was die Homosexualität des Künstlers angeht als auch dessen Genie als Bildhauer, könnte auf den Wunsch hindeuten, dieselbe ästhetische Qualität in seinem eigenen Körperbau anzustreben.«
    »Sie sagen jetzt also doch, dass Sie den Kerl für schwul halten?«
    »Ich kann es nicht hundertprozentig wissen, Bill. Aber nach meinem Gespräch mit Dr. Hildebrant und meinem eigenen Bauchgefühl würde ich sagen, ja.«
    »Das reicht mir. Wie sieht es mit dem Motiv aus?«
    »Nun ja, falls es nicht irgendeine Verbindung zwischen Campbell und Wenick gibt, von der wir zu diesem Zeitpunkt nichts wissen, haben wir es wieder mit einer Situation zu tun, wo unser Mann nicht recht in die üblichen Kategorien passt. Abgesehen davon, dass beide Opfer männlich waren – was vielleicht nur ein zufälliges Kriterium ist, das Michelangelos Bacchus ihm vorschrieb –, scheint der Mörder Campbell und Wenick auf einer Ebene einfach deshalb ausgewählt zu haben, weil sie wie die Figuren im Original aussahen.«
    »Und was ist die andere Ebene?«
    »Die Botschaft des Killers. Warum er sich all die Mühe gemacht hat, Tommy Campbell und Michael Wenick überhaupt zu töten. Warum er die Leiche des Wide Receivers neben die des Jungen stellte und dann die Anstrengung unternahm, seinen Bacchus im Garten eines reichen Bankiers unten in Watch Hill auszustellen – eine offensichtliche historische Anspielung auf den Ausstellungsort des Originals.«
    »Und die Botschaft, von der Sie reden, lautet wie?«
    Markham gab Burrell eine rasche Zusammenfassung seiner Unterhaltung mit Cathy sowie ihrer Theorien zu den Motiven des Täters – jene tiefere Botschaft, die der Michelangelo-Mörder aus Cathys Buch herausgemeißelt hatte: Nur die Hand des Bildhauers kann die Figuren befreien, die im Stein schlafen.
    »Sie glauben also, dass er eine Art visionärer Mörder ist?«, fragte Burrell. »Sie glauben, er leidet unter einem Wahn? Er hat eine tiefere Botschaft in Hildebrants Buch hineingelesen, die ihm befahl, Statuen aus Menschen zu machen?«
    »Ich würde nicht so weit gehen, ihn völlig wahnhaft zu nennen, Bill. Dafür ist er zu diszipliniert, zu geduldig. Nein, ich würde ihn irgendwo zwischen Visionär und Missionar festmachen, denn ich glaube, Die im Stein schlafen hat ein Verlangen zu töten bei ihm zutage treten lassen, das von Anfang an da war. Es gab ihm ein Ziel – nicht nur in dem Sinn, ›uns aufzuwecken‹, wie ich Ihnen erklärt habe, sondern auch – im Licht seines Versuchs, den historischen Kontext des Originalaufstellungsorts nachzuahmen –, vielleicht uns zu einer neuen Renaissance des Denkens zu drängen. Vielleicht versucht er, unsere Kultur mittels Schock in ihre nächste Entwicklungsphase zu befördern, indem er auf einen seiner Ansicht nach geistig überlegenen

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