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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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betäubt haben. Doch gleichzeitig fühlte er, wie seine Adern vor Energie pulsierten, von dem Licht über ihm, von dem Herzschlagbeat von …
    Musik? Hat mir im Klub jemand was untergejubelt ? Lieg ich in einem Klo in Chinatown?
    Einen Moment lang glaubte Paul, die Tanzfläche zu sehen, das Licht, das über den Collegejungs blitzte – manche wollten es kostenlos, andere wollten sich ein bisschen was dazuverdienen, um sich ihr Shirt von Abercrombie & Fitch leisten zu können. Alles das Gleiche.
    Scheiß K.-o.-Pillen.
    »So ist es gut«, ertönte die Stimme eines Mannes – eine Stimme, die Paul irgendwoher kannte. »Komm heraus aus dem Stein.«
    Paul versuchte zu sprechen, aber seine Kehle schmerzte – sie fühlte sich an, als hätte er ein Glas voller Nadeln geschluckt. Dann spürte er einen dumpfen Stich, ein Ziehen an seinem Unterarm. Sein Herz raste – mehr als damals, als er Papa gestanden hatte dass er Jungs mochte. Mehr als damals, als Papa ihn mit dieser Prostituierten in ein Hotelzimmer gesperrt hatte in der Hoffnung, er würde als Mann wieder herauskommen. Mehr als damals, als Papa ihn zum Busbahnhof gefahren, ihm ein Ticket nach Boston gekauft und ihm verboten hatte jemals wieder nach Hause zu kommen. Aber das hier war eine andere Art von Herzschlag – härter, schmerzlicher  –, ein Herzschlag, den er bis in die Finger- und Zehenspitzen spürte, die sich anfühlten, als wollten sie aufspringen.
    »Wo bin ich?«, fragte Paul mit brüchiger Stimme. Die Ränder des Lichts vor ihm verfestigten sich zu einem weißen Rechteck …
    Muss das »Strand« sein , dachte er – das schäbige Kino, wo er sich früher immer als »Jim« in der letzten Reihe mit seinen Kunden getroffen hatte, um ihnen schnell einen zu blasen – zehn Prozent musste er natürlich an den Geschäftsführer des Kinos abtreten. Aber das war gewesen, bevor er anfing, den Computer in der Bibliothek zu benutzen, bevor er sein Geschäft über das Internet betrieb, wo das wahre Geld zu verdienen war. Ja, er arbeitete noch manchmal in der Arlington Street, aber nur, wenn er dringend Geld brauchte, nur, wenn …
    Nein, dachte Paul. Das ist nicht das »Strand« – der Schirm war zu scharf, zu nahe an seinem Gesicht. Und dann flutete die Erinnerung in einer großen Welle zurück – die Bilder füllten sein Gehirn aus wie Wasser einen Ballon.
    Der Mann in dem Wagen. Der große, kräftige Mann in dem Anzug. Chris. Lief eigentlich gut. Kaufte ihm seine Unschuldsnummer ab. Dann hat er mich angespuckt – nein, er hat mich in den Hals gezwickt; hat gelächelt, als ich …
    Instinktiv versuchte sich Paul aufzusetzen, versuchte sich von dem kalten Stahl in seinem Rücken zu lösen – aber er konnte den Kopf nicht bewegen, ihn nicht einmal zur Seite drehen. Und er spürte etwas auf seinen Schultern, es war haarig und juckte. Paul wollte seine Hand heben, aber er war an den Gelenken festgebunden; und auch wenn er seine Brust, seine Oberschenkel, seine Knöchel nicht sehen konnte, begriff er mit einem Mal, dass der Mann namens Chris ihn an einem Tisch festgezurrt hatte.
    Nackt.
    Jetzt ist es endlich passiert, dachte Paul und überlegte fieberhaft, was er tun konnte. Ich bin an einen Verrückten geraten.
    Sicher, in seinem Jahr auf den Straßen Bostons war Paul allen möglichen Spinnern begegnet – einmal hatte sich »Jim« sogar von einem Freier eine Windel anziehen und mit einem Gürtel auspeitschen lassen. Wahrscheinlich hätte er damals ins Krankenhaus gehen sollen, aber die Nummer war so gut bezahlt gewesen, dass er sich ein paar Wochen bei Brian ausruhen konnte, ehe er wieder arbeiten ging. Aber hier lief wirklich etwas schief – der Typ hatte ihm etwas eingeflößt, er spürte es in der Brust, in den Händen und Füßen, dieses heftige, schmerzhafte Pumpen.
    Er musste nachdenken. Schnell.
    »Ich mache alles mit, Liebster«, sagte er. »Aber erst musst du mir die Regeln erklären. Mach das Licht an, damit ich dich sehen kann, Süßer.« Pauls Stimme hörte sich scharf und klar an, schien aber unmittelbar vor ihm zu verschwinden, wie geschluckt von der Dunkelheit. Dann erwachte der Schirm vor ihm plötzlich flackernd zum Leben.
    Das Bild, das vor Pauls Augen schwebte, war das einer Statue – schmutzig weißer Marmor vor einem schwarzen Hintergrund, nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Paul erkannte die Statue sofort. Es waren Jesus und Maria, die kleine Statue, die seine Mutter auf der Kommode stehen hatte, die sie schon

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