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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wir früher bereits ausgeführt haben, den männlichen Körper als ästhetisch überlegen ansah.
    Männliche Teile zusammen mit weiblichen, sagte Cathy zu sich selbst. Der männliche Körper als ästhetisch überlegen.
    Eine bewusste Aussage, eine Botschaft an den Betrachter? Eine Botschaft von Michelangelo, vom Michelangelo-Mörder? Ein Traum, eine Botschaft von Mom?
    Was zum Teufel?
    Mom. Eine Frau. Tot oder lebend. Nacht. Eine Frau. Tot oder lebend?
    Nein.
    Mom. Moms Krebs. Krankheit. Brustkrebs. Brüste? Brüste? Der Michelangelo-Mörder und Brüste?
    Verliere ich den Verstand?
    Vielleicht, antwortete Sam Markham in ihrem Kopf.
    Cathy schloss das Buch und legte es auf den Nachttisch zurück. Ihre Gedanken waren inzwischen ein einziges Durcheinander. Die Verbindung zwischen ihrem Traum und ihrer Suche nach dem Michelangelo-Mörder – von der sie so überzeugt gewesen war, als sie Die im Stein schlafen aufgeschlagen hatte – löste sich rasch auf, und sie kam sich stattdessen ein wenig dumm vor.
    Bist du jetzt auch noch Hellseherin? , fragte eine spöttische Stimme in ihrem Kopf – eine Stimme, die sich stark nach Steven Rogers anhörte.
    Cathy überging sie und schaltete das Licht aus. Lange Zeit konnte sie nicht einschlafen, ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft an dem Puzzle, zu dem ihr Leben geworden war.
    »Wir übersehen etwas«, flüsterte sie in die Dunkelheit. »Hab ich recht, Mom? Sam und ich, das FBI  – wir alle. Irgendetwas liegt direkt vor uns – direkt unter der Oberfläche wie der Knoten in der Brust der Nacht. Wir sehen es, aber wir verstehen es nicht. Wir sehen es, aber wir schauen daran vorbei. Ist es das, was du mir sagen willst, Kyon Kim? Bitte, Mom, hilf mir zu verstehen.«
    Wie von den Lippen eines marmornen Namensvetters gemeißelt, war das brutale Schweigen der Nacht Cathys einzige Antwort. Sie hatte das Bedürfnis, Sam Markham anzurufen, beschloss aufgrund der Uhrzeit jedoch, damit zu warten. Ja, am besten sie sprach mit ihm, wenn er heute zurückkam – und nachdem sie Zeit gehabt hatte, alles zu durchdenken. Und so, mit Gedanken an Samuel P. Markham – P wie » Professor Hildy ist verknallt in …« – schlief sie schließlich ein.
23
    Z u der Zeit, als Cathy endlich wegdöste, saß Sam Markham in seinem häuslichen Arbeitszimmer und fühlte sich nicht im Geringsten müde. Die Uhr im Bücherregal tickte an 3.00 vorbei. In wenigen Stunden würde er nach Rhode Island zurückfliegen, und er hätte genügend Zeit, das Material von dem Briefing am Donnerstag in der FB I -Maschine, die ihn von Quantico nach Providence brachte, noch einmal durchzusehen. Aber etwas störte ihn, etwas war nicht in Ordnung; etwas, dem er sich sofort zuwenden musste.
    In seinem Schoß lag der Bericht von Dr. Morris über das Plastinationsverfahren – der zu einem großen Teil den Websites von Körperwelten sowie des Instituts für Plastination entnommen war. Und nachdem er den gesamten Ausdruck sorgfältig noch einmal durchgegangen war, musste Markham Gunther von Hagens, dem Erfinder der Plastination, recht geben, der in der Einleitung schrieb, wie viele erfolgreiche Erfindungen sei Plastination in der Theorie einfach.
    Einfach.
    Das war das Wort, das Markham nachhaltig störte.
    Einfach.
    Ja, die richtige Ausrüstung vorausgesetzt, erschien es Markham, als sei das Plastinationsverfahren – zumindest oberflächlich betrachtet – so »einfach«, dass es jeder ausführen konnte. Nachdem die Verwesung gestoppt worden war, indem man Formalin in die Blutgefäße pumpte, bestand der Schlüssel, wie von Hagens schrieb, darin, die Mittel zu besitzen, das flüssige Polymer in alle Zellen zu ziehen. Dies geschah durch einen Prozess, den er »erzwungene Vakuumimprägnierung« nannte: Nach einem ersten Flüssigkeitsaustausch – Wasser und Fettgewebe werden entfernt, indem die Leiche in ein Acetonbad getaucht wird – legt man die Probe in eine Vakuumkammer und reduziert den Druck bis zu dem Punkt, an dem das Aceton kocht. Das Aceton wird dann in dem Moment, in dem es verdampft, aus dem Gewebe gesaugt, und durch das entstehende Vakuum durchdringt die Polymerlösung das Gewebe. Diesen Austauschprozess setzt man fort, bis das gesamte Gewebe gesättigt ist – ein paar Tage bei dünnen Scheiben, Wochen bei einer ganzen Leiche.
    Wochen.
    Und in der Theorie einfach, ja. Aber selbst wenn der Michelangelo-Mörder über das Geld und die Intelligenz verfügte, sich sein eigenes Plastinationslabor

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