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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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nicht fassen, was für ein Arsch ich war, aber das ging in Ordnung. Ich überrasche mich
    manchmal selbst. »Was ist denn das für 'n Macho-
    Scheiß?«
    »Du kannst es Macho-Scheiß nennen, aber wenn du den
    Motor ohne Öl heißfährst, kommt dabei Tschernobyl auf dem Garden State Parkway raus.«
    Ich holte zwei Dosen Öl aus dem Omni. »Hast du mal
    The Tragedy of the Commons gelesen?«
    »Ich weiß nur, daß es eine Ökosache ist.«
    »Alles, was allgemein genutzt werden darf, wird zerstört.
    Weil jeder einen Anreiz hat, es bis zum Gehtnichtmehr zu nutzen, aber keinen, es zu erhalten. Denk an Wasser und Luft. Die Typen hier haben einen Anreiz, den Ozean zu verseuchen, aber sie sehen keinen Grund, ihn
    sauberzumachen. Mit dem Omni ist es dasselbe, weil …«
    »Okay, okay, ich kann da schon selbst einen
    Zusammenhang herstellen.«
    »Rechtzeitig Öl nachfüllen ist eine andere Form von
    Umweltbewußtsein.«
    Ich tat die Tülle in die Dose und stellte sofort einen sexuellen Zusammenhang her. Dann steckte ich die Tülle in die entsprechende Öffnung des Omni und sah Debbie an. Sie erwiderte meinen Blick.
    Das Zimmermädchen des TraveLodge platzte herein und traf uns auf dem Teppich an, ziemlich dicht bei der Tür und damit beschäftigt, uns um den Verstand zu vögeln.
    Über uns wurde Debbie gerade im Fernsehen interviewt.
    Aus irgendeinem Grund hatten wir sämtliche
    Warmwasserhähne im Bad aufgedreht, und es dampfte
    überall wie in einer Sauna; Debbies Interview und ihre sonstigen Klangeffekte gingen halb im Blubbern des
    Massagestrudels in der Wanne unter. Das
    Zimmermädchen verließ den Raum und knallte die Tür
    hinter sich zu. Was erwarteten die Leute, verdammt noch mal, wenn sie uns die Flitterwochen-Suite gaben?
    »Falls Sie vorhaben, länger als einen Tag zu bleiben, informieren Sie bitte die Rezeption«, sagte ich, als wir fertig waren. Debbie antwortete nicht. Sie konnte nicht vor Lachen.

9
    Es war 15 Uhr. Debbie rief die Rezeption an und teilte ihr mit, daß wir vorhätten, noch einen Tag zu bleiben.
    Große Überraschung. Wir duschten, gingen nach unten, hievten unser CB-Funkgerät aus dem Omni und meldeten uns beim Mutterschiff. Ich sagte, ich hätte eine Idee für morgen, die ich ihnen gern vortragen würde, und machte mit ihnen aus, daß sie uns um fünf am öffentlichen
    Bootssteg abholten.
    Debbie und ich waren uns zum ersten Mal über den Weg gelaufen, als ich wegen dieses toxischen Teichs auf dem Sweetvale -Campuseine Medienarie mit Vollbesetzung angeleiert hatte. Die Vorstellung, daß der Lorbeer der Hochschulen Neuenglands eher Algen glich, die auf
    einem rostigen Giftmüllfaß gediehen, erregte großes
    Interesse bei der Studentenschaft. Sie bat um mein
    Erscheinen im Sweetvale, und ich ging hin und erwartete idiotischerweise, wie ein Held emp fangen zu werden.
    In Wirklichkeit waren die meisten unglaublich sauer. Sie hatten irgendwie das Gefühl, die Existenz von toxischen Metallen in ihrem Boden und ihrem Teich sei eigentlich meine Schuld. Wenn ich den Mund gehalten hätte, wäre ihre Welt heil geblieben. Hätte mich an sich nicht
    wundern dürfen, denn die Fähigkeit, rational zu denken, ist auch an renommierten Universitäten nicht allzu
    verbreitet. Wir leben im Fernsehzeitalter, und die Leute denken, indem sie Bilder aneinanderstückeln. Das ist nicht immer schlecht, aber im Sweetvale führte es zu reichlich groteskem Scheiß, und als mich einige
    Studentenführer und -führerinnen in aller Öffentlichkeit zur Sau machen wollten, mußte ich sie leider, bildlich gesprochen, vor den toxischen Augen der TV-Kameras
    splitternackt ausziehen. Irgendwo in diesen ganzen
    Ekelhaftigkeiten entdeckte Debbie etwas Anständiges an mir oder an GEA und ließ sich auf mich oder GEA oder beides ein - das weiß ich nicht so genau. Wir waren bisher noch nicht miteinander auf den Teppich gegangen, aber wir hatten es immerhin erwogen.
    Eins von den New Yorker Kamerateams driftete in
    seinem Transporter vorbei und erinnerte mich daran, daß wir morgen eine Apokalypse für die Medien veranstalten würden und daß die Jungs es noch nicht mal wußten.
    Nun, die Betroffenen auch nicht. Sie hatten einen Monat auf unser Kommen gewartet. Heute hatten wir einen
    ziemlichen Affentanz gemacht und sie wie Trottel
    aussehen lassen. Jetzt erholten sie sich, hielten Meetings mit ihren PR-Leuten, begannen den Schaden zu
    überblicken. Das war furchtbar, dachten sie, aber jetzt ist es vorbei, und wir können weiter Tod

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