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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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hinkam, und mußten den Weg kraft dieses schlechten Rufes finden -
    »Also, die Straße dür fen Sie nicht längsfahren, da kommen Sie nach Roxbury.« Wir fuhren ein paar solche Straßen längs.
    Aber schließlich fanden wir unseren Einstiegsschacht. Er war in der äußeren rechten Fahrbahn einer vierspurigen Straße. Bart rollte ein Stückchen darüber hinaus, ich machte die Hecktüren des Transporters auf, faßte den Kanaldeckel von innen mit dem Heber und zog. Es war
    mühsam, aber ich kriegte ihn runter. Dann kletterte ich mit dem Eimer am Seil in den Einstiegsschacht, und Bart stieß zwei, drei Meter zurück, damit man das Loch nicht sehen konnte. Er machte die Hecktüren zu und die
    Warnblinklichter an.
    Das wichtigste war, daß wir uns nicht so verhielten wie zwei verängstigte und verlorene weiße Jungs. Bart
    konnte das recht gut. Mit seiner schwarzen Lederkluft und seinem schwarzen Wagen, seinen langen Haaren und seiner lauten Musik war er ganz offensichtlich kein
    frischgebackener Anwalt, der mit einem Platten in
    Roxbury liegengeblieben war.
    Ich wiederum hatte meinen Teil bis zur Perfektion
    entwickelt. Stieg die Leiter runter, stützte mich so ab, daß ich die Hände frei hatte, ließ den Eimer am Seil in die Tiefe und nahm meine Probe. Zwanzig Sekunden.
    Schnell noch pissen. Dann wieder die Leiter rauf. Ich hörte das Geräusch eines Motors, sah Scheinwerfer, die sich im Unterboden des Transporters spiegelten. Jemand hielt hinter uns. Und ich saß im Einstiegsschacht fest.
    Eine Tür knallte. Schritte. Klopf, klopf, klopf. Musik wurde leiser gestellt, ein Fenster runtergekurbelt.
    »Ja, Herr Wachtmeister?«
    Ich wußte nicht, wie ich das finden sollte. Cops.
    »Haben Sie Probleme?« Die Stimme eines weißen
    Bostoner Ureinwohners. Ich hätte eine Skizze von ihm machen können, ohne ihn gesehen zu haben:
    fünfzigjährig, angegraute Bürstenhaare, gediegene
    Wampe.
    »Mir ist der Motor abgesoffen, und die Batterie hat nicht mehr viel Saft drauf, deswegen kann ich ihn nicht gleich wieder anlassen. Und ich weiß, daß das 'ne üble Gegend ist hier, Herr Wachtmeister, also hab' ich einfach die Fenster hochgekurbelt und die Türen zugemacht und
    drauf gewartet, daß jemand von der Polizei
    vorbeischaut.«
    »Sehr gut, junger Mann, da haben Sie genau das Richtige getan. He, Freddy! Komm mal her mit dem Wagen.«
    Freddy tat wie geheißen, und sie gaben Bart Starthilfe.
    Ich entspannte mich. Direkt über mir war ein weiterer Beweis für Barts Intelligenz: Er hatte sich einen von diesen magnetischen Schlüsselhaltern besorgt und einen Ersatzschlüssel am Unterboden des Transporters
    versteckt.
    »Okay, und jetzt ab durch die Mitte, junger Mann!«
    »Gleich. Ich lass' nur noch ein paar Minuten den Motor laufen, damit sich die Batterie wieder aufladen kann, okay?«
    »Junger Mann, es wäre mir lieber, wenn Sie sofort
    fahren. Wir begleiten Sie.« Wunderbare Idee, von
    meinem Standpunkt aus betrachtet.
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Wachtmeister, aber es ist okay. Ich hab' 'ne Kanone.«
    »Okay. Bis jetzt haben Sie Glück gehabt. Aber
    übertreiben Sie's nicht. Die Gegend hier ist nichts für Sie.«
    »Noch mal vielen Dank!« Und dann wurde ich erlöst.
    Bart fuhr ein Stück vor, ich stieg aus dem Schacht, tat den Deckel wieder drauf, und wir machten, daß wir
    wegkamen. Keine einzige Gang interessierte sich für uns.
    Bart mußte handgreiflich daran gehindert werden, daß er bei einem Fischrestaurant hielt, um sich um 1 Uhr nachts Louisiana-Waller hinter die Kiemen zu schieben.
    Ich sagte ihm, er solle in Richtung Westen fahren, nach Brookline, und machte derweil meinen Test. Organische Chlorverbindungen in einer Konzentration, die locker für eine Vergiftung reichte. Die Ganoven saßen westlich von uns. Meine Vorurteile waren durchaus berechtigt.
    Um streng wissenschaftlich vorzugehen, hätte ich in
    jeden Schacht zwischen Roxbury und Natick steigen
    müssen, aber manchmal darf man das mit der
    Wissenschaft nicht so eng sehen. Erst kam Brookline.
    Nicht der lumpige Norden mit seinen
    Zweihunderttausend-Dollar-Eigentumswohnungen. Nein,
    der hübsche Teil mit den schiefergedeckten Fünfzig-
    Zimmer-Villen. Dann kam Newton, wo Roscommon
    wohnte und jede Eingangstür von griechischen Säulen
    flankiert war. Die Leute in Brookline und Newton
    beförderten keine organischen Chlorverbindungen in die Kanalisation; sie ließen höchstens welche herstellen und sie von anderen hineinbefördern.
    Wir fuhren nach

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