Vollmachten unbegrenzt
donnerte etwa drei Meilen über die Piste, bis die hohe Landungsgeschwindigkeit endlich abnahm. Wenig später wurde sie von Spezialfahrzeugen in die nächste Halle geschleppt.
Kurz vor dem gähnenden Schlund des Hangars erfolgte der Druckausgleich, der uns hart auf die Ohren schlug. Die Schleuse der Passagierkabine klappte auf. Auf schwankenden Füßen kletterten wir hinaus. Die hydraulische Plattform brachte uns nach unten, wo bereits einige Zivilisten warteten.
Als ich die Kameras erkannte, wußte ich genug. Der Alte schien dafür gesorgt zu haben, daß die Ablösung des Kommandanten bekannt wurde.
Wir hatten hierüber keine näheren Nachrichten erhalten. Deshalb drängte sich der Kleine an meine Seite und flüsterte, ohne die Lippen zu bewegen:
»Paß auf, Großer, da haben sie uns etwas eingebrockt. Da, es geht schon los.«
Ein Turbowagen der Platzwache raste heran. Soldaten der Hafenpolizei drängten die erregt protestierenden Reporter und Fernsehleute zurück. Sie nahmen wenig Rücksicht auf die gezückten Presseausweise. Das verriet mir, daß sie Sonderbefehle erhalten hatten. Auf den amerikanischen Kontinenten gab es aber nur eine Organisation, die gleichgültig über den Zorn der Presse hinweggehen konnte – das war die Geheime-Wissenschaftliche-Abwehr.
»Nanu, Sir, was wollen die denn?« fragte hinter mir der zweite Pilot des Versorgungsschiffes. Ich trug noch immer die zartblaue Uniform eines Raumkapitäns.
»Keine Ahnung«, entgegnete ich gedehnt, obwohl ich die drei Kollegen längst erkannt hatte. Zwei der Männer standen mit schußbereiten Thermo-Rak-Pistolen neben dem Wagen; der dritte Mann kam rasch auf uns zu.
Sie trugen die altvertrauten Dienstmasken der GWA.
Der Mann blieb seitlich von uns stehen, um uns nicht das Schußfeld zu versperren. Das strahlungssichere Etui klappte auf. Der Pilot des Schiffes nahm Haltung an. Wenn der Kollege jetzt die Rakete mit voller Ausrüstung verlangt hätte, wäre sie ihm augenblicklich zur Verfügung gestellt worden.
»Captain Miller, Sir«, stellte er sich vor.
Natürlich hieß er nicht Miller. Das war praktisch der Sammelname für jeden Agenten, wenn er sich schon einmal bereit erklärte, außer dem Rang überhaupt einen Namen zu nennen.
»Ja, bitte?«
Der Captain steckte das Etui mit der leuchtenden GWA-Marke wieder ein. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Mir war etwas seltsam zumute, obwohl ich dem gleichen Verein angehörte. Hinter dem GWA-Agenten stand in diesem Augenblick die Macht der ganzen Welt. Vor Monaten noch war es nur die Macht der amerikanischen und europäischen Völker gewesen, doch jetzt hatten sich auch Asien und Rußland dieser Zusammenarbeit angeschlossen.
»Ich muß Sie und den ehemaligen Waffenoffizier der TITAN bitten, mir sofort zu folgen«, erklärte er sachlich. »Sie werden ins GWA-Hauptquartier gebracht.«
Ich fühlte den Atem des Piloten in meinem Nacken. Der Mann würde schon dafür sorgen, daß unsere Verhaftung bekannt wurde.
»Was – was haben wir mit der GWA zu tun?« fragte Hannibal nervös.
»Keine Fragen, bitte. Gehen Sie auf den Wagen zu.«
Ich bemühte mich um einen beunruhigten Blick. Teleobjektive richteten sich auf unsere Gruppe.
Hannibal fluchte. Ich ging hoch aufgerichtet zu dem Turbowagen. Zwei Leute der Raketenbesatzung brachten unser Gepäck. Die Stimmen der Reporter überschlugen sich.
Vor dem Einstieg warf ich einen wirkungsvollen Blick in den strahlend blauen Himmel der Nevadawüste. Es war der Blick eines abgesetzten Raumkapitäns, der weit über sich ein hervorragendes Raumschiff mit startklaren Triebwerken weiß. Dann verschwand ich. Die Leute von der
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