Vollmachten unbegrenzt
»Gedächtnis« war in solchen Dingen unfehlbar.
Es erkannte uns, worüber ich einigermaßen erleichtert war. Noch nie hatte ich das Hauptquartier derart beunruhigt betreten. Anschließend wurden wir noch durchleuchtet. Die Radiologen waren so gründlich, als hätten wir im Strahlungsgürtel des innerlunaren Raumes noch nicht genug Gamma aufgenommen.
Hannibal fluchte in farbigen Vergleichen. Es half ihm nichts.
Anschließend injizierte man uns einige Absorbermedikamente. Der Kleine murmelte etwas von angeeckten Chromosomen und von seiner voraussichtlichen Familiengründung. Wie da wohl der Nachwuchs aussehen sollte!
»Mit zwei Köpfen, wenn Sie Glück haben!« belehrte uns der GWA-Wissenschaftler mit einem Lächeln. Hannibal war wider Erwarten sprachlos. Er preßte die Lippen fest aufeinander.
Ein kleiner Hubschrauber brachte uns dann zum hochragenden Turmgebäude, dem sogenannten ›Vampirturm‹, in dem nach wie vor der Alte mitsamt elektronischem Mammutgehirn residierte. Mit gemischten Gefühlen dachte ich an das mechanische Monstrum, das ich vor dem letzten Einsatz erstmals erlebt hatte. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte das ›Gedächtnis‹ wieder allerlei Überraschungen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen parat.
Wir durchschritten die Panzergänge mit den Abwehranlagen. Diesmal leuchteten sogar die Warnlampen; ein Zeichen dafür, daß die Einrichtung eingeschaltet war.
Das Büro des Chefs durften wir nicht betreten, aber wir bekamen jeder ein luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer zugewiesen, das sich durch einen einfachen Knopfdruck in Schlaf- und Speiseräume umwandeln ließ.
Hannibal begab sich in die Kabine des Robotbades, wählte ein Vollbad mit Heißluftdusche und kräftiger Massage. Anscheinend hatte er den Stufenschalter etwas zu tief nach unten gedrückt, denn zehn Minuten später brüllte er verzweifelt um Hilfe.
Ich fand ihn in den fesselnden Griffen von vier Gummihänden, die gnadenlos seine Rücken- und Bauchmuskulatur bearbeiteten.
Ich betrachtete ihn voller Schadenfreude, ehe ich die Robot-Massage abschaltete. Die Gummihände zogen sich sofort in die Wand zurück. Hannibal taumelte hoch.
»Es wäre besser gewesen, wenn es dir das Mundwerk verbrannt hätte!« neckte ich ihn.
Der Kleine bedachte mich mit einem vernichtenden Blick und traktierte den Getränkeautomaten mit hastigen Griffen. Was er da zusammenmixte, hätte wahrscheinlich einem indischen Fakir genügt, um Feuer zu speien.
Auf jede Überraschung gefaßt, stieg ich ebenfalls in das Bad und stellte vorsichtig die gewünschten Werte ein. Das Gerät funktionierte bestens!
Anschließend kredenzte er mir mit wohlwollenden Worten einige Drinks, die er mit den Ausdrücken ›Genickbrecher‹ und ›Tiefschlag‹ bezeichnete. Zuerst wurde mir leicht übel, danach fühlte ich mich überhitzt, und zuletzt gaben meine Magenschleimhäute Feueralarm. Hannibal amüsierte sich köstlich, als ich röchelnd nach einer kühlenden Flüssigkeit verlangte.
Der Robotautomat schien mit einer großen Auswahl alkoholischer Genüsse angefüllt zu sein. Hannibal spielte auf den Drucktasten, und sogleich schob sich aus der Öffnung ein frisches Glas mit einer wasserklaren Flüssigkeit.
Ich trank es – und mir wurde kühl, kälter, am kältesten.
»Ich glaube, Ammoniak erzeugt bei der raschen Verdunstung ein gewisses Kältegefühl, wie?« erkundigte er sich. »Das ist eine Stickstoff-Wasserstoff-Verbindung. Ich bin neugierig, wie du das verträgst.«
Wir trieben weiteren Unfug. Jeder hütete sich, auch nur mit einem Wort auf die quälende
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