Vollmachten unbegrenzt
hatte.
Der Chefarzt des Satelliten Terra III betrat den engen Raum mit den leicht gekrümmten Wänden. Er hieß Manmon. Bisher hatten wir nicht gewußt, daß er ein beamteter und vereidigter Mediziner der GWA war.
Er begrüßte uns and schickte anschließend den Stationsarzt hinaus. Dann zeigte er uns kurz die rötlich fluoreszierende GWA-Marke mit dem Atommodell. Dieses radioaktive Element, ›Lunarium‹ genannt, konnte künstlich nicht hergestellt werden.
Er klappte das strahlungssichere Etui aus Potronin-Plast zu und setzte sich zu mir auf den Bettrand.
»Okay«, erklärte er übergangslos, »die Sache ist gut abgelaufen. Es sind insgesamt vier Männer erkrankt, darunter Sie und der Leutnant. Die zwei Ersatzleute sind schon an Bord. Der Bevollmächtigte des HQ wird eben übergesetzt. Ich habe Sie raumuntauglich geschrieben und zusätzlich angeordnet, Sie sofort zur Erde zu bringen.«
Ich nickte unbeeindruckt, nur mit einer Frage auf der Zunge.
»Wird es nicht verdächtig erscheinen, daß wir praktisch alle auf einmal erkranken?«
»Kaum, Major. Solche Fälle gibt es oft. Wenn der Koller ausbricht, sind fast immer einige Leute gleichzeitig davon betroffen. Voraussetzung dafür ist, daß sie sich die gleiche Zeitspanne über im schwerelosen Raum befanden und diesen Kräften ununterbrochen ausgesetzt waren. Das ist praktisch unser einziges Testverfahren, mit dem wir im letzten Augenblick noch die extremsten Fälle ausscheiden können. Zweifellos werden auf der TITAN noch einige Männer erkranken. Die Sache ist rein individuell. Für die Leute wird es nur schwieriger sein. Wenn die Geschichte anfängt, wird man sie stundenlang in die kleine Notzentrifuge des Schiffes setzen müssen. Die Anfälle werden jedoch immer rascher und heftiger auftreten. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Ein Mann mit einer natürlichen Veranlagung zum AS-Koller muß untauglich geschrieben werden.«
Er untersuchte uns gewissenhaft und gab uns noch einmal ein kreislaufstabilisierendes Mittel.
»Die nächste Kurierrakete geht in zwei Stunden ab«, erklärte er aufstehend. »Ich lasse Ihr Gepäck an Bord der Station bringen. Bis nachher.«
»Kurz und schmerzlos«, murmelte der Kleine, als Dr. Manmon verschwunden war. »Ich wollte, wir hätten schon den Mitleidsbesuch der Kollegen hinter uns.«
Nur eine Stunde später drängten sich die Offiziere und eine Abordnung der Mannschaft vor unseren Betten. Der neue Kommandant, mein ehemaliger Erster Astronavigationsoffizier, sprach stockend und überaus verlegen einige schöne Worte.
Es war ihm peinlich, vor seinem ehemaligen Kommandanten zu stehen, dessen Sterne nun er auf den Schultern trug. Ich konnte gut verstehen, was in ihm vorging. Um meiner Rolle gerecht zu werden, zeigte ich ein entsagendes Lächeln. Niemand aus der Raumgarde gibt gerne eine führende Position auf.
Ich entließ die Leute mit den besten Wünschen für einen erfolgreichen Flug und tauschte einen kurzen Händedruck mit unseren beiden Agenten. Als die anderen Männer draußen waren, flüsterte ich den mit Biomasken versehenen Kollegen zu:
»Macht es gut, Jungs. Seid ihr informiert?«
»Vollkommen, Sir«, lautete die leise Antwort. »Wir werden uns auf dem Mars umsehen, vorausgesetzt, wir kommen überhaupt hin.«
»Was soll das heißen?« fragte ich hellhörig.
Der Kollege zuckte mit den Schultern.
»Keine große Ahnung, Sir. Der Chef war schweigsam wie ein Grab. Ich kann Ihnen nur sagen, daß das HQ einem Ameisenhaufen gleicht. Das Projekt Mars scheint vorläufig etwas in den Hintergrund getreten zu sein.«
»In den Hintergrund?« wiederholte Hannibal gereizt. »Sind
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