Vollmachten unbegrenzt
näher. Niemand wunderte sich, und mißtrauische Blicke waren von vornherein ausgeschlossen. Hier wußten sie alle, daß nur einwandfreie Leute die Robotsperre passieren konnten. Es spielte nun keine Rolle mehr, welches Gesicht sich unter der Maske verbarg.
Scheuning grüßte kurz, etwas geistesabwesend. Ich hörte den Rest seiner Ausführungen:
»… unvorstellbarer Technifizierung. Es gibt keine Meßgeräte, mit deren Hilfe die Funktionen der tausendfältigen Schaltungen richtig erkannt werden können. Das ist eine vollendete Positronik, jedoch auf einer total fremden Ebene. Wissen Sie, General, wenn Sie ein Glasgefäß zerstören wollen, so können Sie es leicht mit einem schweren Gegenstand zerschlagen. Das ist die primitive Methode. Sollten Sie ein besonderes Gefühl der Ästhetik besitzen und außerdem einen geschulten Verstand, so werden die übrigbleibenden Glasscherben Sie stören. Ihr technisches Verständnis wird Ihnen sagen, daß die Arbeit des Hinwegräumens in einem Arbeitsgang bewältigt werden könnte. Also werden Sie das Glasgefäß in einem atomaren Flammofen vergasen. Sie werden zugeben, daß beide Vernichtungsmethoden erheblich differieren. Im Falle der Robotpositronik sind wir die Primitiven mit dem Hammer, die Unbekannten die Leute mit dem atomaren Flammofen. Es gibt viele Wege, um ein Ziel zu erreichen.«
Er schwieg erschöpft. Meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit galt dem Gespräch. Der Alte biß sich bald die Lippen wund.
»Da haben wir es«, wandte er sich abrupt an mich. »Das Ding ist einfach nicht zu einer als vernünftig anzusehenden Handlung zu bewegen.«
»Seien Sie glücklich, daß wir überhaupt den einfachen Bewegungsmechanismus in Gang gebracht haben«, erklärte Scheuning säuerlich. Anscheinend fühlte er sich etwas in seiner Ehre gekränkt.
Ich sah auf Relings borstenartige, graue Haare hinunter. Er war mittelgroß und von untersetzter Gestalt. Dann fing ich einen Blick von ihm auf, der mir zu schaffen machte.
»Ach so«, meinte er, »Sie wissen ja noch gar nicht, wovon wir sprechen. Haben Sie Ihre neue Thermo-Rak-Pistole bei sich?«
Ich nickte, innerlich aufgewühlt.
»Schalten Sie mal ein, Doktor«, rief er einem Mann mit blassem Gesicht und entzündeten Augen zu.
Der Angesprochene ging langsam auf eine gewaltige Schalttafel zu. Die Leute schienen hier alle unter großer Anspannung zu stehen.
»Aufpassen«, forderte mich Reling auf. »Ich zeige Ihnen nicht die geheimste Anlage der GWA, weil man vielleicht erwarten könnte, Sie hätten Ihre Freude daran. Beachten Sie die Bildschirme.«
Das Licht dunkelte etwas ab. Dafür leuchteten die großen Flächen auf. Ich erkannte die Anlage eines großen Schießstandes, dessen flankierende Wandungen jedoch nur aus wuchtigen Turbogebläsen, und schenkelstarken Rohrschlangen zu bestehen schienen. Sie waren mit dicken Schneekristallen bedeckt. Es sah so aus, als herrschte innerhalb dieses seltsamen Standes eine Minustemperatur, die einem Menschen in wenigen Sekundenbruchteilen den Tod bringen mußte.
Meterstarke Betonwände mußten uns von dem Innenraum trennen, aber das merkte man nicht.
Weitere Scheinwerfer leuchteten auf. Plötzlich sah ich das Gebilde. Die Geräuschaufnahme schaltete sich ein. Ein dumpfes, unheimliches Tapsen drang aus den Lautsprechern.
Hannibal stieß einen erstickten Laut aus. Ich griff unwillkürlich zur Waffe.
Der Alte zeigte ein bissiges Lächeln.
»Das dürfte Ihnen wenig nützen, HC-9! Damit bezwingen Sie ihn nur in einem ganz bestimmten Fall, den Sie nun einmal ausprobieren sollen. Deshalb sind Sie hier.«
Der Kleine begann
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