Vollmachten unbegrenzt
erledigen.«
»Das hat Zeit«, betonte ich etwas verlegen. Hölle, das hatte mir noch gefehlt. Ich konnte mich nicht erinnern, daß ich unter dem Lächeln einer Frau schon einmal verlegen geworden wäre.
»Sie hätten schon heute früh unbedingt den Arzt aufsuchen müssen. Haben Sie denn nichts von der Tb-Seuche gehört?«
»Doch, aber erst gegen elf Uhr. Ich fühlte mich schon den ganzen Morgen sehr schwach. Mir war einfach übel, dazu Schwindelgefühle. Da mir Tb-Symptome in dieser Form überhaupt nicht bekannt sind, dachte ich nicht im Traum an eine solche Infektion. Ich war der Meinung, von der Lungentuberkulose fühlte man nichts, bis es zu spät sei.«
Ich räusperte mich erneut. Sie war eine scharfe Denkerin. Natürlich hatte sie recht, aber von unserem mutierten Tuberkel-Bazillus konnte ich ihr ja nichts verraten. Er bewirkte die eigenartigen Erscheinungen.
»Sie werden in einigen Tagen wieder auf den Beinen sein«, lenkte ich ab. »Sie befinden sich erst im Anfangsstadium. Ich habe andere Leute gesehen, die schon einem Skelett glichen. Seien Sie froh, daß wir sofort alles getan haben. Die neuen Seren sind schon in größeren Mengen mit Flugzeugen unterwegs. Im Werk wird jeder geimpft.«
Ich blieb noch bei ihr, bis unten der Krankenwagen erschien. Danach ließ ich das psychologische Institut sofort schließen. Die Leute mußten schleunigst untersucht und geimpft werden.
»Eine herrliche Pleite!« höhnte der Zwerg, als wir wieder auf unseren Einsatzwagen zugingen. »Dabei hätte ich ums Haar noch einen Hitzestrahler mitgenommen. Da haben sich unsere Herren Fachleute aber arg getäuscht.«
»Oder auch nicht!« beharrte ich auf meinen allerletzten Zweifeln. »Immerhin sind genügend Verdachtsgründe vorhanden. Sie ist dreifache Millionärin und arbeitet hier für ein relativ geringes Gehalt. Warum? Aus Spaß an der Freude? Dazu könnte sie sich ein Privatinstitut schaffen. Ich finde das nicht besonders logisch, oder?«
»Hmm!«
»Aha! Dann ist ihre bemerkenswerte Vorgeschichte zu beachten. Sie vergab einige dieser rätselhaften Aufträge an die Industrie. Wir wissen heute noch nicht, was mit den Teilfabrikaten letztlich geschieht.«
»Sie ist aber einwandfrei krank, oder? Selbst wenn die Deneber neue Nachahmungsmodelle mit sauber durchgebildeten Innereien auf den Schauplatz gebracht haben, kann sie keins davon sein. Lungen aus täuschend echt nachgebildeten Kunststoffen werden wohl kaum auf den Erreger reagieren.«
Damit war das gesagt worden, was mich an den Rand des Wahnsinns brachte. Bis zur Stunde waren schon zweitausend Werksangehörige geröntgt und obendrein geimpft worden. Kein Erfolg! Alles einwandfrei! Ich hatte das Gefühl, als zeichnete sich bereits ein gewaltiger Mißerfolg ab.
Deshalb sagte ich bedrückt:
»Egal, ich will wenigstens in ihrem Fall Klarheit haben. Wenn wir offen vorgehen könnten, wäre es kein Problem. So aber müssen wir immer berücksichtigen, daß die Deneber noch keine Ahnung von unserem Wissen haben. Der von dem Wahnsinnigen getötete Halbrobot ist offiziell beerdigt worden. Die Nachahmung von Oberst Gurding befindet sich ebenso offiziell im GWA-Hauptquartier in Schutzhaft. Unsere Leute haben schnell geschossen. Wir müssen nach wie vor im Hintergrund bleiben. Sollten sie eines Tages merken, daß wir sie erkannt haben, steht genauen Untersuchungsmethoden nichts mehr im Wege. Heute geht es einfach noch nicht. Trotzdem werde ich sie gründlichst untersuchen lassen, mein Wort.«
Er sah mich dünn lächelnd an.
»Sie ist sehr schön, wie? Unser Einsatz wird interessant. Wie willst du unauffällig feststellen, daß sie ein wirklicher Mensch ist?«
Er
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