Vollmachten unbegrenzt
Lebend wollte er das Ding haben!
Nun werden Sie einmal mit den mechanischen Kräften eines halben Roboters fertig, wenn Sie mit Ihren normalen Explosivgeschossen nicht auf den einzig verwundbaren Teil schießen dürfen. Ich mußte zurückhaltend sein. Eine Energiewaffe konnte nur im Freien eingesetzt werden. In dem relativ engen Raum wären wir von den vierhundertfünfzigtausend Hitzegraden rettungslos vernichtet worden, und das Institut hätte schnell in Flammen gestanden. Das war eben der Nachteil dieser wirkungsvollen Strahler.
Ich trat ein, mit einem hastigen Gruß auf den Lippen. Ich war eben der besorgte Sicherheitschef, der infolge der letzten Vorkommnisse auf die Gebote der Höflichkeit keine sonderlichen Rücksichten nahm. Noch nicht einmal angeklopft hatten wir.
»Hallo, Dr. Ponjares! Ich hätte gern einige Auskünfte über …«
Ich verstummte mitten im Satz und sah überrascht nach vorn. Hannibal stöhnte. Seine geballten Hände zeugten ebenso wie die verkniffenen Lippen von seiner maßlosen Enttäuschung.
Mir erging es nicht besser. Wäre der Alte jetzt hier gewesen, hätte er allerhand zu hören bekommen.
Die junge Frau lag von Krämpfen geschüttelt vor einem kleinen Rechenautomaten. Sie hatte anscheinend auf dem Arbeitsschemel gesessen, war dort infolge einer plötzlichen Schwäche heruntergefallen und hatte sich dabei die Stirnhaut oberhalb des linken Auges aufgeschlagen.
Sie hustete unter anscheinend großen Schmerzen. Die weißen Hände preßten sich gegen ihr Brustbein. Ich sah in fiebrig glänzende Augen von tiefdunkler, betörender Schönheit. Das blauschwarze Haar fiel in ihr blasses, schweißbedecktes Gesicht.
Als sie uns sah, wollte sie sich aufrichten. Die Hand glitt kraftlos an den Beinen des Schemels ab. Trotz des unaufhörlichen Hustenreizes begann sie leise zu weinen. Dann lag sie mit zuckenden Schultern auf den Boden und verbarg das Gesicht in den Händen. Dabei preßte sie ständig die Ellenbogen gegen die schmerzende Lunge.
Wenn das ein »Ding« war, dann wollte ich nicht mehr Thor Konnat heißen! Die Frau litt ganz offensichtlich an der ausbrechenden Krankheit. Auch das war einwandfrei, da sie später als die anderen Personen infiziert worden war. Die Symptome des ersten Schwächeanfalls waren, typisch!
Hannibal rief nach einem Krankenwagen. Ich hob die Psychologin vorsichtig auf und bettete sie behutsam auf die Couch.
»Nicht, bitte nicht«, weinte sie. »Sie – Sie stecken sich doch an. Ich infiziere Sie mit meinem Husten. Bitte!«
»Ruhig«, beschwichtigte ich sie, wütend auf mich selbst und auf den Alten. »Ich bin heute nochmals geimpft worden. Ein neues Serum. Sie müssen jetzt ganz ruhig bleiben.«
Als sie nun auf der Couch lag, nahm ihr Gesicht wieder etwas Farbe an. Sie war wirklich nicht schön. Die Lippen waren zu voll, der Mund zu groß. Die sonst feingezeichnete Nase erschien an den Flügeln zu breit, etwas negroid. Ihre Augen übten jedoch eine Faszination aus. Sie waren von rätselhafter Tiefe. Auch ihre Figur hätte jeden anspruchsvollen Maler zu Freudenrufen veranlaßt.
Gundry Ponjares war genau das was der GWA-Chef behauptet hatte: unglaublich faszinierend, interessant und völlig angefüllt mit dem gewissen Etwas.
Ich gab ihr mein Taschentuch, das sie sich vor die Lippen hielt. Wenn sie ein halber Roboter mit Knochen aus MA-Metall und nachgeahmten Organen sein sollte, dann wußte ich nicht mehr, wie eine Frau aussieht.
»Danke«, sagte sie schwer atmend. Ihr Lächeln brachte mich an den Scheitelpunkt meiner männlichen Tugenden. »Es geht schon wieder. Sie wollen mich in die Klinik bringen? Ich habe wichtige Arbeiten zu
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