Vollmachten unbegrenzt
Möglichkeiten.«
»Ja …?«
»Geben Sie mir die Erlaubnis zu einem kleinen operativen Eingriff, besser gesagt – die Genehmigung für einen direkten Blick ins Innere des Körpers. Dann haben Sie in drei Stunden einen genauen Befund.«
»Nein, auf keinen Fall«, wehrte ich ab. »Das ist wirklich die letzte Lösung. Wir können nicht vierzigtausend Leute aufschneiden, Herz, Nieren und sonstige Organe betasten, nur um zu sehen, ob sie aus dem üblichen Gewebe bestehen. Halten Sie es überhaupt für möglich, daß man sämtliche Organe künstlich nachformen kann?«
»Nun, diese Organe brauchten ja keine Funktionen auszuüben. Es genügte völlig, wenn sie den eigentlichen Antriebsmechanismus der Nachahmungen verdeckten und einen absolut naturgetreuen Schatten auf den Schirm werfen würden. Das wäre vielleicht eine Erklärung. Fragen Sie mich aber nicht, wie man dieses Kunststück zustande bringen kann. Das ist für unsere Wissenschaft zu hoch.«
Meine Unruhe stieg. So ordnete ich an:
»Okay, machen Sie weiter mit den Reihenuntersuchungen. Aus dem Sperrgebiet kommt niemand hinaus, das ist sicher. Notfalls lasse ich sämtliche Fabriken und Labors stillegen. Urlaub, bis die gesamte Belegschaft bis zum letzten Mann geröntgt worden ist. Hat sich diese Gundry Ponjares noch nicht gemeldet? Seit der Infizierung sind zweieinhalb Tage vergangen. Wenn sie kein Monstrum ist, müßte sie eigentlich schon etwas spüren, nicht wahr?«
»Mit dem mutierten Erreger im Blut garantiert.«
»Schön, wollen wir uns die Dame einmal ansehen.«
Hannibal begleitete mich. Der schwere Bereitschaftswagen brachte uns hinüber zum psychologischen Institut. Es war nur wenige Meilen entfernt, am Rande der grünenden Parkanlagen.
»Warten Sie hier«, wies ich die Besatzung des Wagens an.
In der kühlen Vorhalle entsicherten wir mit einem Griff die durchgeladenen Dienstwaffen. Für das empfindliche Gehirn eines halborganischen Wesens genügten die Explosivgeschosse vollkommen. Das hatte sich in zwei Fällen erwiesen.
Ein aufgeregter Portier brachte uns höchstpersönlich nach oben. Dort trat uns der heimlich benachrichtigte Chefpsychologe in den Weg. Mit fliegendem Kittel stürzte er aus seinem Büro. Ich kannte ihn schon.
»Oh, Sie sind es. Man rief mich an«, keuchte er. »Kann ich etwas für Sie tun? Sagen Sie, was halten Sie nur von diesen Tb-Fällen? Völlig ausgeschlossen, daß erblich belastete Personen durch meine Abteilung gegangen sind. Ich …«
»Bitte, Professor, das steht jetzt nicht zur Debatte«, wehrte ich unwillig ab. »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Dagegen möchte ich Dr. Ponjares sprechen. Ich hätte einige Fragen hinsichtlich ihres speziellen Fachgebietes. Sie leitet doch die Auswertungsabteilung, nicht wahr?«
Der Wissenschaftler atmete erleichtert auf. Hannibal brummte gereizt, da auch er die stillen Ängste des Mannes erkannt hatte. Wahrscheinlich hatte er angenommen, wir suchten im psychologischen Institut nach einem Schuldigen.
Der Professor brachte uns ein Stockwerk höher und trat dann zögernd zurück. Ich hatte ihn nicht aufgefordert mitzukommen.
Im Vorraum zum Büro der Psychologin standen einige junge Leute herum. Natürlich sprachen sie nur über die letzten Ereignisse. Offene Tb im Jahre 2004? Undenkbar!
»Ja, sie ist hier«, erklärte ein junges Mädchen. »Soll ich Sie anmelden, Sir?«
»Danke, nicht nötig. Kommen Sie, Rinkle.«
Hannibal war rechts hinter mir, als ich einfach die breite Schiebetür zu ihrem Arbeitszimmer aufriß. Ich wollte zur Waffe greifen, unterließ es aber, da ich mich genau an die Anweisungen des Alten erinnerte.
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