Vollmachten unbegrenzt
Hubschrauber-Rundflüge brachten uns fast jeden Tag an die Grenzen des äußeren Sperrgebietes, wo wir angeblich die Raketenstationen kontrollierten. Wenn die Deneber zuschlagen wollten, so hatten sie dabei die beste Gelegenheit. Wir verzichteten sogar auf einen Piloten und flogen die Maschine selbst.
Vor zwei Tagen hatte ich vom Chef den Befehl erhalten, ab sofort die Spezialuniform zu tragen. Das galt auch für den Kleinen. Das ›Gedächtnis‹ hatte mit 98prozentiger Wahrscheinlichkeit den Schluß gezogen, daß es nun bald soweit sein müßte.
Also rutschte ich seit sechsundvierzig Stunden auf Mikro-Atombomben, Thermo-Rak-Geschossen, Thermonital-Haftladungen und anderen Dingen herum, die durchaus nicht geeignet waren, mir den inneren Frieden zu bringen.
Mein Mikrosender saß wieder in der alten, künstlich erweiterten Schußwunde des rechten Oberschenkels, wo ich die Morsetaste durch die Tasche hindurch mit dem Finger berühren konnte. Der übliche Druckschmerz hatte sich gelegt. Unsere neuen GWA-Dienstpistolen trugen wir nicht mehr. Wenn uns jemand faßte, mußten die Waffen sofort auffallen. Nur die schwere Armeeausführung der Henderley baumelte sichtbar an unseren Gürteln.
Auch die Kontaktuhr hatte ich abgelegt. Jetzt trug ich statt dessen ein anderes Erzeugnis aus den Mikrowerkstätten der GWA. In der neuen Uhr waren fünf Säureschüsse untergebracht, die auf nahe Entfernungen eine verheerende Wirkung hatten. Nur MA-Metall widerstand dieser Waffe. Der stabile Werkstoff wurde davon nicht angegriffen, obwohl man mit der ätzenden Flüssigkeit Granitfelsen in eine blasige Masse verwandeln konnte.
Die umfangreiche Ausrüstung war genial in unseren Sonderuniformen verborgen. Die Schuhe dienten auch als Verstecke. Ich war neugierig, ob wir die richtigen Sachen an der richtigen Stelle finden würden, wenn es wirklich einmal erforderlich sein sollte.
Hannibal erschien gegen sechzehn Uhr. Es war Zeit zu dem üblichen Rundflug, der uns diesmal an den Oberlauf des Sweet-Water führen sollte. Vor drei Tagen war dort eine neue Abwehrstation errichtet worden, deren Chef ich bisher nur flüchtig kannte.
Vor dem Spiegel überprüfte ich nochmals den Sitz meiner Uniform. Es war eine Kunststoffkombi, der man mit dem besten Willen nicht die geheimen Fächer ansehen konnte. Sämtliche Gegenstände der Spezialausrüstung waren auf ›superflach‹ gearbeitet worden, teilweise sogar biegsam. Es gehörte zu den Aufgaben unserer Ausrüstungsabteilung, für einen bestimmten Fall die erforderlichen Waffen herzustellen. Überwiegend wurde nur mit dem elektronischen Mikroskop gearbeitet.
Ehe wir gingen, tippte ich kurz das verabredete Signal in die Taste des SUW-Senders. Dazu brauchte ich nur die Hand in die Tasche zu stecken und mit der Fingerkuppe meine ehemalige, nun mit Gewebeplasma verschlossene Beinwunde zu berühren. Es war der übliche Sendertest.
Es dauerte fünf Minuten, bis TS-19 getreu seiner Aufgabe anrief. Er erstattete eine belanglose Meldung über den derzeitigen Personalstand innerhalb der Fabrik zur Triebwerks-Endmontage. Also hatte er mein Rufzeichen klar empfangen. Das war immerhin ein beruhigendes Gefühl.
Kurz nach sechzehn Uhr bestiegen wir unseren kleinen Hubschrauber. Hannibal schleppte einen marsianischen Energiestrahler mit. Er paßte zu ihm wie eine Panzerabwehrkanone zu einem Kleinkind. Immerhin wurde nicht mehr über ihn gelächelt, da er schon zu oft bewiesen hatte, wie geschickt er mit den gefährlichen Waffen umgehen konnte.
Ich winkte dem Wachoffizier flüchtig
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