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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Hub­schrau­ber-Rund­flü­ge brach­ten uns fast je­den Tag an die Gren­zen des äu­ße­ren Sperr­ge­bie­tes, wo wir an­geb­lich die Ra­ke­ten­sta­tio­nen kon­trol­lier­ten. Wenn die De­ne­ber zu­schla­gen woll­ten, so hat­ten sie da­bei die bes­te Ge­le­gen­heit. Wir ver­zich­te­ten so­gar auf einen Pi­lo­ten und flo­gen die Ma­schi­ne selbst.
    Vor zwei Ta­gen hat­te ich vom Chef den Be­fehl er­hal­ten, ab so­fort die Spe­zia­l­uni­form zu tra­gen. Das galt auch für den Klei­nen. Das ›Ge­dächt­nis‹ hat­te mit 98pro­zen­ti­ger Wahr­schein­lich­keit den Schluß ge­zo­gen, daß es nun bald so­weit sein müß­te.
    Al­so rutsch­te ich seit sechs­und­vier­zig Stun­den auf Mi­kro-Atom­bom­ben, Ther­mo-Rak-Ge­schos­sen, Ther­mo­ni­tal-Haft­la­dun­gen und an­de­ren Din­gen her­um, die durch­aus nicht ge­eig­net wa­ren, mir den in­ne­ren Frie­den zu brin­gen.
    Mein Mi­kro­sen­der saß wie­der in der al­ten, künst­lich er­wei­ter­ten Schuß­wun­de des rech­ten Ober­schen­kels, wo ich die Mor­se­tas­te durch die Ta­sche hin­durch mit dem Fin­ger be­rüh­ren konn­te. Der üb­li­che Druck­schmerz hat­te sich ge­legt. Un­se­re neu­en GWA-Dienst­pis­to­len tru­gen wir nicht mehr. Wenn uns je­mand faß­te, muß­ten die Waf­fen so­fort auf­fal­len. Nur die schwe­re Ar­mee­aus­füh­rung der Hen­der­ley bau­mel­te sicht­bar an un­se­ren Gür­teln.
    Auch die Kon­takt­uhr hat­te ich ab­ge­legt. Jetzt trug ich statt des­sen ein an­de­res Er­zeug­nis aus den Mi­kro­werk­stät­ten der GWA. In der neu­en Uhr wa­ren fünf Säu­re­schüs­se un­ter­ge­bracht, die auf na­he Ent­fer­nun­gen ei­ne ver­hee­ren­de Wir­kung hat­ten. Nur MA-Me­tall wi­der­stand die­ser Waf­fe. Der sta­bi­le Werk­stoff wur­de da­von nicht an­ge­grif­fen, ob­wohl man mit der ät­zen­den Flüs­sig­keit Gra­nit­fel­sen in ei­ne bla­si­ge Mas­se ver­wan­deln konn­te.
    Die um­fang­rei­che Aus­rüs­tung war ge­ni­al in un­se­ren Son­de­r­uni­for­men ver­bor­gen. Die Schu­he dienten auch als Ver­ste­cke. Ich war neu­gie­rig, ob wir die rich­ti­gen Sa­chen an der rich­ti­gen Stel­le fin­den wür­den, wenn es wirk­lich ein­mal er­for­der­lich sein soll­te.
    Han­ni­bal er­schi­en ge­gen sech­zehn Uhr. Es war Zeit zu dem üb­li­chen Rund­flug, der uns dies­mal an den Ober­lauf des Sweet-Wa­ter füh­ren soll­te. Vor drei Ta­gen war dort ei­ne neue Ab­wehr­sta­ti­on er­rich­tet wor­den, de­ren Chef ich bis­her nur flüch­tig kann­te.
    Vor dem Spie­gel über­prüf­te ich noch­mals den Sitz mei­ner Uni­form. Es war ei­ne Kunst­stoff­kom­bi, der man mit dem bes­ten Wil­len nicht die ge­hei­men Fä­cher an­se­hen konn­te. Sämt­li­che Ge­gen­stän­de der Spe­zi­al­aus­rüs­tung wa­ren auf ›su­per­flach‹ ge­ar­bei­tet wor­den, teil­wei­se so­gar bieg­sam. Es ge­hör­te zu den Auf­ga­ben un­se­rer Aus­rüs­tungs­ab­tei­lung, für einen be­stimm­ten Fall die er­for­der­li­chen Waf­fen her­zu­stel­len. Über­wie­gend wur­de nur mit dem elek­tro­ni­schen Mi­kro­skop ge­ar­bei­tet.
    Ehe wir gin­gen, tipp­te ich kurz das ver­ab­re­de­te Si­gnal in die Tas­te des SUW-Sen­ders. Da­zu brauch­te ich nur die Hand in die Ta­sche zu ste­cken und mit der Fin­ger­kup­pe mei­ne ehe­ma­li­ge, nun mit Ge­we­be­plas­ma ver­schlos­se­ne Bein­wun­de zu be­rüh­ren. Es war der üb­li­che Sen­der­test.
    Es dau­er­te fünf Mi­nu­ten, bis TS-19 ge­treu sei­ner Auf­ga­be an­rief. Er er­stat­te­te ei­ne be­lang­lo­se Mel­dung über den der­zei­ti­gen Per­so­nal­stand in­ner­halb der Fa­brik zur Trieb­werks-End­mon­ta­ge. Al­so hat­te er mein Ruf­zei­chen klar emp­fan­gen. Das war im­mer­hin ein be­ru­hi­gen­des Ge­fühl.
    Kurz nach sech­zehn Uhr be­stie­gen wir un­se­ren klei­nen Hub­schrau­ber. Han­ni­bal schlepp­te einen mar­sia­ni­schen Ener­gie­strah­ler mit. Er paß­te zu ihm wie ei­ne Pan­zer­ab­wehr­ka­no­ne zu ei­nem Klein­kind. Im­mer­hin wur­de nicht mehr über ihn ge­lä­chelt, da er schon zu oft be­wie­sen hat­te, wie ge­schickt er mit den ge­fähr­li­chen Waf­fen um­ge­hen konn­te.
    Ich wink­te dem Wa­ch­of­fi­zier flüch­tig

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