Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
Vom Netzwerk:
Angst zu haben. Meine Beine zitterten, und ich musste mich an einem Pfeiler festhalten, um nicht umzukippen.
    Â»Also«, sagte ich zu der überschminkten Frau in der Discounter-Jeans, »ich kann Sie nicht zwingen, mir zu glauben, und die Geschichte ist auch viel zu lang, aber ich schwöre, ich habe Ihren Mann noch nie gesehen. Ich musste nur ganz schnell aus einem Auto raus, und Sie und Ihr Mann waren meine letzte Rettung.«
    Sie sah mich jetzt nicht mehr giftig, sondern eher angeekelt an. »Tja, wir wollen gar nicht wissen, was Sie hier in der Tiefgarage in fremden Autos treiben. Lassen Sie uns einfach in Ruhe.« Mit diesen Worten schob sie ihren Manfred ins eheliche Auto.
    Ich hörte sie noch irgendwas in der Art von »Kein Schamgefühl. Ihrem Gewerbe am helllichten Tag in einem Parkhaus nachgehen, igitt« murmeln. Na gut, sie war ja nicht die Erste, die mich für eine Dame aus dem horizontalen Gewerbe hielt. Aber das war jetzt auch nicht meine größte Sorge. Mir war klar, dass ich nur einen kurzen Aufschub bekommen hatte, nächstes Mal würde mich der Belgier nicht so einfach davonkommen lassen. Ich rannte aus dem Parkhaus in Richtung Toiletten und schloss mich mit zitternden Fingern in einer Kabine ein. Dem Himmel sei Dank, dass es Handys gab. So schnell, wie ich das Handy aus der Tasche gekramt hatte, ließ ich es auch wieder reinfallen. Meine Güte, manchmal war ich wirklich dämlich. Hatte ich nicht eben erst erfahren, dass mein Handy abgehört wurde? Also traute ich mich aus dem Schutz der Toiletten raus und suchte das gesamte Einkaufszentrum nach einer Telefonzelle ab. Gar nicht so einfach im Zeitalter der Handys, aber irgendwann stand ich in einer und rief Nick an.
    Â»Nick? Ich stecke furchtbar in der Klemme«, heulte ich los. »Bitte, bitte, kannst du mir helfen? Ich muss hier weg.«
    Â»Wo bist du?«, gab er knapp zurück.
    Kaum hatte ich es ihm gesagt, hörte ich nur noch ein »Geh ins Eiscafé, bin gleich da«, und die Leitung war tot.
    War der jetzt sauer? Und wie wollte er es schaffen, gleich da zu sein, war er nicht bei irgendeiner Konferenz oder so was?
    Doch ich saß noch keine fünf Minuten in dem Café, als er auch schon hereinstürzte. Glücklicherweise sah er nicht sauer aus, eher vielleicht sogar ein bisschen besorgt.
    Â»Alice, gut, dass du mich angerufen hast! Komm schnell, wir reden im Auto, okay?« Mit diesen Worten schob er mich schon aus dem Café. Sobald wir im Auto saßen, erzählte ich ihm alles von dem Belgier und meiner Rettung. Na ja, fast alles, dass Manfreds Frau mich für eine Nutte hielt, ließ ich vorsichtshalber lieber aus.
    Â»Okay«, meinte Nick, »noch mal, sehr gut, dass du mich angerufen hast. Aber jetzt wird es hier für dich zu eng, wir müssen dich mal ein bisschen aus der Schusslinie bringen. Meine Schwester hat ein kleines Ferienhaus, das liegt ungefähr eine gute Stunde von hier, da bist du sicher, okay? Fahren wir hin?«
    Was für eine Frage! Urlaub mit Nick? Aber immer.
    Â»Ja, ich glaube schon, hier fühle ich mich einfach nicht mehr sicher.«
    Nick fuhr mit mir nach Hause, wo ich ein paar Sachen packte und meiner Mutter einen Zettel daließ, dass ich wegen meines Jobs ein paar Tage unterwegs sein würde. Halt. Meine Mutter. Und wenn der Dicke nun ihr etwas tun würde?
    Â»Nick? Der Belgier, Vincent, der war doch schon mal hier bei meiner Mutter. Was ist, wenn er jetzt ihr etwas antut?«
    Â»Keine Sorge, das glaube ich nicht. Der wollte damals nur ein bisschen Druck machen, aber deine Familie lässt er aus dem Spiel, ganz sicher.«
    Ich war so erschöpft, ich musste ihm einfach glauben.
    Irgendwann kamen wir im Nirgendwo an. Es waren nur noch Wälder und Wiesen und ab und zu mal weit weg von der Straße Lichter von vereinzelten Häusern zu sehen. Dann kamen wir in ein Dorf, in dem kaum mehr als hundert Leute wohnen konnten. Am Ende der Straße befand sich ein windschiefes Häuschen, das etwas von einem Hexenhaus hatte – der Urlaub konnte beginnen.
    Â»Ist deine Schwester Esoterikerin oder so was? Wer macht denn in dieser Einöde Ferien, hier gibt es ja absolut gar nichts«, wunderte ich mich.
    Â»Ach, das ist eine lange Geschichte, die erzähl ich dir irgendwann mal. Im Moment siehst du so aus, als ob du ein paar Stunden Schlaf brauchen könntest. Komm rein, ich zeige dir alles«, sagte Nick.
    Na ja, alles war

Weitere Kostenlose Bücher