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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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meinem Leben entfernt.«
    Na, so was. Auf diese Worte wartete ich nun seit Wochen, aber in meinem Kopf ertönten keine Harfenklänge, und auch mein Herz blieb verdächtig ruhig. Ich machte mich frei und starrte ihn an. »Ich möchte jetzt erstmal wissen, wie du auf die Idee gekommen bist, mit Drogen zu handeln und mit der belgischen Mafia zusammenzuarbeiten.«
    Simon schaute mich mit einem treuen Dackelblick an: »Alice, ich bin unschuldig. Nichts habe ich getan, gar nichts. Ich hatte doch selbst bis vor Kurzem keine Ahnung, was diese Typen aus meinem Versand gemacht haben. Ja, es stimmt, ich war kurz nicht ganz liquide und habe mir von den Leuten Geld geliehen, dafür haben sie ein paar Firmenanteile bekommen. Aber glaube mir, von all dem, was sonst noch abging, wusste ich überhaupt nichts!«
    Hm. Nun war ich doch etwas durcheinander. Ging denn so was? Da sollen Leute in seiner eigenen Firma Geschäfte gemacht haben, und Simon wusste von gar nichts? Irgendwie klingelten bei mir die Alarmglocken, seine Unschuldsnummer wirkte einfach so einstudiert.
    Â»So«, sagte ich, »du wusstest also von nichts und bist selbst nichts als ein Opfer, okay? Was willst du denn von mir, warum muss ich mich mit dir mitten in der Nacht treffen, und warum gehst du nicht zur Polizei, wenn du tatsächlich unschuldig bist?«
    Â»Weil ich meine Unschuld nur durch deine Hilfe beweisen kann«, erwiderte Simon. »Schau mich an, ich kann hier in der Stadt nur im Dunklen und verkleidet wie ein Idiot herumlaufen. Ohne Beweise glaubt mir die Polizei gar nichts.«
    Ich verstand auch gar nichts. »Ja, und wie soll ich dir helfen, wo soll ich Beweise für deine Unschuld herkriegen?«
    Â»Die Belgier haben das De-luxe-Paket entwickelt und ausschließlich über ihre Leute laufen lassen. Gut, okay, also ein wenig war ich schon über das Koks informiert. Ich fand die Idee erst ganz gut, bis sie mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben haben, dass dieses Geschäft nur ihre Sache ist, mich nichts angeht und ich auch keinen Cent bekomme. Und weil die Typen immer unangenehmer wurden, habe ich dieses Gespräch mit dem Handy aufgenommen und auf einen USB -Stick gespeichert«, erklärte Simon. »Und diesen Stick habe ich in einer alten Spieldose versteckt. Wenn du mir die bringst, dann bin ich aus dem Schneider, und wir beide fangen noch mal ganz von vorne an. Glaub mir, du bist das Wichtigste in meinem Leben, das ist mir jetzt wieder so richtig klar geworden. Lass uns diesen ganzen Mist aufklären, und dann fangen wir beide noch mal ganz von vorne an. Mit allem, was dazugehört …«, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
    Ich schaute ihn an. »Natürlich helfe ich dir, aber über uns muss ich erstmal ein paar Tage nachdenken. Hättest du mich nicht angelogen, wäre mir eine ganze Menge erspart geblieben. Und vor allem hast du mich hintergangen und kein Vertrauen zu mir gehabt. Das kann ich nicht so einfach vergessen, daher lass uns jetzt erstmal auf die Polizei-Sache konzentrieren. Ich besorge dir die Spieldose, und dann sehen wir weiter.«
    Â»Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lässt«, freute sich Simon. »Es gibt nur ein kleines Problem – die Dose ist in unserer Wohnung, und die ist versiegelt und wird auch noch beobachtet. Das heißt, du musst dich nicht nur irgendwie reinschleichen, sondern auch das Siegel durchbrechen. Aber glaube mir, wenn wir erst der Polizei diese belgischen Mafiosi ans Messer geliefert haben, kräht kein Hahn mehr danach.«
    Hm. Nach meinem Vortrag über Vertrauen und Lügen wäre es jetzt wohl besser, ich lasse ihn in dem Glauben, die Dose wäre noch in der Wohnung und nicht bei mir …
    Â»Ich muss jetzt los«, unterbrach er meine Gedanken, »bitte ruf mich an, sobald du die Dose hast. Und vergiss nicht – ich liebe dich.« Küsste mich und verschwand.
    In meinem Kopf brummte es nur so, und ich beschloss, es wie Scarlett O’Hara zu halten – ich würde einfach morgen darüber nachdenken. Jetzt erstmal nach Hause und endlich ins Bett, ich war hundemüde.
    Am nächsten Morgen, ja, okay, also am nächsten Mittag wachte ich auf und beschloss, mich erstmal durch ein bisschen Shoppen abzulenken. Gerade als ich in meinem Lieblingseinkaufszentrum mit einem wunderschönen Kaschmirpullover in einem ganz besonderen Roséton zur Kasse wollte, stach mir jemand in die Rippen. »Ganz ruhig,

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