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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Blondie, bleib einfach still. Wir beide verlassen jetzt dieses Geschäft und reden mal ein paar Töne in meinem Auto.«
    Ach du Scheiße, der dicke Belgier. Na, der hatte vielleicht Nerven, glaubte der wirklich, ich würde hier, inmitten von vielen Menschen, einfach mitdackeln und keine Szene machen?
    Â»Und mach keine Szene, Blondie, das ist nicht mein Finger, der in deinen Rippen steckt, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Aaaargh. Hatte ich wirklich eine Pistole in meinen Rippen? O Gott, o Gott, das konnte der doch nicht ernst meinen, oder?
    Â»Ganz still, dir passiert nichts, wir wollen nur reden. Also, allez .«
    Gut. Nun, ganz ruhig bleiben. Hätte er mir was tun wollen, hätte er es schon lange getan, also wollte er wohl wirklich nur reden.
    Â»Okay, ich komme ja mit, aber nehmen Sie dieses Ding da aus meinem Rücken, sonst falle ich gleich in Ohnmacht, und dann können wir das mit dem Reden vergessen.«
    Tatsächlich, die Pistole piekste mich nicht mehr. »Und ich muss vorher noch zur Kasse, dieser Pullover hier ist um fünfzig Prozent reduziert, auf so ein Schnäppchen werde ich nicht verzichten.«
    Â»Schluss jetzt«, zischte er mir ins Ohr, »der Pullover kommt zurück auf den Tisch, und du hältst jetzt die Klappe und kommst mit, sonst lernst du mich kennen.«
    Verdammt. Natürlich weiß ich aus Filmen, dass Mafiosi harte Kerle sind, aber das hier war ja schon grausam. Fünfzig Prozent Rabatt auf roséfarbenen Kaschmir, so was kriegt man doch nie wieder.
    Es half nichts, ich ging mit dem Dicken in die Tiefgarage zu seinem Auto, das – Überraschung! – mit Schokoladenpapier, Coladosen und Fastfood-Papier vollgemüllt war.
    Â»Du hast also gestern Nacht unseren Freund getroffen, ja? Du erzählst mir, was er von dir wollte, jetzt.«
    Â»Woher wissen Sie das? Beschatten Sie mich?«
    Â»Beschatten war gestern«, plusterte er sich auf, »heute wir haben beste Technik, brauchen gar nicht mehr aus dem Haus und wissen alles.«
    Hm. Wohl nicht alles. Wäre er mir gefolgt, hätte er Simon gefunden und bräuchte mich jetzt nicht mehr.
    Â»Sie hören mein Handy ab? Das ist illegal, hier in Deutschland gibt es so etwas wie Datenschutz, schon mal davon gehört?«, versuchte ich Zeit zu schinden.
    Â»Manchmal bist du ja ganz helle, oder? Gut, er ist uns gestern durch die Lappen gegangen, aber bald wir haben ihn. Also, los jetzt, ich hab noch mehr zu tun. Was wollte er?«
    Jetzt ganz schnell improvisieren, Alice, und lass nicht zu, dass deine Stimme zittert. »Tja, was wollte er wohl? Ist doch klar, oder? Geld natürlich. Und das von mir, nach all dem, was er mir angetan hat.«
    Â»Soso. Weißt du was? Ich glaub dir kein Wort. Unser Freund will etwas ganz anderes von dir, etwas, das uns gehört. Und jetzt ist hier Schluss mit lustig.« Plötzlich sah er gar nicht mehr so vergnügt aus wie sonst. Und ich bekam es richtig mit der Angst zu tun. Aus dem Augenwinkel sah ich einen ungefähr vierzigjährigen Mann zu seinem Auto gehen, und ohne viel zu überlegen, riss ich die Beifahrertür auf und schoss auf den Mann zu, um ihn ganz fest zu umarmen.
    Â»Liebling. Da bist du ja endlich, ich warte hier schon die ganze Zeit auf dich. Wo bleibst du denn so lange?«
    Der Mann guckte mich sehr verwirrt an, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Hier, vor Zeugen, würde mir der Belgier wohl nichts tun, oder? Nein, er nicht, aber jetzt stürzte eine Frau, die von ihrem Style gut in eine Nachmittags-Talkshow bei RTL gepasst hätte, zu uns:
    Â»Manfred? Du verlogenes Schwein, ich hab doch gewusst, dass du mich betrügst! Ich hab es gewusst …«
    Der arme Manfred guckte immer noch völlig verwirrt, also nahm ich die Sache in die Hand.
    Â»Hören Sie, das tut mir furchtbar leid, das ist einfach eine Verwechslung. Mein Freund hat genau den gleichen Mantel wie Ihr Manfred, und hier ist es ja auch so dunkel, nicht?«
    Â»Eigentlich nicht«, gab sie zurück, »ich finde es hier sogar ausgesprochen hell, also, Sie kleine Schlampe, wie lange geht das schon zwischen meinem Mann und Ihnen?«
    Â»Sie nennen mich eine Schlampe?«, gerade begann ich, richtig in Fahrt zu kommen, als der Wagen des Belgiers anfuhr und das Parkhaus verließ. Kaum war das Adrenalin aus meinem Blut verschwunden, begriff ich, dass ich eben das erste Mal wirklich Grund gehabt hatte, vor dem Dicken

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