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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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»gelingt immer«, sondern auch »nach Großmutters Rezept« stand. Perfekt! Dazu noch ein paar andere Sachen in den Wagen und los zur Kasse. Zum Glück fiel mir aber noch das Wichtigste ein – auf dem Land wurde immer Sherry getrunken. Das kann man in jedem Rosamunde-Pilcher-Film sehen. Also davon noch zwei Flaschen und dann zurück in mein Siebzigerjahrehäuschen. Tine Wittler wäre schwer begeistert davon, was es da alles zu machen gäbe. Oder auch dieses komische Paar bei Kabel eins oder RTL 2 , die erst immer ihrem Handwerkerteam einen Film zeigen über eine Familie mit ganz schlimmem Schicksal und dann innerhalb von vier Tagen eine Abbruchbude in ein Traumhaus verwandeln. Könnte mir gut vorstellen, wie ein Film über mich den Handwerkern gezeigt wird. »Das hier, meine Lieben, ist unsere Alice. Alice hatte es sehr schwer im Leben, ihr Freund hat sie verlassen, sie wird unschuldig von Drogenhändlern verfolgt, und ihre eigene Schwester hat ihr tiefe Wunden im Gesicht zugefügt. Aber Alice gibt nicht auf, nein, tapfer versucht sie einen Neuanfang. Wollen wir ihr dabei helfen?« Und dann schreien alle Handwerker mit Tränen in den Augen: »Ja, das wollen wir!!«, und ich bekäme ein tolles Haus.
    Na gut, später vielleicht. Jetzt musste ich erstmal ein Kaffeekränzchen organisieren. Wieder zu Hause, mischte ich die Zutaten zusammen, was wirklich einfach war, und schob das Ganze in den Ofen. Eine Kuchenform hatte ich nicht gefunden, aber diese Auflaufform würde es sicher auch tun.
    Ich deckte einen Kaffeetisch mit Geschirr, das aussah wie auf dem Jahrmarkt gewonnen, kochte Kaffee und holte meinen Kuchen aus dem Ofen. Erstaunlicherweise sah der wirklich gut aus, man musste sich eben nur mal etwas zutrauen im Leben.
    Bald danach trudelten schon meine Gäste ein. Susi und Anja waren wie Anneliese irgendetwas zwischen Mitte und Ende dreißig und trugen, genau wie sie, diese äußerst unvorteilhafte Meckifrisur. Ob es hier einen Friseur gab mit Sonderangebot? Drei Haarschnitte zum Preis von zweien? Die vierte im Bunde war Marianne, ungefähr fünfzig und wohl noch nicht in den inneren Kreis der Meckischnitte aufgenommen, sie hatte sich für eine Dauerwelle entschieden, durch die ihre grauen Haare wie Borsten in alle Richtungen abstanden. Ich musste meine Geschichte noch mal wiederholen, kaum hatte ich Venezuela erwähnt, hatte Anneliese wieder ihren großen Auftritt mit dem wahnsinnig lustigen Witz, und dann konnte ich die Damen an meine Tafel (so sagt man das bei Kaffeekränzchen) bitten. Ich eilte in die Küche und wollte meinen wunderbaren Kuchen elegant auf einen Teller drapieren, aber dieses kleine Miststück bewegte sich kein bisschen aus der Auflaufform. Großartig, ein toller Einstand für eine Hausfrau. Da ich nicht wollte, dass meine Tarnung gleich am ersten Tag aufflog, half hier nur noch Plan B. »So, ihr Lieben«, säuselte ich vor der Kaffeetafel stehend, »hier ist für euch der ganz besondere Kuchen nach einem Rezept meiner Großmutter. Oma hätte gewollt, dass ihr geliebtes Ritual auch in der heutigen Zeit weiterlebt.« Damit stellte ich die Auflaufform mitten auf den Tisch und drückte jeder eine Kuchengabel in die Hand. »Das Rezept stammt noch aus Kriegszeiten, und da Oma im Krieg so selten alles bekam, was sie für ihren Kuchen brauchte, bedeutete es ihr sehr viel, wenn es denn mal gelang. Um das zu feiern, durfte ihr Kuchen nur gemeinsam mit der Familie auf diese Art gegessen werden.«
    Meine Gäste schienen mir das wirklich zu glauben. Anneliese stieß mir mal wieder ihren Ellenbogen in die Rippen und raunte mir zu: »Wir sind wirklich stolz, dass du uns da so mit einbeziehst.« Die anderen drei nickten ergriffen, und so drängelten wir uns um die Auflaufform und fischten Kuchenstücke heraus.
    Lief doch wirklich klasse. Und nun kam auch noch mein großer Augenblick, als ich den Sherry präsentierte. Aber keine der vier kicherte verschämt und flüsterte: »Aber bitte wirklich nur ein ganz kleines Schlückchen.« Nein, sie guckten mit großen Augen, bis sich Anneliese ein Herz fasste und mich fragte: »Hast du nicht vielleicht ein paar Bier? So’n Zeug trinken wir nicht, das schmeckt wie die Socken von Bauer Erich.«
    Mist, Bier wollte ich doch auch kaufen. Was war noch mal Punkt eins meiner neuen Liste gewesen?
    Â»Tut mir echt leid«, gab ich

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