Vollmeisen
weiÃt, dass er sich mit mir treffen will, also warum arrangieren wir dieses Treffen nicht einfach. Ihr umstellt alles unauffällig, und dann schnappt ihr ihn euch. Kann doch nicht so schwer sein.«
»So einfach ist das leider nicht. Wir dürfen keine Zivilisten als Lockvögel benutzen. Und das aus gutem Grund, das Risiko ist viel zu hoch. Dein Simon ist nicht dumm, sonst hätten wir ihn schon längst geschnappt. Und da gibt es noch eine Sache, die mir Kopfschmerzen macht.« Er schaute mich sehr ernst an. »Warum will Simon sich eigentlich mit dir treffen, Alice? Was will er wirklich von dir?«
In diesem Moment ging mir ein Licht auf. Gott, was war ich blöd gewesen! Simon wollte von mir den USB -Stick aus der Spieldose, weil das aufgezeichnete Gespräch mit den Belgiern die überführen würde. Das bedeutete, wir brauchten Simon gar nicht, ich hatte doch alle Beweise. Himmel, wie dämlich war ich eigentlich? Nun könnte ich ganz allein den Fall knacken und wäre die Heldin der Stunde. Vielleicht bekäme ich von der Polizei sogar ein Jahr Knöllchen-Rabatt.
Aber erst musste ich das Gespräch, in dem die Belgier alles zugegeben haben sollten, selbst hören. Irgendwo nagte ein Zweifel in mir, ob Simon mir wirklich die ganze Wahrheit gesagt hatte. Ich würde also die Dose aus meinem Zimmer holen, erstmal die Fakten prüfen (so sagt man das) und dann Nick seine Beweise auf einem Silbertablett überreichen. Ganz schön clever für eine Blondine, was?
Aber noch konnte ich hier nichts auf den Tisch legen (auch das sagte man so), also legte ich meinen Kopf etwas schief und guckte Nick unschuldig an. »Ach, wenn ich das doch nur wüsste. Du glaubst gar nicht, wie oft ich darüber nachgegrübelt habe. Alles, was mir einfällt, ist, dass er mich wiederhaben möchte. Und darum will er mich sehen, um sich zu entschuldigen und um eine zweite Chance zu bitten.«
»Alice, sehe ich aus wie deine Nachbarin? Siehst du hier irgendwo ein Brett vor meinem Kopf? Du weiÃt genau, dass es darum ganz bestimmt nicht geht.«
»Ach nein?«, gab ich beleidigt zurück. »Kannst du dir nicht vorstellen, dass ein Mann gerne mit mir zusammen ist? Und einsieht, dass es ein Fehler war, mich zu verlassen?«
»Lass das jetzt mal auÃen vor. Du musst mir vertrauen, Alice. Sag mir, was er wirklich von dir will. Wenn wir das wissen, sind wir ein ganzes Stück weiter.«
»Du glaubst mir nicht. Aber mehr kann ich dir nicht sagen, weil mehr fällt mir nicht ein. Und überhaupt geh ich jetzt ins Bett. Du bist total gemein zu mir.« Ich hätte noch eine Menge mehr auf Lager gehabt, um meiner angeblichen Enttäuschung über ihn Luft zu machen, aber ich wollte lieber nicht übertreiben. Also sagte ich nur noch: »Du schläfst ja bestimmt auf dem Sofa, weil du ja einen klaren Kopf brauchst. Ich gehe jetzt hoch, wir sehen uns morgen.«
Das hatte doch gesessen. Er tat mir schon leid. Ein Teil von mir wollte ihn gerne in alles einweihen, aber ich wollte erst ganz sichergehen, bevor ich am Ende doch falschlag.
Eine lange Dusche und eine Feuchtigkeitsmaske später war ich im Bett. Ein bisschen hoffte ich, dass Nick das unbequeme Sofa lieber gegen mein Bett tauschen würde, aber alles blieb ruhig, und am nächsten Morgen wachte ich alleine auf.
Auf dem Küchentisch lag ein Zettel von Nick, auf dem er mir mitteilte, dass er uns Frühstück besorgen wollte. Nett von ihm, bestimmt tat es ihm leid, dass er mir nicht geglaubt hatte.
Ich überlegte. Heute war Samstag und das Grillfest bei Bauer Erich. Morgen musste ich zum Festkomitee, also konnte ich frühestens Montag nach Hause fahren und die Dose holen. Mir brannte dieser USB -Stick langsam wirklich unter den Nägeln. Hoffentlich musste ich am Montag nicht wieder bei irgendeinem Ausflug mitfahren oder helfen, streunende Kühe einzufangen oder so was. Ich wollte unbedingt wissen, was auf dem Stick drauf war.
Keiner von uns erwähnte mehr unser Gespräch am Freitagabend, und es wurde ein wirklich nettes Wochenende. Gut, vielleicht hätte ich mir bei Bauer Erich die fünfte Bratwurst verkneifen sollen, denn genau das, nämlich kneifen, taten schon wieder meine Hosen. Vielleicht hätte ich auch nicht ganz so viel trinken sollen, dann hätte ich Nick vielleicht nicht erst eine Liebeserklärung gemacht und anschlieÃend die halbe Nacht über der Kloschüssel
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