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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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wandte sich wieder an seinen Vorgesetzten. »Ich gebe dir recht, Hans, schlimme Geschichte, aber wenigstens mit gutem Ende. Vor allem wissen wir jetzt, von wo aus Vincent Laurent operiert. Wir lassen die Kollegen dieses Heim ausfindig machen, und dann schlagen wir zu. Immerhin haben wir ihn jetzt wegen bewaffneter Geiselnahme und Zwangsarbeit dran. Alice, gibst du mir mal bitte die Adresse von dem Heim?«
    Oh.
    Â»Ã„h, Melinda, hast du gerade die Adresse zur Hand?«
    Â»Ich? Wie kommst du denn da drauf? Woher soll ich denn wissen, wo das war?«
    Schlüter schlug seinen Kopf auf den Tisch. »Nein, nein, nein! Erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie sich nicht dafür interessiert haben, wohin man Sie gebracht hat. Erzählen Sie mir jetzt nicht, dass Sie nicht wenigstens mal im Büro waren und dort in Bestellungen oder Briefen nachgesehen haben, wohin man Sie gebracht hat.«
    Kaum war er fertig mit Schreien, sprang die Tür auf, und meine Mutter stürzte herein. Doch bevor sie irgendetwas sagen konnte, lief Schlüter rot an und schrie noch lauter: »Raus hier, sofort raus hier. Nur ein Wort von Ihnen, und ich vergesse mich.«
    Das war deutlich. Und vor meinem Vater wollte sie wohl keine Szene machen, jedenfalls verschwand sie tatsächlich sofort wieder.
    Er blickte uns mit blutunterlaufenen Augen an.
    Â»Also, jetzt hören Sie aber mal«, empörte sich Melinda. »Schreien Sie uns gefälligst nicht an. Wir sind nicht daran gewöhnt, aus unserem eigenen Haus verschleppt, mit Pistolen bedroht und mit Zwangsarbeit bestraft zu werden. Was erwarten Sie denn von uns, wir sind doch nicht Super-Girl. Vier Tage haben wir in lähmender Angst verbracht, wir konnten keinen klaren Gedanken mehr fassen.«
    Nick rieb sich die Stirn. »Entschuldige, Melinda, er wollte euch nicht anbrüllen.«
    Â»Wollte er doch«, gab Schlüter dumpf zurück.
    Nick achtete nicht auf ihn. »Aber als ihr aus dem Wäschereiwagen ausgestiegen seid, habt ihr da nicht ein Ortsschild gesehen? Oder das Kennzeichen von dem Wäschewagen vielleicht? Und nachdem ihr an der Tankstelle die Mitfahrgelegenheit gefunden hattet, da muss euch doch auf der Fahrt irgendwas aufgefallen sein.«
    Â»Wie denn?«, fragte Melinda. »Da war kein Ortsschild. Und hallo, wir waren Geiseln auf der Flucht, da spielen wir doch nicht ›woher kommt das Auto‹. Und die Fahrt, wie gesagt, es war alles so traumatisch für uns, kaum saßen wir im Auto, haben wir auch schon geschlafen. Wach geworden sind wir erst wieder am Hauptbahnhof.«
    Â»Moment mal«, schaltete ich mich ein, »ich weiß was. Also, das Haus lag ländlich, und es war sehr grün drum herum. Und wir sind so gegen zwölf Uhr dreißig da weg. Gegen eins waren wir in diesem Ort mit der Tankstelle. Und um drei Uhr waren wir am Hauptbahnhof. Das heißt …«, ich lächelte triumphierend in die Runde, »das Haus liegt ländlich ungefähr zweieinhalb Stunden von hier entfernt.«
    Melinda guckte mich bewundernd an. Der Schlüter leider nicht.
    Â»Prima, Mädel, prima, dann wissen wir ja jetzt alle Bescheid. Nick, ruf die Bundeswehr, die gesamte Hundestaffel und auch noch die Kavallerie. Alle sollen sich am Hauptbahnhof treffen und von dort genau zweieinhalb Stunden in alle Richtungen ausschwärmen.« Bei den letzten Worten hob er seine Stimme wieder.
    Â»Ich wollte nur helfen«, sagte ich beleidigt. »Außerdem brauchen Sie gar keine Bundeswehr, so was kann man heute alles am Computer berechnen, müssen Sie nur bei Google maps eingeben.«
    Mittlerweile zuckten bei Kommissar Schlüter beide Augenlider.
    Â»Nick, du machst hier allein weiter. Ich kann nicht mehr, das ist zu viel, nein, ich kann nicht mehr, ich will auch nicht mehr.« Mit diesen Worten taumelte er aus seinem Büro.
    Â»Hast du gesehen?«, kicherte Melinda. »Der hat doch geheult, oder?«
    Â»Ja«, lästerte ich, »glaub ich auch. Und so einer ist bei der Polizei. Na, da hat aber einer einen falschen Job erwischt, was?«
    Nick schaute mich an. »Ach, Alice, besonders leicht macht ihr beide es uns aber wirklich nicht. Wir müssen jetzt mit euren Eltern reden. Ich glaube nach wie vor nicht, dass sie sich in Gefahr befinden, da wir immer ein Auge auf sie haben, aber sie müssen informiert werden.«
    Â»Ã„h, Nick, könnte ich das übernehmen, das mit dem informieren? Mama kennt nicht die ganze

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