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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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wir wohl. Ich habe ja die Verantwortung für das Haus, und es weiß ja jeder, dass Häuser viel Pflege bedürfen, oder?«
    Wir wussten beide, worauf das hinauslaufen würde. Und beide sahen wir aus, als ob wir uns unglaublich darauf freuten.
    Â»Dann fahr mich bitte eben kurz bei meinen Eltern vorbei, ich muss noch ein paar Sachen einpacken, und dann geht’s los, ja?«
    Wir fuhren aus der Tiefgarage auf die Straße und sahen noch Melinda und meine Mutter vergnügt Richtung U-Bahn gehen. Wir sahen auch meinen Vater, der immer noch hinter ihnen herschlurfte.
    Â»Armes Schwein«, murmelte Nick, guckte dann aber erschrocken zu mir. »Sorry, war nicht so gemeint.«
    Mir war das egal, eigentlich war mir im Moment alles egal. Ich musste nicht mehr kochen und putzen, allen ging es gut, und nun saß ich neben Nick und hatte ein langes Wochenende mit ihm vor mir. Was kümmerten mich andere Leute?
    Ich hatte gehofft, schnell allein ins Haus laufen und die Spieldose holen zu können, aber Nick ließ mich wirklich nicht mehr aus den Augen. Er klebte wie ein Kaugummi an mir. Ich konnte ihn erst vor meiner Zimmertür abwimmeln, indem ich ihm erklärte, ich hätte dort drin eine Überraschung für ihn, die ich mitnehmen wollte. Ich packte schnell ein paar Klamotten ein und angelte dann unter dem Bett den Schuhkarton hervor. Gott sei Dank, da war sie noch, die geheimnisvolle Spieluhr. He, und sogar noch zwei Hundert-Euro-Scheine, dies würde wirklich mein Wochenende werden.
    Ich packte das Geld und die Spieluhr mit in die kleine Reisetasche, die meine Mutter hoffentlich nicht für ihre Kreuzfahrt benötigte, und ließ mich von Nick zurück in »mein« Dorf chauffieren.
    Dort angekommen, kam es mir so vor, als wäre ich nie weg gewesen. Kaum waren wir im Haus, hämmerte Anneliese schon begeistert gegen mein Küchenfenster. Zaghaft öffnete ich die Tür einen Spalt, ich hatte nun wirklich gerade Besseres zu tun, als einen Kaffeeklatsch mit Anneliese abzuhalten.
    Â»Alice, Mensch, toll, dass du wieder hier bist. Wo warst du denn so lange? Dein Malerfreund hat dich überall gesucht, der hat hier an jeder Tür geklingelt und uns gefragt, ob wir dich gesehen hätten. Ein bisschen aufdringlich, oder? Nicht, dass er sich was einbildet, nur weil ihr zusammen Akte malt.«
    Â»Ach, na ja, weißt du, es ist nicht so leicht, ein Aktmodell zu finden. Wir wollen heute Abend auch gleich wieder ein bisschen üben.« Hoffte ich jedenfalls. Und ich hoffte auch, dass sie nicht wissen wollte, wo ich die letzten Tage gewesen war. Ich wusste ja bald nicht mehr, wem ich was erzählt hatte.
    Â»Wie schade, als ich euch beide eben gesehen habe, kam mir die Idee, dass wir einen Spieleabend machen könnten. Roland würde sich auch freuen.«
    Roland, den Mann von Anneliese, hatte ich auf Bauer Erichs Grillabend kennengelernt. Schwer zu sagen, ob er sich über irgendetwas freuen konnte, er wirkte sehr schüchtern und ruhig. Aber vielleicht kam er in Annelieses Nähe ja einfach auch nicht zu Wort.
    Â»Du, ein anderes Mal gern, aber der kreative Fluss hat heute eine ganz starke Strömung, da müssen wir am Ball bleiben.«
    Â»Das verstehe ich«, gab Anneliese klein bei, »dann wollen wir euch auch nicht stören. Wir sehen uns ja morgen bestimmt, dann machen wir was aus, ja?«
    Mittlerweile fing es draußen an, dunkel zu werden. Nick stand in der Mitte des Wohnzimmers und wirkte etwas unsicher. »Und? Was möchtest du jetzt machen? Vielleicht fernsehen oder …«
    Weiter kam er nicht. Ich lief zu ihm, legte ihm meine Arme um den Hals und sagte: »Oder. Ich möchte ›oder‹ machen.«
    Kaum hatte er angefangen, mich zu küssen, zog ich ihn mit auf das Sofa. Meine Knie waren so weich, dass ich ihnen nicht mehr so recht traute.
    Dort ging das Geknutsche weiter. Von was für Deppen hatte ich mich bloß bisher in meinem Leben küssen lassen? Hätte ich gewusst, wie super so ein Kuss sein konnte, wäre ich wählerischer gewesen.
    Nick zog sich ein kleines Stück von mir zurück, und dann tat er etwas, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Genau gesagt, seit ich sechs Jahre alt gewesen war und den Film Love Story gesehen hatte. Er hob erst mein Gesicht mit dem kleinen Finger unter meinem Kinn etwas an, und dann nahm er es in beide Hände. Himmel, das war so romantisch!
    Â»Alice, ich habe eine Riesenangst

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