Vollmeisen
Geschichte, also nicht so in allen Details, und mein Vater weià bisher fast gar nichts. Ich könnte ihnen alles etwas schonender beibringen als du.«
»Von mir aus, ich hör mir das mal an.« Er ging zur Tür und bat meine Eltern herein. Mein Vater hatte die Sprache wiederentdeckt.
»Wann kann ich bitte wieder in meine Werkstatt? Ich habe heute Nachmittag noch drei AuÃentermine, meine Kunden warten auf mich.«
»Wird nicht mehr lange dauern«, beruhigte ihn Nick. »Ihre Tochter erzählt jetzt mal, warum Sie hier sind, und dann können Sie zu Ihren Kunden.«
Das beruhigte meinen Vater fürs Erste, und er hörte aufmerksam zu.
»Also, ich habe Mama ja so weit schon alles erzählt, und dir hat sie es ja eben bestimmt auch gesagt. Mehr gibt es eigentlich gar nicht zu wissen. Die Polizei glaubt vielleicht ein ganz kleines bisschen, dass ich eventuell ganz am Rande einer fernen Gefahr stehen könnte. Darum verbringe ich ein paar Tage auf dem Land, keine groÃe Sache. Und ihr habt auch nichts zu befürchten. Stimmt doch, oder, Nick?«
»Nun ja, nicht so ganz. Also, Frau Wörthing, Herr Wörthing, tatsächlich gehen wir davon aus, dass Sie nicht in Gefahr schweben. Die Leute, hinter denen wir her sind, darunter auch der Expartner Ihrer Tochter, können mit Ihnen nichts anfangen. Nur, eine Garantie kann Ihnen darauf niemand geben. Und darum würden wir es sehr begrüÃen, wenn Sie vielleicht mal eine kleine Reise machen würden. Nur zur Sicherheit.«
»Eine Reise?«, strahlte meine Mutter. »Herbert, ich wollte doch immer diese Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer machen. Also, wenn nicht jetzt, wann dann? Das wäre doch eine tolle Gelegenheit, und die Werkstatt läuft doch auch mal zwei Wochen ohne dich. O bitte, Herbert, das bist du mir schuldig.«
Papa sah meine Mutter an und überlegte offensichtlich, warum er ihr eine Reise schuldete. Da ihm nichts einfiel, blieb er stumm.
»Oh, Herbert, wie schön, dann ist das also abgemacht. Lass uns gleich ins Reisebüro gehen, wir buchen mal, wie heiÃt das noch, ach ja, âºLast Minuteâ¹, ganz spontan.«
»Halt!«, rief Melinda. »Und was ist mit mir? Ich bin nämlich in richtiger Gefahr, ich war ja sogar schon eine Geisel.« Sie wandte sich mit einem professionellen Augenaufschlag an Nick. »Wäre es vielleicht drin, dass mich die Polizei auf einer Schönheitsfarm in Sicherheit bringt? Wenn ihr euren Job richtig gemacht hättet, wäre mir kein Schaden an Leib und Seele widerfahren. Also wären zwei Wochen Wellness doch nur fair, oder?«
Bevor Nick antworten konnte, fuhr meine Mutter hoch. »Was soll das heiÃen, âºdu warst eine Geiselâ¹?«
Ich warf Melinda einen wütenden Blick zu und antwortete für sie: »Sie meint, eine Geisel der Polizei, Mama. Weil sie doch in dem Seniorenstift arbeiten musste.«
»Genau«, triumphierte Melinda. »Die Polizei hat mich da reingesetzt und mich zur Arbeit gezwungen. Also, Nick, wie ist es denn nun?«
Eines musste man Nick lassen, er schaltete schnell. »Tut mir leid, Melinda. Wie schon gesagt, du befindest dich nicht in direkter Gefahr. Die Polizei kann dir leider keinen Wellnessurlaub bezahlen.«
»Dann eben nicht«, fauchte sie ihn an. Doch schon kam das Lächeln zurück. »Mama, ich komme mit auf die Kreuzfahrt.«
»Was? Hast du eine Ahnung, was das kostet? Und kannst du dir nicht vorstellen, dass Papa und ich auch mal Zeit für uns haben möchten?«
Nö, das konnte Melinda nicht. »Mama, bitte«, heulte sie, »ich bin traumatisiert, ich habe die Hölle hinter mir. Das kann dir doch nicht egal sein. Meine Nerven müssen sich erholen.«
»Ach Gott, Melly, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein. Also ich weià nicht.« Sie sah Melinda an, die wirklich gekonnt eine gebrochene Frau darstellte. »Wir können uns ja mal im Reisebüro erkundigen, wie teuer das werden würde, vielleicht gibt es bei drei Reisenden ja Rabatt.«
Arm in Arm schlenderten die beiden aus dem Büro. Mein Vater schlurfte mit gesenktem Haupt hinterher.
Nick schaute mich an. »WeiÃt du was? Ich leg Hans jetzt eine Nachricht hin, dass ich mich ins Wochenende verabschiede, und dann hauen wir beide hier ab. Was hältst du davon?«
»Viel, sehr viel sogar«, lächelte ich ihn an. »Fahren wir wieder in mein Häuschen?«
»Müssen
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