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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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lässt er euch beide dann die ganze gefährliche Arbeit machen? Das ist ja unverantwortlich, da fehlen mir einfach die Worte!«
    Â»Das war gar nicht gefährlich«, sprang mir Melinda bei. »Wir waren nämlich nur zur Beobachtung eingesetzt, in einem Alters… äh, Seniorenstift.«
    Â»Ihr beide? In einem Seniorenstift? Was habt ihr da denn gemacht?«
    Â»Oh, wir haben nicht nur beobachtet, sondern auch geholfen«, betonte ich stolz. »Und wusstest du, dass Melinda Gemüsesuppe kochen kann?«
    Â»Wirklich?« Endlich lächelte Mama. »Melly, das ist ja großartig! Ich habe es dir ja immer gesagt, man muss nur wollen, dann kann man viel mehr erreichen, als man denkt.«
    Ich sah verstohlen auf die Uhr. Spätestens in zwanzig Minuten würde Nick hier eintreffen, und ich hatte nichts Besseres zu tun, als über Gemüsesuppe zu reden? Hektisch sprang ich auf. »Ich muss unbedingt ins Badezimmer, meine Haare sind bestimmt eine Katastrophe, und geschminkt habe ich mich seit vier Tagen nicht mehr.«
    Â»O Gott«, stöhnte Melinda, »ich auch nicht! Wie sehen wir denn bloß aus?«
    Wir verließen hastig meine Mutter und rannten ins Badezimmer. Nacheinander hasteten wir unter die Dusche. Dann wurden hektisch Schminktaschen ausgepackt, Glätteisen aufgeheizt und Klamotten aus den Schränken gerissen.
    Â»Ich habe abgenommen«, rief ich begeistert aus meinem Zimmer, »meine Seven -Jeans passt mir endlich wieder!« Ich zog schnell noch einen dünnen, roséfarbenen Seidenpullover mit tiefem V-Ausschnitt an, rannte wieder ins Bad und schminkte mich sehr natürlich, nur mit getönter Feuchtigkeitscreme, Wimperntusche und Lippenstift. Na ja, die Zeit drängte eben. Schnell noch ein paar Mal mit dem Glätteisen durch die Haare, wieder in mein Zimmer gerannt, ck one aufgesprüht und fertig. Während Melinda gerade mal beim Lidstrich angekommen war, rannte ich schon wieder die Treppe runter und in die Küche. In dem Moment klingelte es an der Tür.
    Â»Mama, bitte, bitte, versteh es jetzt nicht falsch, aber bitte, bleib mal kurz in der Küche, okay?«
    Ich knallte die Küchentür hinter mir zu, riss die Haustür auf und lag ohne Verzögerung in Nicks Armen.
    Â»Alice, meine Süße! Du bist wieder da, dir geht es gut.«
    Â»Jetzt ja«, schniefte ich an seiner Schulter. »Es war gar nicht so schlimm, weißt du?«
    Â»Und was ist mit deinen Händen passiert, was hat der verfluchte Mistkerl mit dir angestellt?« Er nahm meine Hände in seine und begutachtete sie genau.
    Â»Die werden schon wieder, das Raue kommt von dem ständigen Spülen.«
    Â»Dem Spülen?«
    Â»Ja, wir waren ›nutzbringende Geiseln‹, so nannte Vincent das, und wir mussten kochen und putzen. Die ganze Zeit wischen, Klos putzen, Duschen schrubben, Betten abziehen, Gemüse schneiden, abwaschen … Kannst du dir das vorstellen? Darum sehen meine Hände jetzt so schlimm aus. Aber zum Glück ist das nichts, was eine gute Maniküre nicht wieder in Ordnung bringen könnte«, sagte ich tapfer.
    Nick nahm mich wieder in die Arme und drückte mich ganz fest.
    Â»Okay, das werden wir alles klären. Aber ich verspreche dir, ab sofort lassen wir dich nicht einen Moment mehr aus den Augen.«
    Meiner Mutter war es in der Küche erwartungsgemäß zu langweilig geworden. Sie stand im Flur und schaute Nick böse an, der mich aber trotzdem nicht losließ. Ein mutiger Mann.
    Â»Sie schon wieder. Erst belügen Sie meine Tochter über die Art ihrer Arbeitsstelle und bringen sie in höchste Gefahr. Dann muss sie in einem Seniorenstift arme, alte Menschen ausspionieren. Was haben Sie sich denn als Nächstes für Alice ausgedacht? Soll sie vielleicht Osama Bin Laden durch die Höhlen jagen?«
    Meine Mutter war eine friedliebende Frau. Jedenfalls so lange, bis es um die Familie ging.
    Â»Mein Name ist Wegener«, stellte Nick sich ihr vor. Ach, das wusste ich ja auch noch nicht. Alice Wegener, doch, hörte sich gut an.
    Â»Es tut mir leid, dass Sie sich um Alice gesorgt haben. Glauben Sie mir, wir konnten mit vielen Dingen nicht rechnen. Ich darf die Damen bitten, mit mir ins Präsidium zu kommen. Dort werden wir gemeinsam mit meinem Vorgesetzten das weitere Vorgehen absprechen und sicherstellen, dass hier niemand mehr in Gefahr gerät.«
    Â»Wir sollen aufs Präsidium?«, wunderte

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