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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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logische Erklärung liefern werde. Wenn ich das dann tue, geben sie sich üblicherweise damit zufrieden, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.« Er bedachte mich mit einem schiefen Grinsen, das ihn menschlicher erscheinen ließ. »Aber manchmal erfordert es etwas mehr Raffinesse, sie zu überzeugen.«
    »Hast du die Augen wirklich von deiner Mutter?«, fragte ich und ignorierte demonstrativ meine Wölfin, die sich über den letzten Satz ärgerte. Er gehört nicht uns, tadelte ich sie. Er kann mit Raffinesse umgarnen, wen immer er will. Sie schnappte wütend in der Luft herum.
    »Man kann es jedenfalls so ausdrücken«, antwortete Rourke. »Meine Wandler-Gene stammen von meinem Vater wie bei jedem anderen auch. Aber meine Mutter hatte wirklich außergewöhnliche Augen. Das hat man mir zumindest erzählt. Ich kann mich kaum an sie erinnern. Das ist alles sehr lange her.« Er schnappte sich seine Klamotten und ging um den See herum zu dem schwefeligen Rinnsal, das aus dem Felsen strömte.
    Ich schwamm zu der Stelle, an der meine Jacke hing, und zog mich aus dem Wasser. Dort wandte ich mich sittsam ab und wollte sie gerade überstreifen, um zu bedecken, was die, weil nass, nun durchsichtige weiße Korsage enthüllte. Da hörte ich, wie Rourke sich direkt hinter mir räusperte. »Äh, tut mir leid, Herzchen, aber ich brauche die Jacke. Jetzt.«
    »Hä?«, fragte ich tropfnass, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Geruchsspur. Unsere Witterung endet an diesem Tümpel.«
    Ich nahm mit dem Zeigefinger die Jacke vom Ast und hielt sie Rourke widerstrebend hin. Er griff nach ihr, trat ans Flussufer, fischte ein Stück Treibholz heraus und drapierte die Jacke darauf. Ich sah schweren Herzens zu, wie mein Sichtschutz stromabwärts trieb. »Moment mal! Du hast meine Jacke stromabwärts geschickt, dahin, wo wir hergekommen sind. Inwiefern soll uns das helfen?«
    »Sie wird irgendwann ans Ufer treiben. Mit etwas Glück glauben sie, wir hätten den Fluss dort verlassen. Außerdem kann es uns nur helfen, wenn sich dein Geruch irgendwo stromabwärts konzentriert.« Ohne sich noch einmal umzusehen, ging er zum Schwefelbach und fing an, mit den Händen Wasser zu schöpfen und sich auf den Körper zu spritzen.
    Ich folgte ihm. »Du hast das einzige Mittel zur Wahrung meines Anstands für ein Ablenkungsmanöver, das uns vielleicht zwei Minuten bringt, stromabwärts treiben lassen?«
    »He, ich nutze jeden Vorsprung, der sich mir bietet!«
    »Du nutzt, was sich dir bietet, du hinterhältiger Kerl!« Ich stellte mich neben ihn, um ebenfalls in dem schwefelhaltigen Wasser zu duschen. Ich ließ das Wasser in die hohlen Hände laufen und goss es mir über den Kopf. Es stank abscheulich. Es war, als hätte ich meine Nase in faule Eier gesteckt. Rourke konzentrierte sich ganz auf seine eigene Dusche. Wenigstens versuchte er nicht, meine Brüste anzugaffen. Andererseits wäre es mir leichtergefallen, ihn nicht zu mögen, hätte er es getan. Stattdessen empfand ich das Gegenteil. Er war einfach so … normal. Gar nicht, wie ich erwartet hatte. Das irritierte mich ungemein. Wir dürfen nicht vergessen, dass er gefährlich ist, klar? Meine Wölfin schnaubte nur und lieferte mir, statt mir zuzustimmen, ein Bild von ihm, wie er ohne Jeans aus dem Tümpel stieg. Hör auf damit! Du bist mir keine Hilfe! Er könnte jeden Moment auf uns losgehen oder versuchen, uns umzubringen! Sie wandte sich ab. Außerdem scheint er so oder so nicht so an uns interessiert zu sein. Von ein paar launigen Bemerkungen und dem ein oder anderen umwerfenden Lächeln abgesehen, hatte Rourke für Interesse an mir keinerlei ernst zu nehmende Signale geliefert.
    Ich räusperte mich und hoffte, dass meine Stimme normal klang. »Rourke, was für eine Art Werkatze bist du?«
    Die Frage schien ihn wirklich unvorbereitet zu treffen. Dann aber kniff er die Augen zusammen und bleckte die Zähne in einem breiten Grinsen. »Ich gebe niemals beim ersten Date intime Informationen preis!«
    Er widmete sich wieder dem stinkenden Wasser und spritzte sich noch mehr davon auf die Brust.
    Meine Wölfin leckte sich die Lefzen und maunzte. Wir maunzen nicht.
    Sie stupste mich an.
    »Komm schon, mir kannst du es doch erzählen! Ich werde dein Geheimnis schon nicht verraten. Ich habe genug anderes, worüber ich mir den Kopf zerbrechen muss. Warum also sollte ich jemandem davon erzählen?«
    Wir standen dicht beieinander. Rourkes Wärme sickerte langsam in meinen Körper hinein. Ich konnte seine

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