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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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zierlicher,aus flachen Flusssteinen gemauerter Schornstein zog sich an einer Seite empor. Außerdem fielen mir ein paar neue Riegel und saubere Dielen auf, die mir verrieten, dass Rourke erst kürzlich ein wenig Zeit in die Hütte investiert hatte.
    »Wow, das ist ja richtig bezaubernd!«, meinte ich, als wir auf die Lichtung traten. »Und ziemlich überraschend. Wie hast du die Hütte hier oben mitten im Nirgendwo gefunden?« Gleich hinter dem Holzhaus ging es weiter bergan, und der Hang umrahmte es mit der Grandiosität eines Ölgemäldes.
    »Ich habe viel Zeit in diesen Bergen zugebracht«, antwortete Rourke. »Wenn man so viel Zeit wie ich damit verbringt, die Wälder zu erkunden, muss man irgendwann irgendetwas entdecken.« Er deutete rechts an der Hütte vorbei. »Dort hat es einen holprigen Pfad gegeben, der zu einer verlassenen Mine ein paar Kilometer östlich von hier geführt hat. Ich dachte mir, die Hütte muss einem der Minenarbeiter gehört haben, der beschlossen hat, das ganze Jahr hier oben zu leben.« Rourke zuckte mit den Schultern. »Das halte ich jedenfalls für wahrscheinlich.«
    »Wie kommt es, dass sonst niemand über sie gestolpert ist?« Dass keine Menschen sie entdeckt hatten.
    »Hier und da sind schon ein paar Menschen herumgestolpert. Aber es gibt keinen einfacheren Weg hier herauf als den, den wir gerade hinter uns haben.« Und das war eine ziemlich anstrengende Kletterei über einen steilen Berghang gewesen. »Hier landet man in jeder Richtung irgendwann an einem Steilhang. Die alte Mine ist schon vor Jahren bei einem Erdrutsch eingestürzt und verschüttet worden. Dabei ist jeder einfache Aufstieg verschwunden, den es hier gegeben haben mag, lange bevor ich diese Stelle entdeckt habe. Ich habe versucht, das Land zu kaufen. Aber es gehört dem Staat. Zu viele bürokratische Hürden. Die Hütte ist aber nirgends verzeichnet. Sollten Menschen sie je für sich entdecken, werde ich einfach weiterziehen.«
    Das Häuschen erinnerte mich auf sonderbare Art an mein Zuhause. Es hatte nicht viel mit dem eleganten Landhaus meiner Kindheit gemein. Aber die Hütte, zu allen Seiten von saftigen grünen Hängen und alten Wäldern umgeben, fühlte sich gut an. Wirklich gut. »Du hast gesagt, es gibt etwas zu essen?«
    »Gleich drin.« Wieder lachte Rourke und ging zur Tür. Ich fand es nicht erfreulich, dass er alles, was ich tat, offenkundig schrecklich komisch fand. Aber wenigstens hatte er einen angenehmen Bariton. Marcy hatte recht. Ihm zuzuhören, war nicht das Übelste.
    Er drehte den Knauf und ging hinein.
    »Kein Schloss?« Ich folgte ihm durch die Tür.
    »Nicht nötig. Wenn jemand unbedingt rein will, könnte er auch ein Fenster einschlagen. Glas den Berg raufzuschaffen, ist eine ziemliche Plackerei. Also dachte ich mir, wenn ich nur von Zeit zu Zeit ein paar Lebensmittel ersetzen muss, ist das leichter, als ständig Fensterscheiben herzubringen.«
    An der Wand zur Linken verlief eine Arbeitsplatte aus Holz mit einer Aussparung für eine Spüle, an deren Stelle jedoch eine alte Plastikwanne saß. Handgefertigte Schränke hingen über der Arbeitsplatte an der Wand und umrahmten genau in der Mitte zwischen ihnen ein Fenster mit vier einzelnen Scheiben. Schranktüren gab es nicht, sodass ich reihenweise Dosen mit Lebensmitteln sehen konnte.
    Schnurstracks ging ich auf die Nahrung zu. »Mais, Bohnen, Früchte, Chili«, las ich und drehte ein paar der Dosen so, dass ich erkennen konnte, was auf den Etiketten stand. »Rourke, du könntest hier oben ein eigenes Restaurant eröffnen! ›Die Bezaubernde Berghütte‹.« Ich schnappte mir eine Dose Chili. »Was dagegen, wenn ich das einfach kalt esse?« Ich musterte den kleinen Propangas-Campingkocher in der Ecke. Aber das hätte in diesem Moment wirklich zu lang gedauert.
    »Du kannst essen, was immer du willst. Leg los!« Rourkes Arm schob sich an meiner Hüfte vorbei. Ich war so überrascht, dassich zusammenzuckte. Verdammt, ich musste endlich aufhören, so empfindlich auf ihn zu reagieren!
    Er zog eine alte, klapprige Schublade gleich neben mir auf und nahm einen Dosenöffner heraus, den er mir mit vergnügt funkelnden Augen reichte. »Vielleicht nimmst du den anstelle deiner Zähne. Das ist einfach ein bisschen zivilisierter.«
    Ich erwiderte nichts, riss Rourke aber den Dosenöffner aus der Hand.
    Da die Schublade noch offen war, nahm ich auch gleich eine Gabel heraus, ging zu dem kleinen Tisch und nahm auf einem der beiden Stühle Platz. »Dir

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