Vollmondfieber: Roman (German Edition)

die rothaarige Schlampe, und nicht erst, seit sie näher gekommen war und sich herausgestellt hatte, dass sie meinen Gefährten kannte. Jetzt aber wollte ich sie umbringen, wollte zusehen, wie sie einen langsamen, schmerzhaften Tod starb.
    Meins.
    Vor Wut zitterte Rourke am ganzen Leib. Sein Geruch war stark und bedrohlich genug, dass einige der Wölfe einen Schritt zurückwichen. » Selene « , knurrte er, »ich gebe dir fünf Minuten, um aus meinem Blickfeld zu verschwinden! Dass du heute hierhergekommen bist und dich mit Vampiren verbündet hast, war ein schwerer Fehler. Wenn du nicht sofort verschwindest, töte ich dich dieses Mal, ich schwör’s!«
    Dieses Mal? Selene? Die Mondgöttin? Die Schutzherrin der Magie und der Hexerei? Er sprach doch wohl bestimmt nicht von der Selene!
    »Ach, Rourke, sei doch nicht so ein Spielverderber!« Sie kicherte. »Ich werde nicht nur hierbleiben, ich werde diese Show sogar mehr genießen als alles andere, was ich im letzten … ähm …Millennium getan habe, und das schließt dich ein, Liebster!« Sie tippte ihm mit einem Fingernagel an die Brust.
    Rourke stand da wie eine Statue. Kein Muskel rührte sich in seinem Leib, und er schaute Selene nicht an. Er achtet gar nicht auf sie, also beruhig dich! Wir beißen ihr noch früh genug die Finger ab.
    Selenes Stimme wurde schrill. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde einfach vergessen, was du mir angetan hast? Ich würde dich deinen Geschäften überlassen, ohne Vergeltung zu üben?« Sie beugte sich näher heran, und ihre sengend heiße Wut war spürbar. »Hör mir gut zu, Rourke: Dieses Mal wirst du derjenige sein, der zahlt! Und ich habe vor, mit dieser kleinen Schlampe da drüben anzufangen.« Sie bedachte mich mit einem beiläufigen Nicken, ganz so, als wäre ich niemand. »Danach widme ich mich dann größeren und besseren Dingen.« Ihre Augen funkelten rot, natürlich passend zu ihrem Haar. »Und das schwöre ich! «
    Meine Nackenhaare richteten sich auf, und ich knurrte ganz ohne die Hilfe meiner Wölfin. Machte die Witze? Die Spannung in der Luft war unerträglich geworden. Ruhig , ermahnte ich mich und meine Wölfin. Nur noch ein paar Augenblicke. Mein Blut tanzte erwartungsvoll. Dann reißen wir ihr das gottverdammte Herz raus!
    »Ähm«, ging Valdov dazwischen, »es widerstrebt mir zutiefst, dieses charmante kleine Wiedersehen zu stören, aber wir müssen los. Die Sonne wird bald aufgehen, und meine Königin wartet mit Sorge auf unsere Rückkehr.« Er wandte sich an Selene. »Wirke deinen Bann, Hexe, und wir überlassen dir im Gegenzug die Katze!«
    »Ich bin keine Hexe, du dreckiger Blutsauger, ich bin eine Göttin! « Sie musterte ihn wütend, und ihre Augen erglühten in einem reinen, feurigen Rot. »Mondgöttin, um genau zu sein. Oder, wenn dir das lieber ist, mächtige Meisterin der Magie. Such es dir aus! Aber ich bin ganz bestimmt keine Hexe!«
    Nun blickte Valdov gelangweilt drein und wedelte herablassend mit der Hand. »Mach einfach deine Arbeit!«
    Sie grinste ihn spöttisch an und hob die Hände. Ein leiser Singsang löste sich von ihren Lippen, und ihre Fingerspitzen fingen an zu glühen.
    Himmel, der Plan lautete, dass die Hexe mich bannen sollte? Damit die Vampire mich einfach und schnell weiß der Teufel wohin bringen konnten?
    Da bin ich anderer Meinung, Püppchen!
    Aber ehe ich etwas tun konnte, tat es Rourke. Er brüllte auf, brachte aus einer Drehung heraus das Bein hoch und trat Selene mit der Gewalt eines Mack-Trucks direkt gegen die Brust. Gleichzeitig schlug er mit seiner Hand, jetzt voll ausgebildete Klaue, nach Valdovs Kehle, verfehlte den zurückzuckenden Vampir aber um Haaresbreite.
    Selene beförderte der Tritt hinaus in die Dunkelheit. Gleich darauf vernahm ich befriedigt das Krachen, mit dem sie aufschlug.
    Es wäre pures Wunschdenken gewesen, sie könnte irgendwie an einem Felsen ihren endgültigen Tod finden. Trotzdem machte es Spaß, es zu hoffen. Vermutlich würde sie binnen weniger Augenblicke unversehrt wieder auftauchen und uns in ihrem Zorn zweifellos umso mehr ängstigen. Rourke hatte sie jedoch wirkungsvoll daran gehindert, ihren Zauber auszuführen, und genau das hatte er auch beabsichtigt. Aber da, wo der hergekommen war, gab es noch jede Menge anderer Magie.
    Wir würden schnell sein müssen, um die Vampire zu eliminieren und diesen Ort des Wahnsinns hinter uns zu lassen, ehe die Wölfe sich wandelten und die Porzellanpuppe aus der Hölle ihre Wunden geleckt