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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Aber ich hatte immer abgelehnt. Es hatte mich eine Menge gekostet, meine Unabhängigkeit vom Wolfshabitat zu gewährleisten, und das nahm ich äußerst ernst.
    Nick hatte sich nicht mit irgendwelchen Planänderungen bei mir gemeldet. Also ging ich davon aus, dass alles wie besprochen ablaufen würde. Ich schnappte mir mein Handy, steckte mir meinen Ausweis vorn in die Hose und ging hinaus.
    Auf dem Parkplatz öffnete ich die Wagentür und glitt hinters Steuer. Ich beugte mich zur Beifahrerseite hinüber, um das Handschuhfach aufzumachen und nach meiner Handfeuerwaffe zu schauen. Meine gerade handflächengroße 9-mm-Glock 26, die zu tragen ich befugt war, sah brandneu aus. Ich hatte sie bisher kaum gebraucht. Kurz kontrollierte ich die Visierlinie und das Magazin. Es enthielt silberummantelte Hohlspitzgeschosse mit zusätzlicher Silberbeschichtung an der Spitze. Die Kugeln sollten beim Aufprall explodieren, sodass das Silber sich mit dem Blut des Getroffenen verbinden konnte – und zwar egal, wer mich da gerade auf die Palme brachte. Es waren tödliche Kugeln. Denn Silber hatte auf die meisten Übernatürlichen eine durchschlagende Wirkung. Nicht alle Mythen trafen zu. Das wusste gerade ich aus erster Hand. Aber die Sache mit dem Silber stimmte bis ins Kleinste. Silber, in seiner reinsten Form, hatte die höchste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle und reagierte auf jegliche Magie im Blutstrom Übernatürlicher wie Feuer. Nur die ältesten Vampire und Gestaltwandler konnten sich ohne massive Eingriffe vollständig von einer Silbervergiftung erholen.
    Zwar konnte ich mit der Glock auch ein Ziel in vollem Laufmühelos erwischen, aber Schusswaffen waren noch nie meine erste Wahl gewesen. Sie waren zu unhandlich. Trotzdem war es schön zu wissen, dass ich noch eine Kleinigkeit in petto hatte, sollte es hart auf hart kommen. Ich legte die Glock zurück, schloss das Handschuhfach und fuhr los.
    Nick wohnte nur wenige Minuten entfernt und wartete bereits am Bordstein auf mich. Seine Kleidung war ebenfalls schwarz, schwächelte aber in Sachen Glanz und Seidigkeit. Sein Problem. Er öffnete die Beifahrertür und stieg ein. »Fühlst du dich wieder wohl in deinem alten Leben?«, fragte er. »Oder wünschst du dir, du wärest am Samstagmorgen einfach weitergerannt?« Er hatte eine Tüte mit Gebäck dabei, das verdächtig nach Zimtrollen mit Pekanussfüllung aus meiner Lieblingsbäckerei roch. Von Nicks Wohnung aus war das gleich um die Ecke.
    »Was? Und auf all das verzichten?!« Mit spielerischer Übertreibung breitete ich die Hände über dem Steuer aus, ehe ich mit einem Nicken auf die Tüte deutete. »Ist das das, was ich glaube, dass es ist?«
    »Jep. Ich dachte, wenn die vierzig Boxenstopps von gestern etwas zu besagen haben, dann dürftest du schon in den ersten zehn Minuten Hunger bekommen. Bei meiner Wandlung bin ich, wenn ich mal eine Stunde ohne Essen auskommen musste, drauf und dran gewesen, mein eigenes Bein anzunagen. Außerdem weiß ich ja: Ich muss dich nur regelmäßig mit diesen klebrigen, süßen Dingern füttern, um dich bei Laune zu halten und dafür zu sorgen, dass du dich auf die Arbeit konzentrierst.«
    »Gut gemacht, Kumpel!«, lobte ich ihn. »Und jetzt mach die Tüte auf, und gib mir eine Zimtrolle!«
    Das Kino, das Drake sich als Ort für seine Heimsuchungen ausgewählt hatte, lag gleich jenseits der Stadtgrenze. Es war einer dieser riesigen Kinopaläste, erbaut am Rand einer flächefressenden Vorstadt, die sich auf ehemaligem Ackerland ausgebreitet hatte. Der Kinokomplex rühmte sich, achtzehn Leinwände und drei Imbissstände zu besitzen.
    Wir fuhren auf den Hauptparkplatz und dann weiter zum Ausweichparkplatz, der ein gutes Stück vom Haupteingang entfernt war.
    Ich steuerte den Wagen in die entfernteste Parklücke, die ich finden konnte, gleich neben einen grasbewachsenen Hügel. Jenseits der kleinen Erhebung lag unerschlossenes Bauland. Vermutlich wartete es darauf, künftig ein Home Depot oder einen Walmart zu beherbergen. Ein paar junge Bäume und Sträucher tüpfelten die Parkplatzausläufer. Davon abgesehen war die Gegend reichlich kahl. Der perfekte Ort für eine Kreatur wie Drake, um einen nichts ahnenden Menschen zu überfallen. Was auch genau der Grund war, warum er sich hier herumtrieb.
    »Wie willst du vorgehen?«, fragte ich Nick, ehe ich mir eine weitere köstlich süße Gebäckrolle schnappte und mir gleich darauf das klebrige Karamell von den Fingern leckte.

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