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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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den ich am Nachmittag erlebt hatte.
    Beute.
    Das Wort blinkte wie eine Feuerwerksrakete in meinem Denken und Fühlen auf, und plötzlich war meine Wölfin hellwach und drängte sich in den Vordergrund. Sie wollte kämpfen. Oh, oh! Ich konnte mir jetzt keinen Kampf um die Vorherrschaft leisten. Sollte ich verlieren, würde die Hölle losbrechen.
    Meine Wölfin heulte, ein tiefer, bedrohlicher Laut.
    Scheiße!
    Drake wählte genau diesen Moment, um aus seinem Wagen zu steigen. Halb gebückt kroch er an den parkenden Fahrzeugen vorbei. Mir blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Unterwegs aber versuchte ich, mit meiner Wölfin zu verhandeln. Den musst du mir überlassen. Ich schob mich an der Baumreihe entlang, machte mich klein und achtete darauf, Drake nicht aus den Augen zu verlieren. Ich kann dir nicht die Kontrolle überlassen. Das haben wir schon mal ausprobiert, und ich bin nicht begierig darauf, das Fiasko mit dem Farmer zu wiederholen. Das hier ist zu wichtig. Du musst mir die Vorherrschaft lassen!
    Der Wind drehte, und mir drang ein vage schwefeliger Geruch in die Nase. Einen Herzschlag später packte mich das überwältigende Gefühl der Andersartigkeit und kroch ohne Vorwarnung über meine Haut. Das Haar an meinen Armen nahm Habachtstellung ein, und ich erfasste Drakes Anderssein, das ihn eindeutig als Übernatürlichen kennzeichnete. Das war recht praktisch. Meine Wölfin wurde noch aufmerksamer, nun, da sie das erste Mal echte Gefahr witterte. Mist!
    Im selben Augenblick, da Drake sein Opfer ausgewählt hatte, wusste ich es schon. Denn der Geruch ungestillter Begierde zog wie eine Wolke über mich hinweg. Drakes Pheromone waren abstoßend wie altes, schimmeliges Brot. Ich zog die Nase kraus und versuchte, durch den Mund zu atmen, während ich mich näher an ihn heranschlich. Der Geruch seiner Begierde, vermengt mit dem Faule-Eier-Geruch – die dämonische Seite seiner Andersartigkeit –, hatte sich nun ganz offiziell in meine Speicherbanken eingebrannt wie ein mieser LSD-Trip. Mein Gehirn war tüchtig und kategorisierte ihn für späteren Bedarf. Wölfe konnten Gerüche wiedererkennen, selbst wenn Jahre vergangen waren. Nicht unbedingt die Duftnote, die ich in meinem Arsenal haben wollte. Aber es war gut zu wissen, dass ich Drake, sollte er uns entwischen, wieder aufspüren könnte.
    Drakes Opfer, Mehrzahl in diesem Fall, waren zwei Mädchen, die nicht älter als sechzehn sein konnten. Die Mädchen kicherten auf ihrem Weg. Sie waren ganz vertieft in ihre Diskussion über die Jungs, die sie im Kino zu treffen gedachten. Die beiden Teenies waren geradezu perfekte Opfer. Sie waren viel zu sehr mit ihren bevorstehenden Abenteuern beschäftigt, um den seltsamen Mann zu bemerken, der nur ein paar Autolängen von ihnen entfernt auf sie lauerte.
    Ich glitt näher heran und verbarg mich hinter dem letzten Baum am Rand des Parkplatzes. Der Baum bot keine besonders gute Deckung. Aber Drake wurde von anderen Dingen in Anspruch genommen. Das Ausmaß der widerwärtigen Begierde, die er ausstrahlte, verriet mir, dass er sein ganzes Gehirnschmalz für den Angriff auf seine Opfer reserviert hatte, statt auf mögliche Gefahren zu achten – was ihn als Vollidioten entlarvte, der auf Jugendliche stand: nicht viel besser als ein Pädophiler. Derweil war ich nur noch vier Wagenlängen von den dreien entfernt.
    Drake schob sich näher heran, und ich ging in die Hocke. Die Mädchen schwatzten immer lebhafter, während sie sich einer großen Freifläche näherten, die den zusätzlichen Parkplatz vom Hauptparkplatz trennte. Hatten die beiden erst die letzten geparkten Wagen passiert, bekäme Drake sie nicht mehr zu fassen.
    »Unglaublich, wie Danielle sich gestern Abend benommen hat! Sie hat sich ihm ja förmlich an den Hals geworfen. Das war so was von peinlich!«
    »Ich weiß, es war geradezu lächerlich. Als würde er …« Mitten im Satz brach die schmale Blondine im hellblauen Sommerkleidchen ab, stockte kurz und schüttelte den Kopf. »Becky, ich … Ich glaube, ich habe was im Auto vergessen. Ich … Ich muss noch mal zurück.« Ihre Stimme klang angespannt.
    »Was? Was meinst du denn? Was vergessen?« Becky war einen Kopf größer und hatte lange braune Locken.
    »Ich weiß nicht … Aber ich muss es holen. Ich beeile mich … Ich verspreche es.«
    Also verstand sich unser Freund Drake auch auf mentale Überzeugungskunst. Ich hoffte in Teufels Namen, dass das alles war, was er zu bieten hatte.
    »Aber wir

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