Vollmondfieber: Roman (German Edition)
bisschen zu plaudern. Es verlangte, dass man seinen Arsch ins Habitat bewegte, darum bat, vorsprechen zu dürfen, und in der Folge eine Einreiseerlaubnis erhielt.
»Mir gefällt das immer noch nicht«, grollte mein Vater.
»Ich weiß, das ergibt nicht viel Sinn«, kam mir Nick erneut zu Hilfe. »Aber ich glaube, ich muss Jessica zustimmen. Wenn Rourke so gefährlich ist, wie ihr sagt, dann spricht der Umstand,dass er Jessica angerufen und seine Anwesenheit bekannt gemacht hat, dafür, dass er keine Gefahr für sie darstellt. Zumindest im Moment. Ich glaube, wir sollten das Treffen wie geplant stattfinden lassen. Für mich hört sich das an, als stünde viel zu viel auf dem Spiel, um darauf zu verzichten.«
»Wir können jeden verfügbaren Wolf vor dem Lokal positionieren, sobald Jessica drin ist«, fügte Tyler hinzu. »Er wird sie nicht in aller Öffentlichkeit töten. Das ist nicht sein Stil. Und wenn er versucht, sie zu verschleppen, warten wir ja schon auf ihn.«
»Mich im Auge zu behalten, dürfte kein Problem sein«, sagte ich, um meine Position zu unterstreichen. »Nicht dass ich glaube, er könnte mich entführen.« Kurz sah ich meinen Vater an, um herauszufinden, ob er sich vielleicht doch endlich für die Idee erwärmen könnte. Aber seine steinerne Miene deutete eher das Gegenteil an. »Nick und ich benutzen diese kleinen, knopfgroßen Vibrationsalarme, wenn wir zusammenarbeiten.« Eigentlich hießen die Dinger »Panikknöpfe«, aber wer würde einen noch ernst nehmen, wenn man sie bei diesem Namen nannte? »Wenn ich auch nur ahne, dass es Ärger gibt, drücke ich auf den Knopf und löse Alarm aus. Sind wir vorbereitet, hat Rourke kaum eine Chance, böse Absichten in die Tat umzusetzen.« Ich seufzte. Wie viele Zielscheiben würde man mir wohl noch auf den Rücken heften? Verdammt zu viele!
Nicht das kleinste Aufflackern irgendeiner Emotion zeigte sich im Gesicht meines Vaters. Er saß nach wie vor wie versteinert auf seinem Platz.
Eines wusste ich genau: Könnte ich diese Diskussion nicht für mich entscheiden, ginge es schnurstracks zurück ins Habitat. Dort würde man mich versteckt halten, bis der Verräter gefunden und das Durcheinander mit Rourke aufgeklärt wäre. Mich mit Colin Rourke zu treffen und unseren Verdacht hinsichtlich des Verräters geheim zu halten, bot mir immerhin die Chance,das ganze Rätsel zu lösen und dabei nicht hinter Schloss und Riegel zu sitzen. Offenbar hatte niemand etwas einzuwenden, also fuhr ich fort: »Nun, eigentlich haben wir doch keine große Wahl. Wenn Rourke so gut ist, wie ihr sagt, wird er mich irgendwann kriegen. Selbst wenn ihr alle tut, was ihr könnt, um mich sicher wegzupacken. Ich glaube nicht, dass die Habitatsgrenzen ihn aufhalten können. Gut vorbereitet zu diesem Treffen mit ihm zu gehen, ist die beste Möglichkeit für uns, die Oberhand zu gewinnen. Und da wir gerade dabei sind: Es ist auch die beste Möglichkeit für uns, herauszufinden, warum zum Teufel er hier ist und wer ihn geschickt hat. Es kann kein Zufall sein, dass er sich so kurz nach meiner Wandlung mit Molly Hannon treffen will, um über einen Fall zu sprechen. Er weiß Bescheid und wer immer ihn angeheuert hat auch. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber ich will wissen, wer das ist.«
»Sir, ich glaube, deine Tochter hat in diesem Punkt recht. Da zieht Gefahr auf, und wir dürfen das nicht ignorieren«, fügte Devon vorsichtig hinzu. »Wenn das, was in den Akten steht, zutrifft, könnte es für uns schlimm ausgehen, Colin Rourke die Bitte um ein persönliches Treffen abzuschlagen. Mir scheint, dies könnte seine Art sein, einstweilen die weiße Fahne zu hissen. Es ist in Jessicas Interesse, hinzugehen und ihn zu treffen – unter unserem Schutz selbstverständlich. Tut sie es nicht, wird er zu uns kommen.«
Ich hielt die Luft an.
Mein Vater sah sich unter seinen Wölfen um. »Also gut, wir machen es.«
KAPITEL SECHZEHN
R ourke und ich hatten uns auf ein paar Drinks in einer schicken Bar verabredet. Nachdem sich der Rat vertagt hatte, entwarfen Tyler, Danny, Nick und ich einen Plan für das Treffen. Tyler übernahm die Aufgabe, sämtliche geeigneten Wölfe um die Bar herum zu positionieren. Er hatte eine Handvoll Wölfe ausgewählt, denen er vertraute, und war gegangen, um sich der Logistik zu widmen. Danny war mir für den Rest des Tages als persönlicher Bodyguard zugeteilt worden. Nick war losgezogen, um die Bar selbst zu erkunden. Mein Vater und James hatten den geheimen
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