Vollmondstrand
ja, da gab’s die italienische Hochzeit, als wir reingeguckt haben …« Das Flugzeug rollte auf die Startbahn.
»Weißt du noch, der alte Gaukler hat die zwei Silberringe gehämmert, an der Piazza del Popolo. Er hat mir einen gereicht und ich hab ihn dir angesteckt.«
»Und ich dir den anderen.« Der Flieger beschleunigte nun immer mehr.
»Sie haben ohne Anprobieren perfekt gepasst!«
»Das hätte mir zu denken geben sollen!« Rosa wurde still. Der Flieger hob ab.
»Warum hast du dann Nein gesagt, später?« Marti nahm ihre Hand.
»Ich weiß auch nicht. Ich habe befürchtet, es wäre nur aus einer Laune heraus, dabei hat alles gepasst. Es war so zwingend klar, was der nächste Schritt sein würde. Da hab ich wohl Angst gekriegt. Bist du mir böse?« Sie hatten eine stabile Flughöhe erreicht.
»Nein, aber ich frage dich nicht mehr. Das musst du verstehen«, antwortete Marti.
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»Grüezi und auf Wiedaluaga! Das schreiben die echt auf die Ausgänge.« Rosa war erstaunt. »Ist das Schwyzerdütsch? Irgendwie sind die Schweizer ein eigenes Völkchen, ich weiß gar nicht, wie ich’s erklären soll. Zu viele Klischees.«
Marti blieb stehen und schaute Rosa unvermittelt an. Woher wusste sie, was er gerade dachte?
»Du meinst die drei Ks? Käse, Konten und Kakao?«, fragte er.
»Genau«, antwortete sie. »Ich habe schon jeden Kontinent der Erde bereist, aber die Schweizer, die sind mir so fremd, als wären sie von einem anderen Stern!«
»Wir waren auch noch nie da. Wie wär’s mit einem Urlaub am Vierwaldstätter See?«, überlegte Marti halbherzig.
»Oh Gott, nein! Da muss ich an den Film mit Gert Fröbe denken: ›Es geschah am helllichten Tag‹. Ein beklemmender Streifen aus den 50 - ern«, bekannte Rosa zähneknirschend. Offen musste man sein und ohne Vorurteile! Was war das hier?
»Kenn ich nicht«, Marti blieb ungerührt.
Rosa überlegte, ob er mit der nächsten Information etwas anfangen könnte, immerhin hatte er seine Jugend in Turku verbracht und nicht in Wien.
»Hast du den Anstecker gesehen ›Kantonspolizei Zürich‹? Beklemmend. Ich kam mir vor wie in ›XY ungelöst‹, vor mir Konrad Tönz!«
»In Berlin gibt’s eine Bar ›Konrad Tönz‹!«, antwortete Marti mit einem Blick wie eine Kuh, die gerade das Stilfserjoch beweidet.
»Ich bemerke bei dir auch keine glorreichen Assoziationen.« Marti konnte wohl Gedanken lesen.
»Vielleicht liegt es ja daran: Die Schweizer Frauen dürfen erst seit 1971 wählen, stell dir das einmal vor!«, entgegnete Rosa und hielt für einen Moment inne. »Dennoch sollten wir dem Land eine Chance geben! Heidi, zum Beispiel, hast du das gesehen als Kind? Na eben, mir läuft heute noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke, wie der Großvater auf offenem Feuer den Käse …«
»Wieder eines der drei Ks«, unterbrach Marti. Sie gaben sich schon Mühe! »Gibt es nichts Interessantes?« Seine Stimme klang bereits leicht resigniert. »Ich denke da an meine Lieblings-Is: Installationen, Initiativen, Innovationen.«
»Einige Schriftsteller hat das Land hervorgebracht und … die Art Basel!«, bemerkte Rosa mit einem Anflug von Triumph in der Stimme. Endlich war ihr etwas ›Marti-Genehmes‹ eingefallen.
»Die Art Basel, na bitte, da fahren wir nächstens hin und machen uns ein Bild von der Schweiz. Bis dahin lesen wir Martin Suter, essen Geschnetzeltes und ich sag auch nichts mehr.«
Rosa nickte. »Übrigens, der Suter fällt unter I wie Iteratur!«
68
Rosa betrat nach einer Woche wieder heimisches Terrain. »Hallo, meine Schätze! Billie, Lillie!« Noch in der Tür stehend, nahm Rosa die beiden Katzen auf ihre Arme. Selbige schauten ein wenig verdutzt und drehten die Köpfchen weg.
»Ich hab euch so vermisst!« Sie steckte die Nase tief in das heimelige Fell.
»Sieh mal, wie dick Bubba Billian geworden ist, du musst mit Maria reden.« Marti betrachtete die Lage nüchtern: Er sah einen fetten Kater vor sich. Rosa erblickte, alltagsgeschult, einen fetten Kater und mögliches Leid dahinter.
»Ach, lass nur. Vielleicht hatte er Sehnsucht nach uns. Das wird schon wieder. Gell, Bubilein?«
Solange Marti und Rosa zu Hause waren, nahmen die Katzen wenig Notiz von ihnen. Sie spielten und rauften. Lediglich für die zwei Futterrituale pro Tag sahen sie ihre Menschen als unabdingbar an. Wurde irgendetwas an der vorhersehbaren Weltkatzenordnung verändert, wurde Billian dick. Beleidigt waren sie beide, oft tagelang.
»Heute dürfen sie mit ins
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