Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
drängt. Der unbekannte Beamte ist uns wieder einen Schritt voraus. Und wir müssen unbedingt vermeiden, dass er vor uns auf Adina Mahler trifft.«
Karin kniff die Augen zusammen, als sie den Zweig aus ihren Haaren löste. Es ziepte, da sie nicht nur den Zweig sondern auch ein paar Haare verlor. »Wenn wir Frau Mahler nicht vor diesem miesen Schuft finden, benötigen wir bestimmt keine Handschellen, sondern nur noch Leichensäcke«, stimmte Karin zu. »Ich befürchte, die Zwei gehen aufeinander los wie Kampfhunde. Wie hast du überhaupt so schnell ihre Adresse gefunden?«
Steffen deutete stumm auf das Telefonbuch.
»Na hoffentlich ist es dann nicht die falsche Adina. Stell dir vor, unsere Frau Mahler hat keinen Eintrag im Telefonbuch und wohnt ganz woanders.«
Steffen schüttelte den Kopf. »Wir können sicher sein. Als bei Frau Mahler niemand auf mein Läuten geöffnet hat, klingelte ich bei ihren Nachbarn und riss diese aus ihrem Mittagsschlaf. Sie haben sie auf der Phantomzeichnung eindeutig erkannt.«
»Steffen, du bist ein Schatz! Ich rufe jetzt sofort die zuständige Staatsanwältin Frau Faust an und beantrage einen Durchsuchungsbefehl.« Karin sprang auf und lief erregt im Raum auf und ab. »Außerdem müssen wir Sandra den Sonntag verderben. Keiner von uns ist so gut wie sie, wenn es darum geht, Daten über eine Person zu sammeln. Würdest du das bitte übernehmen?«
Steffen nickte und suchte Sandras Festnetznummer hervor. Karins Telefonat nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Frau Faust handelte wie gewohnt schnell und unkompliziert. Steffens Gespräch dauerte länger. Karin schaute verwundert zu, wie er mit gequältem Gesichtsausdruck telefonierte. Als er fertig war, sah er Karin verwundert an und fragte: »Sandra ist doch mündig, oder?«
»Was war denn?«, fragte Karin, die bereits eine Vermutung hegte.
»Ich hatte eine hochnäsige Frau an der Strippe. Die mir ausschweifend erklärte, dass heute ein arbeitsfreier Tag sei und Sandra deshalb nicht verpflichtet sei, im Revier zu erscheinen. Als sie mit der Leier fertig war, rückte sie mit der Nachricht heraus, dass Sandra nicht zu Hause und wahrscheinlich zu ihrem heiß geliebten Arbeitsplatz unterwegs sei. Das mit dem ›heiß geliebten Arbeitsplatz‹ hat sie wörtlich so gesagt. Was ist denn dort los?«
»Das soll dir Sandra lieber selbst erklären. Ich gehe nachschauen, ob sie eventuell schon da ist.«
Karin horchte im Treppenhaus, ob sie Schritte vernahm, aber es war alles still. Da kam ihr ein Gedanke und sie lief schnell in ihr Büro. Sie hatte richtig vermutet, die Tür war nicht verschlossen und als sie den Raum betrat, sah sie Sandra bedrückt am Computer sitzen. Da Karin bis jetzt noch keinen Plan hatte, wie sie sich Sandra gegenüber verhalten sollte, blieb sie verlegen an der Tür stehen. Sandra wandte den Kopf und sah Karin einen Moment wortlos an. Dann wurden ihre Augen noch größer als sonst und ein warmer Schein leuchtete in ihrem Blick auf. Der Kummer entwich aus Sandras Gesicht, sie stand auf, trat auf Karin zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Nun wird es doch noch ein schöner Tag«, flüsterte sie.
Karin hatte das Gefühl, als würde eine Zentnerlast von ihrer Seele genommen. In ihren Vorstellungen hatte ein Horrorszenario das Nächste gejagt. Ihr schlimmster Albtraum war, dass Sandra um ihre Versetzung nachsuchen würde, um nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten zu müssen.
Karin war sehr viel leichter zumute, als sie sagte: »Du hattest wieder Stress daheim. Hoffentlich war nicht ich die Ursache.«
Sandra winkte ab. »Nein, nur das Übliche.«
»Du hast doch deinem Freund nichts erzählt?«
»Ich werde mich beherrschen. Außerdem geht ihn das nichts an. Ich bin auch total sauer auf Uwe. Die gesamte Woche muss ich die Penelope spielen und zum Dank darf ich auch noch das Gekeife dieser Medusa ertragen. Übrigens Karin,«, Sandra zog ihre Stirn kraus, »ursprünglich hatte ich nicht vor, hierher zu kommen. Ich wollte zu dir fahren, aber du hattest dein Handy ausgeschaltet. Und wenn ich deine Mimik richtig deute, dann geschah das nur aus einem Grund.«
Karin wurde auf einmal sehr mulmig.
»Du hast dich in dein Schneckenhaus verzogen, weil du mit unserer Situation nicht umgehen kannst.«
»Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?«, fragte Karin verblüfft.
»Von anderen Personen vielleicht nicht, aber da ich dich sehr mag, gebe ich mir schon ein wenig Mühe, dich zu verstehen.«
Karin wusste nicht, vor wie viel
Weitere Kostenlose Bücher