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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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Abfallbehältern ließen sie Sarah wie ein Stück Unrat liegen. Von hier hatte sich Sarah den langen Weg bis zur Polizeiwache geschleppt
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    Adina wusste, dass sie diesen Weg heute zum letzten Mal gehen würde. Sie kam vorbei an den zugewachsenen Kleingärten gegenüber der stillgelegten Fabrik, deren blinde Fenster traurig auf die Straße herabsahen
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    Am Einkaufszentrum, welches in einer alten Nahrungsmittelfirma errichtet worden war, belebte sich die Gegend. Auch nachts kamen hier Menschen entlang. Sarah hatte auf ihrem Weg, als sie sich verdreckt und blutend die Häuserwände entlang geschleppt hatte, Passanten bemerkt. Keiner hatte ihr geholfen. Sie waren wie vor einer Aussätzigen zurückgewichen
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    Nachdem Adina unter der Eisenbahnbrücke hindurchgelaufen war, taten sich Straßenzüge, die mit Häusern aus der Gründerzeit bebaut waren, vor ihr auf. Der Weg war insgesamt nicht weit, vielleicht 15 Minuten. Adina lief ihn mit normaler Geschioindigkeit. Sarah muss dieser Weg wie eine Unendlichkeit vorgekommen sein, denn in ihrem Unterleib hatte der Schmerz gestochen, als würde sich ein wild gewordenes Messer darin austoben
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    Auch Adina war am Ende ihrer Kraft angekommen. Die Erinnerung an diese Nacht, deren Vorgänge sie nur aus Sarahs Erzählungen kannte, zehrte an ihr. Bei einem kleinen Park musste sie sich setzen, da ihre Knie vor Schwäche zitterten. Ihre Tränen, die sie bisher zu unterdrücken versucht hatte, flossen nun ungehemmt. Die erstaunten und befremdeten Blicke der Menschen, die sie ansahen und sofort ihre Augen abwandten, waren ihr gleichgültig
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    Nach einer Weile raffte sie sich auf und lief das letzte Stück. Ihr begegnete ein Mädchen, welches Zeitungen austrug. Auch sie schaute erstaunt, aber sie sah nicht weg, sondern richtete ihre Augen voll Mitgefühl auf Adina. Adina versuchte zu lächeln, als sie an der Kleinen vorbeiging. Das Mädchen hatte einen unbeschwerten Eindruck auf sie gemacht, genau wie Sarah. Sarah hatte immer nur das Gute in der Welt und den Menschen gesehen. Warum hatte sie nie auf sie gehört? Adina hatte sie oft vor dem Bösen gewarnt. Sie kannte das Böse nur zu gut. In vielen Gesichtern hatte sie es gesehen. Sie war so oft gequält und gedemütigt wurden, weil sie keinen Hehl aus ihrem Wesen machte. Nur weil sie Frauen liebte, war sie von den Menschen angefeindet worden, von Menschen, die sich nicht einmal die Mühe machten, sie zu verstehen
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    Das Ende des Weges wurde von dem imposanten Bau einer Kirche dominiert. Ob wohl der Schatten dieses Baus in jener Nacht bedrohlich auf Sarah gewirkt hatte? Gleich bei der Kirche befand sich das Polizeirevier. Hier war Sarah noch anständig behandelt worden, später nicht mehr
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    Wegen ihm!
    Heute würde sie diese Rechnung begleichen
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    Sie wusste, dass er sehr gefährlich war. Vielleicht würde sie heute umkommen, aber sie würde ihn mitnehmen. Das lange Warten in der staubigen Wohnung hatte sich gelohnt. Voll Grimm hatte sie beobachtet, wie er ihr Heim entweihte. Er beschmutzte durch seine Anwesenheit das Nest, das Sarah und sie sich geschaffen hatten
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    Sie fotografierte ihn, als er die Wohnung durchsuchte. Heute hatte sie ihm eine SMS mit den Fotos geschickt. Seine Handy-Nummer zu bekommen, war einfach gewesen. Sie hatte in seinem Büro angefragt und ohne Weiteres die Nummer bekommen. Wenn er die Bilder sah, würde ihm klar sein, von wo aus sie gemacht wurden. Und so würde er auch wissen, wo sie auf ihn wartete. Mit dem Empfang, den sie ihm bereitete, konnte er nicht rechnen. Er war so arrogant. Nie würde er vermuten, dass er in ihr eine ebenbürtige Gegnerin finden würde
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    Bis zum Abend hatte sie noch Zeit. Sie musste noch einen Anruf erledigen, und dann nur noch warten
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    »Autsch!« Nach diesem empörten Wehlaut schimpfte Karin lautlos vor sich hin. Es war nicht der erste Ast, der peitschend ihr Gesicht getroffen hatte. Missmutig stellte sie fest, dass sie bei der Wahl ihres heutigen Streifzuges nicht vorausschauend gewesen war. Karin lief direkt an der Elbe von Dresden Loschwitz stromabwärts. Diesen Weg zu gehen hatte sie schon vor langer Zeit geplant und um wieder Klarheit in ihr erschüttertes Gefühlsleben zu bekommen, nahm sie ihn am heutigen Sonntag kurzerhand in Angriff.
    Am gestrigen Abend waren die Ermittlungen einen Schritt vorangekommen. Der Vorname der unbekannten Frau war ihnen nun bekannt. Doch Karins Gedanken drehten sich seit dem gestrigen Abend ausschließlich um Sandra. Sie hatte zwei ihrer

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