Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
auf Kriminalrat Haupt einreden musste, bis der sich bereit erklärte, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.
Dr. Bretschneider ließ sich aufatmend und spürbar erleichtert auf sein Lager zurücksinken, doch Karin konnte ihn noch nicht in Frieden lassen: »Eine Sache muss dir aber klar sein, Mario. Du bist gezwungen, absolutes Stillschweigen über diese Geschichte zu wahren. Bis jetzt wissen nur wir drei und Kriminalrat Haupt von dieser Angelegenheit und dabei soll es auch bleiben.«
Dr. Bretschneider nickte entkräftet: »Von mir erfährt mit Sicherheit niemand etwas, ich habe mich ja auch nicht gerade mit Ruhm dabei bekleckert.«
Nachdem Karin und Sandra den Doktor mit den besten Genesungswünschen verlassen hatten, sagte Sandra auf dem Flur des Krankenhauses zu ihrer Partnerin: »Das mit dem Ruhm und dem Bekleckern kann man auch anders sehen. Immerhin war der Doktor wesentlich eher am Tatort als wir.«
»Ja, und wenn er uns verständigt hätte, hätten wir eventuell das Schlimmste verhindern können. Aber wenn ich es recht überlege … vielleicht ist es ganz gut so, wie die Sache gelaufen ist. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass dieser Fall noch nicht abgeschlossen ist.«
27. Kapitel
Vier Wochen nach dem Besuch von Karin und Sandra bei Dr. Bretschneider im Krankenhaus versammelten sich Teile der Sonderkommission ›Tankstelle‹ im Büro von Frau Staatsanwältin Faust. Außer der Staatsanwältin waren nur Karin, Sandra und Steffen Dahlmann anwesend. Jan besuchte gerade einen Auffrischungslehrgang über psychologische Vernehmungstechniken. Frau Faust hatte einen umfangreichen Stapel von Aktenordnern vor sich auf ihrem Schreibtisch liegen. Die Blicke, die sie ab und an auf diese Stapel warf, verrieten ihre gemischten Gefühle zu diesem Fall. Heute wollte sie die Angelegenheit abschließen und danach, soweit es ihr möglich war, diese für immer vergessen. Wenn sie ehrlich war, dann musste sie gestehen, dass sie eigentlich wenig Arbeit in diese Geschichte investiert hatte. Die Sonderkommission hatte, trotz der schwierigen Umstände, alle Arbeit auf sich genommen und sie musste nur die Nacharbeiten erledigen. Aber – und das mochte sie ganz und gar nicht – die Auswertung und abschließende Bewertung stützten sich nur auf Indizien und Vermutungen. Beweise gab es nur wenige.
»Sie können sich denken, warum ich Sie heute zu mir bestellt habe«, begann Frau Faust die Sitzung. »Vor zwei Tagen habe ich die Unterlagen aus Frankreich bekommen und seit gestern Abend liegen mir die Ergebnisse der vergleichenden Untersuchungen vor.« Sie legte eine Pause ein und gestattete sich einen Blick in die gespannten Gesichter ihrer Zuhörer. Die Mienen, in die sie dabei blickte, erinnerten sie an den letzten Kindergeburtstag, den sie auszurichten gezwungen war. Dieser Gedanke trieb ihr trotz der ernsten Sachlage des Falls beinah ein Lächeln ins Gesicht. Sie unterdrückte es und setzte ihre Lesebrille auf. »Inspector Caffier von der Gendarmerie Rochefort hat sich der Sache mit großem Engagement angenommen. Ich fasse seinen Bericht für Sie zusammen. Ungefähr zwanzig Meilen vor der französischen Atlantikküste wurde von Fischern ein herrenlos treibendes Motorboot geborgen. Dieses Motorboot war von seinem Besitzer bereits zwei Tage vor seinem Auffinden als gestohlen gemeldet worden. In dem Boot fand die Gendarmerie Blut. Wenige Tage später wurde in Rochefort ein unauffällig abgestellter VW Passat mit Dresdner Kennzeichen sichergestellt, in dem ebenfalls Blut gefunden wurde. Die Überprüfung des Kennzeichens ergab, dass es sich um Frau Mahlers PKW handelt. Wir hatten unsere Fahndungsmeldung betreffs Frau Mahler wie Sie wissen nicht nur an Interpol, sondern auch ganz speziell an die Gendarmerie Rochefort geschickt.« Frau Faust nickte in Karins Richtung. »Frau Wolf, Ihr diesbezüglicher Hinweis war also begründet. Inspector Caffier zählte nun eins und eins zusammen und begab sich zu der Grabstätte von Frau Lefort. Er fand auch dort Blutspuren. Die Analyse aller Blutspuren ergab, dass dieses Blut von ein und derselben Person stammt. Heute habe ich nun die Bestätigung bekommen, dass es sich bei dem Blut um das Blut von Frau Mahler handelt.«
Die anwesenden Personen sahen sich betroffen an. Allen war klar, was dies zu bedeuten hatte.
Frau Faust sprach es aus: »Mit ziemlicher Sicherheit können wir davon ausgehen, dass Frau Mahler trotz ihrer Verletzung den Weg bis nach Rochefort auf sich nahm, um sich am
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