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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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Mittagessen. Gerade als Jan die Rechnung beglich, klingelte sein Handy. Sandra rief an: »Wir haben Glück. In der angegebenen Adresse wohnt ein Herr Alfons Wiener. Er war früher beim Zoll. Scheinbar hatte er sich unter dem DDR-Regime nichts zuschulden kommen lassen, denn nach der Wende wurde er in den Bundesgrenzschutz übernommen. Er ist Mitte der neunziger Jahre in Ehren pensioniert wurden. Versuche es doch beim ihm.«
    »Das ging aber fix. Dankeschön.«
    »Nichts zu danken und viel Erfolg.«
    Gerade als Jan in die Straße einbog, in der Witkowskis Kneipe lag, hielt vor demselben ein schwarzer BMW. Jan schlenderte unbeteiligt weiter, und da die Straße recht begangen war, fiel er nicht auf. Dem Fahrzeug entstieg eine Frau, die nach Karins Beschreibung sein heutiges Fotomotiv sein sollte. Jan beeilte sich nun. Er sprintete die Treppen zu Herrn Wieners Wohnung hinauf, da er nicht wusste, wie lang die gesuchte Person im Restaurant verweilen würde. Auf sein Klingeln wurde die Tür einen Spalt geöffnet. Ein freundliches Männergesicht kam zum Vorschein und er wurde nach seinem Begehren gefragt. Jan stellte sich vor und hielt seinen Dienstausweis vor den Spalt. Sofort ging die Tür wieder zu, Jan hörte die Kette rasseln und die Tür schwang weit auf.
    »Immer herein in die gute Stube«, wurde Jan aufgefordert.
    »Sind Sie Herr Wiener?«, fragte Jan beim Eintreten.
    »Ja, seit vierundsiebzig Jahren. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es tut mir leid, Sie belästigen zu müssen, aber Sie wohnen gegenüber einer Kneipe, in welches gerade eine Person gegangen ist, die ich im Rahmen einer Ermittlung fotografieren muss. Darf ich an Ihrem Fenster Posten beziehen und warten, bis die Person das Restaurant wieder verlässt?«
    »Selbstverständlich junger Mann. Sie brauchen nicht so gestelzt zu sprechen, dass in der Kneipe vis-à-vis nicht alles mit rechten Dingen zugeht, ahne ich schon lange. Dort gehen Gestalten ein und aus, da ist mancher Zuchthäusler dabei. Ich habe dafür einen Blick. Ich war vierzig Jahre beim Zoll Hauptkommissar, da bekommt man einen Riecher für das Gelichter. In dieser Lokalität würde ich kein Bier trinken, das können Sie mir glauben.«
    Während seiner Rede führte Herr Wiener Jan an das Stubenfenster. Von dort hatte er einen hervorragenden Blick, genau auf den Eingang. Jan zog die Gardine ein kleines Stück zur Seite, damit das Objektiv Platz hatte. Von unten konnte man absolut nichts sehen, weil Herrn Wieners Fensterbankpflanzen zusätzlich Deckung gaben.
    Herr Wiener war über Jans ›Besuch‹ hocherfreut, bekam er doch auf diese Weise einen Gesprächspartner, was in seinem Leben selten war. Jan war gezwungen, sich über zwei Stunden zu gedulden. In dieser Zeit erfuhr er sehr viel aus Alfons Wieners Leben. Herr Wiener verstand es, kurzweilig zu erzählen und so verging Jan die Zeit wie im Flug. Als die Frau schließlich das Restaurant verließ, klickte Jans Kamera wie ein Maschinengewehr, je mehr Fotos er schoss, umso größer war die Chance einer guten Ausbeute. Als die Frau in den BMW eingestiegen war, bedankte sich Jan bei Herrn Wiener und legte diesem zum Abschied noch Verschwiegenheit ans Herz. Auf dem Rückweg war Jans Stimmung auf dem Höhepunkt, waren die Fotos doch das Ticket für einen weiteren Besuch bei Claudia.
    Die Natur und die Menschen wurden in den letzten Apriltagen dieses Jahres mit warmen Temperaturen verwöhnt. Nach Sonnenuntergang war es aber noch recht kühl. Deshalb hatten die beiden Kommissarinnen ihre Jacken übergezogen, als sie sich auf dem Weg zum Treffpunkt an der Bronzefigur ›Der Bogenschütze‹ an der Albertbrücke befanden. Die Elbe, die in der Dunkelheit mit grausilberner Farbe leise rauschend unter der Brücke hindurchfloss, hatte bestimmt schon viele Treffen an diesem Platz erlebt. Diesmal jedoch war es kein Treffen von Liebenden. Karin und Sandra waren mit Ronny Sander verabredet. Ronny betrieb einen An- und Verkauf in der Dresdner Neustadt. Zusätzlich war er Karins Informant und deshalb drückte sie oft beide Augen zu, wenn er es mit seinen Hehlergeschäften oder seinem Cannabis-Konsum übertrieb.
    Als sich die beiden Frauen dem ›Bogenschützen‹ näherten, wehte ein zarter, süßlicher, nicht unangenehmer Geruch um ihre Nasen. Auf einer Bank, in einem dunklen Winkel, saß Ronny und rauchte in Seelenruhe einen Joint.
    »Sag mal Ronny, bei dir hackt’s wohl?«, fuhr ihn Karin leise an. »Was denkst du, wo wir beide arbeiten, bei der Fürsorge? Du

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