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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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weiteres Vorhaben schmackhaft zu machen.
    Als Jan das Büro der beiden Kommissarinnen betrat, war außer ihnen noch Steffen Dahlmann anwesend. Kriminalhauptkommissar Dahlmann, ein im Dienst ergrauter, zur Korpulenz neigender Witwer, war die Ruhe in Person. Mit seinen zweiundfünfzig Jahren hatte er zu viel gesehen, um sich noch groß aus der Fassung bringen zu lassen. Durch seine bedächtige Art zu arbeiten, erzielte er große Erfolge. Er war zu gründlich, als dass ihm ein Flüchtigkeitsfehler unterlief. Er begann gerade bei Jans Eintreffen mit seinem Bericht:
    »Ich hatte großes Glück«, meinte er gerade. »Gleich die erste Person aus Haases Steuerbüro, die ich kontaktierte, war seine Sekretärin. Und sie war auch die Einzige, die während des gesamten Zeitraums der Existenz dieses Steuerbüros für ihn gearbeitet hat. Und sie war sehr mitteilsam. Sie holte während des Sprechens kaum Luft, sodass ich zeitweise die Befürchtung hegte, dass sie tot vom Stuhl fällt, weil sie erstickt.« Er schmunzelte kurz und stellte sich die Situation bildlich vor.
    »Wie wir schon wussten, verhielt sich Haase extrem arrogant«, fuhr Steffen Dahlmann mit seinem Bericht fort. »Aber er hat es nie zum Äußersten getrieben. Wenn ein Mitarbeiter kündigte, legte er diesem nie Steine in den Weg und schrieb auch erstklassige Zeugnisse. Vermutlich tat er das nicht aus Nächstenliebe, sondern um jeder Klage aus dem Weg zu gehen. Ich bin mit ihr die Personalliste durchgegangen. Einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die er so terrorisiert hätte, dass sie Mordgelüste entwickelten, fand ich nicht. Vor allem, da er, wie ich schon erwähnte, beim Ausscheiden aus dem Unternehmen immer recht kulant vorging.«
    »Dieses Vorgehen deckt sich mit Haases allgemeiner Geschäftspraktik«, sagte Sandra. »Er wollte den Behörden, egal welchen, nicht negativ auffallen. Es ist ihm, wie wir wissen, jahrelang auch gelungen, bis er es eben zu bunt trieb.«
    Karin nickte zustimmend und fragte ergänzend: »Hast du etwas über eventuelle sexuelle Übergriffe auf weibliche Angestellte erfahren? Solch ein Verhalten würde in Haases Persönlichkeitsprofil passen.«
    »Nein, scheinbar hatte er sich so weit unter Kontrolle, dass es ihm gelang, seine Finger bei sich zu behalten. Seiner Sekretärin, sie ist etwa meine Altersgruppe und hat deshalb bestimmt nicht in sein Beuteschema gepasst, wäre das auf keinen Fall entgangen.«
    »Also eine Sackgasse mehr in unseren Ermittlungen«, sagte Karin resignierend.
    »Na ja, ganz umsonst waren meine Bemühungen wahrscheinlich nicht«, lächelte Steffen, der seine Trumpfkarte immer zum Schluss ausspielte.
    »Nachdem ich mit Frau Junge, so heißt die kommunikative Sekretärin, Haases Berufsleben durchgearbeitet hatte, plauderte ich mit ihr noch über sein Privatleben.«
    »Wusste sie denn darüber so gut Bescheid, dass sie da brisante Informationen mitteilen kann?«, fragte Sandra.
    »Frau Junge war nicht nur seine Sekretärin, sie hat auch nach seiner Scheidung Haases Haushalt geführt. Er hat sie sogar ordentlich dafür bezahlt. Sie war auch die Einzige in dem Steuerbüro, die menschlich behandelt wurde. Nicht, dass sie ihn gemocht hätte, dafür ist ihr Gerechtigkeitsempfinden zu ausgeprägt. Sie hat schließlich miterlebt, wie er den Rest der Belegschaft behandelt hat. Aber persönlich musste sie, nach eigener Aussage, nicht unter ihm leiden.«
    »Haase war ein richtig widerlicher Kerl.« Sandra schüttelte es. »Arrogant und feige zugleich. Gegenüber seiner Sekretärin und Haushälterin verhielt er sich anständig, weil er sie brauchte und sie nicht verärgern wollte. Wahrscheinlich wusste sie auch noch zu viel, aber die anderen Angestellten waren auswechselbar.«
    »Genau so«, sagte Karin. »Aber jetzt wollen wir Steffen ausreden lassen. Ich bin nämlich gespannt, was er wichtiges erfahren konnte.«
    »Frau Junge war also oft in Haases Wohnung«, fuhr Steffen fort. »Nach ihren Beobachtungen hatte Haase keine feste Partnerin. Sie vermutet, dass er zu Prostituierten ging. Sie schnüffelte auch herum, und dabei fand sie Pornofilme, Gewaltpornos. Das hat sie herausbekommen, weil sie in die Streifen reinschaute.« Steffen grinste. »Um diese Information zu erhalten, musste ich sehr nachhaken. Denn bei diesem Thema ließ ihr Wortschwall merklich nach. Haase hatte auch keinen Bekanntenkreis, was nicht verwunderlich war, er arbeitete oft bis spät in die Nacht und auch am Wochenende. Nur eine Sache war ihm heilig:

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