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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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keinen Feierabend. Ich habe Anfang der Neunziger als Lehrling hier angefangen. Peter war immer fair, er verlangte vollen Einsatz, aber er erkannte die erbrachten Leistungen auch an und honorierte sie. Vor drei Jahren verließ ihn seine Frau. Davon hat er sich nicht erholt. Ab dieser Zeit sahen wir ihn immer seltener in der Firma, er zog sich zurück. Die Geschäfte gingen immer mehr in meine Hand über. Ich war zu der Zeit der Werkleiter. Seine Frau hatte bis zur Scheidung die Buchhaltung gemacht, nach ihrem Abgang übernahm ich auch dieses Ressort. Vor einem Jahr unterbreitete er mir das Angebot, die Firma zu kaufen. Er sagte, er würde sich ausgepowert fühlen und wolle sich erst mal nur seinem Garten widmen. Zu dieser Zeit lief das Geschäft sehr gut. Die Auftragsbücher waren voll und ich hätte kaum die Zeit für ein Gespräch wie dieses gefunden. Ich überlegte nicht lange, nahm einen Kredit auf und kaufte das Unternehmen. Leider kann ich nicht Hellsehen, sonst hätte ich mich schwer gehütet.«
    »Kam es Ihnen nicht seltsam vor, dass Herr Schlott gerade als es so gut lief, die Firma veräußerte?«, hakte Steffen nach.
    »Peter konnte die Finanzkrise auch nicht kommen sehen. Aber er hätte sie auch nicht bemerkt, wenn sie persönlich an seine Tür geklopft hätte. Er war irgendwie neben der Spur. Die letzten beiden Jahre hat er sich immer weniger für sein Umfeld interessiert. Gedanken über sein Verhalten habe ich mir schon gemacht. Ich hatte auch manchmal den Verdacht, dass mehr als nur die Scheidung hinter seinem Verhalten stecken könnte. Er verbrachte sein Leben zunehmend nur in seinem Haus, fast als wolle er sich verstecken. Ich habe ihn mehrmals besucht und bot ihm Hilfe an, aber er meinte, es sei alles in Ordnung.«
    Karin hatte ihre Kollegen mit einer SMS über den Umstand, dass Haase der Steuerberater von Schlotts Firma war, informiert, sodass Steffen ohne Vorrede zur Sache kommen konnte: »Herr Haase, der Steuerberater ihrer Firma, ist ebenfalls ermordet worden. Wir vermuten da einen Zusammenhang. Sind Ihnen Umstände bekannt, die uns weiterhelfen könnten?«
    »Der Haase ist auch tot. Na, bei dem hält sich meine Trauer in Grenzen. Das war ein dermaßen arroganter Arsch, das können Sie sich nicht vorstellen.«
    »Mittlerweile doch«, warf Steffen trocken ein.
    »Wieso Peter und Haase ein Gespann waren, kann ich mir bis heute noch nicht erklären. Die passten gar nicht zusammen. Peter war geradezu. Der Haase dagegen war so der Typ: Vorn freundlich lächelnd und hinter dem Rücken hält er schon das Messer. Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Gerade als die Krise begann, bekam ich Post vom Insolvenzverwalter, der Haases Steuerbüro abwickelte. Ich war nicht unglücklich, dass ich mich nach jemand Neuem umsehen musste. Aber abgesehen von Haases Charakterzug wüsste ich nicht, wer den beiden etwas antun könnte.«
    Steffen wechselte seine Sitzhaltung, der Bürostuhl war hart und unbequem. Als er eine halbwegs erträgliche Haltung eingenommen hatte, kam er zu seiner letzten Frage: »Wussten Sie, dass Herr Schlott und Haase immer freitags Skat spielten?«
    »Ja. Das wussten alle hier. Der Freitagabend war Peter heilig. Mir müsste man Geld bezahlen, um mit so einem Typ wie Haase irgendetwas zu unternehmen, aber die Menschen sind eben verschieden.«
    »Wissen Sie auch, wer der dritte Skatfreund war?« Bei dieser Frage beugte sich Steffen gespannt nach vorn.
    »Nein. Ich habe ihn nie gesehen und kenne auch seinen Namen nicht. Aber bis vor drei Jahren war Peter immer sehr mitteilsam und gab auch gern mal an. So brüstete er sich auch mit einem Bekannten, der, wie er sich ausdrückte, bei den Gesetzeshütern sei.«
    Viel war das nicht, und vor allem nichts Neues, dachte Steffen, als er die Fabrik verließ und zu seinem Wagen ging. Da sein Schuh beim Laufen ein kratzendes Geräusch verursachte, setzte er sich auf den Fahrersitz und begutachtete die Sohle. »So ein Mist, die sind neu«, murmelte er und versuchte, den eingetretenen Span herauszuziehen. Dann musste er lachen: »Nur eine einzige Maschine läuft und ich trete mir einen von zwanzig Spänen ein.«

7. Kapitel
    Zu Karins Arbeitsweise zählte es, alle Mitarbeiter, die an einem Fall arbeiteten, regelmäßig zu versammeln, um die Ermittlungsergebnisse gemeinsam auszuwerten. Ihr Hauptbeweggrund dafür war, dass sie sich so wenig Arbeit wie möglich machen wollte. Sie fand es ermüdend, jedem einzeln

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