Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Und«, fuhr Svenja mit gerunzelter Stirn fort, »es gibt mehrere Herren Staatsanwälte oder Richter, die von Kleinigkeiten wie einer Verordnung, nicht tangiert werden.«
Damit hatte Steffen den Beweis, dass wiederum ein Unberufener in diesem Fall Nachforschungen anstellte. Er bedankte sich bei Frau Förster für deren große Hilfe und versicherte ihr, dass sie bei ihm ebenfalls einen Gefallen gut habe. An ihrem Verhalten spürte er, dass Svenja diese Worte sehr erfreuten.
Karin und Sandra trafen sich an der Straßenbahnhaltestelle unweit ihres Zieles in der Dresdner Neustadt. Die Kneipe, die Karin und Sandra als Erste ansteuerten, war einer der beliebtesten Treffpunkte für lesbische Frauen in der Stadt. Sie liefen wie üblich mit einem halben Meter Abstand zwischen sich. Nach kurzem Marsch verließen sie die Hauptstraße und bogen in eine weniger belebte Straße ein. Sandra blieb auf einmal stehen. Als Karin es bemerkte, wandte sie sich um und schaute fragend zu Sandra zurück.
»Wann wollen wir eigentlich in unsere Rolle als Pärchen schlüpfen?«, fragte Sandra. »Wir können nicht dorthin gehen und die Eingangstür als magische Pforte betrachten. Davor sind wir zwei Kolleginnen und kaum über die Schwelle, ein Liebespaar.«
Karin musterte Sandra nachdenklich. »Du hast recht. Komm, reich mir deine Hand.«
Hand in Hand gingen sie weiter. Sandra musste auf einmal kichern. »Schade, dass uns jetzt nicht einer aus unserem Team sieht. Der Klatsch morgen auf dem Revier wäre herrlich.«
»Ich glaube nicht, dass ich es so herrlich fände, wenn alle über uns herziehen.« Karin war die Situation etwas unbehaglich. »Ich finde es schlimm, dass wir hier etwas vortäuschen müssen.«
»Du bist viel zu verspannt.« Sandra drückte sich näher an Karin heran und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Komm Kirsche, du musst lockerer werden!«
Bevor Karin darauf etwas erwidern konnte, erreichten die beiden die Kneipe. Sie orientierten sich kurz und stiegen dann in den Partykeller hinunter. Hier war heute Disco. Karin und Sandra suchten sich einen freien Tisch und beobachteten erst einmal das Treiben. Schnell waren sie beruhigt. Sie würden nicht auffallen. Das Publikum bestand, wie sie es erwartet hatten, ausschließlich aus Frauen. Und die Jahrgänge waren ebenso wie die Typen breit gestreut. Eine hübsche, junge Kellnerin trat zu ihnen. »Hey, ich bin die Anne. Was darf ich euch bringen?« Sandra bestellte sich einen Cocktail und Karin einen Gin Tonic mit der doppelten Menge Gin. Als die Getränke vor ihnen standen, zögerte Karin nicht und trank einen großen Schluck. Sie hoffte inständig, dass der Alkohol sie lockerer werden ließ. Sandra kannte diese Probleme nicht. Ihr gefiel es sichtlich. Sie wippte zur Musik und es dauerte gar nicht lange und sie fragte Karin, ob sie nicht tanzen wollen. Karin lehnte ab und meckerte über die seichte Discomusik. Daraufhin ließ Sandra ihren Zeige- und Mittelfinger an Karins Unterarm hochlaufen, was dieser einen Schauer des Behagens über den Rücken jagte, schaute ihr in die Augen und flüsterte: »Wir sind nicht als Musikkritiker hier, wir wollen etwas über Sarah und ihre Geliebte erfahren. Ich sage das nur, weil du es scheinbar vergessen hast und hier Trauer schiebst. Und nun hoch mit dir und schwing dein Tanzbein.«
Karin zwang sich ein Lächeln in das Gesicht und versuchte, sich rhythmisch zu der Musik zu bewegen. Wenn sie ihren geliebten Hard Rock hörte, fiel ihr Tanzen leicht. Wie von selbst bewegten sich dann die Glieder. Gefiel ihr die Musik nicht, wurde Tanzen für sie zur Qual. Sandra bemerkte die Nöte ihrer Partnerin und versuchte mit allen Mitteln, sie aufzutauen. Sie umtanzte Karin wie eine echte Geliebte. Schließlich gelang es ihr auch. Karin verlor die Hemmungen und fand nun auch Freude am Tanzen. Nach einigen Runden pausierten sie und beobachteten erneut das Publikum. Sie tuschelten und überlegten, wer am besten geeignet sei, sie mit Informationen zu beliefern. Karin favorisierte die Kellnerin. Leider stand das Mädchen total unter Stress. Es ergab sich einfach keine Gelegenheit, bei einer Bestellung mit der Kellnerin ins Gespräch zu kommen. Sandra zuckte die Schultern und meinte: »Wir haben Zeit. Irgendwann wird es schon klappen. Bis dahin machen wir uns einfach ein paar schöne Stunden und spielen weiter das Liebespaar.«
Die Zeit verging wie im Flug. Karin hatte ihre Hemmungen abgelegt und genoss den Abend mit Sandra. Sie tauschten weiter zum Schein
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