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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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hinterließ sie eher einen müden, traurigen Eindruck.
    »Nimmt dich die Angelegenheit so mit?«, fragte Sandra einfühlsam.
    »Ja, sehr. Ich kann mir den langen Kampf, der im Inneren dieser Frau tobte, gut vorstellen. Und als sie dann endlich ihre Liebe fand, kamen drei Monster und zerstörten gewissenlos ihr Leben.«
    Karin saß noch einen Moment abwesend da, dann gab sie sich einen Ruck und sagte: »Wie dem auch sei, ich schlage vor, wir klappern die einschlägigen Bars ab, irgendwer in der Szene wird die beiden schon kennen. Aber wir müssen verdeckt ermitteln. Ich habe schon einmal in diesem Milieu Untersuchungen vorgenommen, das ist jetzt schon 15 Jahre her. Ich gab mich damals als Polizeibeamtin zu erkennen und statt mir etwas zu sagen, haben die dichtgemacht. Verdenken kann ich es den Leuten nicht, sie halten eben zusammen.«
    »Wie wollen wir das anstellen? Sollen wir als exotische Tänzerinnen auftreten?«
    »Nein, du Nuss. Wir kreuzen als Liebespaar dort auf.«
    »Wenn du mich Nuss nennst, muss ich es mir aber schwer überlegen, ob ich deine Flamme sein will. Wie weit müssen wir denn da gehen?«
    »Na ja, ich denke mal zusammen tanzen und Händchen halten müsste genügen. Ist das okay für dich?«
    »Wenn du dich benimmst und nicht popelst, glaube ich schon, dass wir das entsprechend rüberbringen können.«
    Karin wusste, dass dies Sandras Art war, auf die wenig schmeichelhafte Bezeichnung Nuss zu reagieren. Sie versuchte auch gleich, ihren Fehltritt wieder gut zu machen.
    »Entschuldige, ich habe das mit der Nuss nicht so gemeint.«
    »Schon gut. Hast du eine Vorstellung, wie man sich bei so einer Sache kleidet?«
    Karin dachte nach und zog dabei ihre Stirn in Falten. »Ich denke, ganz normal. So als würdest du mit deinem Freund ausgehen. Aber nicht zu sexy, sonst landest du schneller mit einer Mieze im Bett, als du bis drei zählen kannst.«
    Ungeachtet des trüben Wetters unternahm Steffen Dahlmann in der Mittagspause einen Ausflug in die Innenstadt.
    Von dem langen Sitzen schmerzte sein Rücken und er wollte sich wenigstens an einem Sonnabend etwas Ausgefallenes zu Essen gönnen.
    Nach dem Besuch in dem Polizeirevier, wo er mit Polizeiobermeister Unger gesprochen hatte, war er zur Polizeidirektion gefahren und versuchte irgendeinen Menschen zu erreichen, der ihm an einem Sonnabend Zugang zu dem Archiv ermöglichte, wo die Protokolle von Zeugengegenüberstellungen aufbewahrt wurden.
    Wenn Steffen eine Eigenschaft mit seiner Chefin teilte, dann war das Hartnäckigkeit. Und die benötigte er wahrhaftig. Er musste bei seinen heutigen Telefonaten erfahren, dass die Leute ihm zuliebe nur sehr ungern ihr Wochenende aufgaben. Fast alle, die er erreichte, waren nicht befugt, hatten den Schlüssel verlegt oder ließen sich schlicht verleugnen. Erst nach drei Stunden, in denen er endlose Gespräche führte, bekam er eine Gerichtspraktikantin an die Strippe, die nicht nur bereit war, ihm das Archiv zu öffnen, nein, sie fand es auch noch spannend, auf einen richtigen Kriminalkommissar zu treffen. Er war erst 14 Uhr mit der Dame verabredet, so musste er nicht hetzen und konnte sein Mittagsmahl in Ruhe genießen.
    Es war bereits 14:20 Uhr und Steffen, der vor dem Gebäude wartete, fragte sich zum wiederholten Mal, ob ihn die Praktikantin vergessen hatte. Er wollte gerade enttäuscht fortgehen, da bog eine junge Frau um die Ecke und kam im Laufschritt auf ihn zugespurtet.
    »Entschuldigen Sie bitte die Verspätung, meine Bahn ist ausgefallen«, japste sie außer Atem. Sie beugte sich nach vorn, stützte ihre Hände auf die Knie und rang nach Luft.
    »Macht doch nichts«, beschwichtigte sie Steffen. »Ich bin dankbar, dass Sie Ihre freie Zeit opfern, um mir Einlass zu verschaffen.«
    Als die junge Frau – Steffen schätzte sie auf Anfang zwanzig – wieder Luft bekam, strahlte sie ihn an, reichte ihm die Hand und sagte: »Ich bin Svenja Förster, aber Sie können mich Svenja nennen.« Dann schloss sie die Tür auf und meinte kichernd: »Ich gehe voran, mir ist der Weg bekannt. Ich gehe ihn schließlich jeden Tag.«
    In dem Raum, der durch Regalreihen in einzelne Gänge aufgeteilt war, stand gleich neben der Tür ein Schreibtisch mit einem Stuhl. Frau Förster nahm Platz, holte einen Vordruck aus der Schublade und wurde auf einmal sehr dienstlich. »So, jetzt muss ich Sie um Ihren Dienstausweis bitten und Sie müssen sich in die Liste eintragen.« Kaum war diese Prozedur abgeschlossen, hellte sich Svenjas Gesicht

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