Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Gutzkow
Vom Netzwerk:
Thätigkeit kann man in Folge dieser Monotonie in mancher Hinsicht nur zurückblicken wie aufeinen versteinerten Ameisenbau, eine Curiosität naturhistorischer Museen.
----
    Wer nur immer verkleinert und herabsetzt, verräth, wie wenig er je seine Kraft selbst erprobt hat. Denn erprobte Kraft meint nie den Himmel stürmen zu können. Nur wer die eigene, hinter dem reinsten und glühendsten Wollen immer noch menschlich zurückbleibende Schöpferkraft geprüft hat, lernt gerecht urtheilen.
----
    Halte dir einen tüchtigen Feind! Er wird dir ein Sporn sein, dich zu tummeln.
----
    Als Jüngling fragen wir: »Was ist wahr?« Als Mann: »Was ist schön?« Als Greis: »Was ist gut?«
----
    »Treu, fleißig, ehrlich!« Das soll man Dienenden in ihr Führungsbuch schreiben und thut man es nicht, so hat die Polizei ein Recht, nach den Gründen der Verweigerung zu fragen. Um Weitläufigkeiten zu vermeiden, schreibt man diese Formel, auch wenn man Merkmale genug hat, schreiben zu müssen: »Untreu, faul und unehrlich – !« Das Verhalten der meisten Menschen zur Welt ist ein solches Zeugnißgeben: »Treu, fleißig, ehrlich!«
----
    Es ist Jedem heilsam, sich auch einmal als Carricatur sehen zu können.
----
    Zeige doch, edle Bildung, offen den Stern auf deiner Brust! Warum nur immer für's Leben so im Incognito?
----
    Jedes Leben ist ein Versuch, begangene Jugendthorheiten wieder gut zu machen.
----
    Jedem Talente unsere Anerkennung, nur nicht dem, das, um sich auszubreiten, wühlt und wühlt und sich selbst nirgendwo niedersetzen kann, ohne erst einem andern »Platz da – !« zuzurufen.
----
    Unheimliche Menschen das, die mit unserer eigenen Natur eine gewisse Verwandtschaft hatten, beinahe auch dasselbe Lebensziel verfolgten, ja sich sogar dazu derselben Mittel bedienen mußten und schon oft mit uns verwechselt wurden – und von denen wir uns doch im innersten Kern und vom tiefsten Grund unsres Wesens aus himmelweit verschieden fühlen.
----
    Die Menge erkennt Gott nur durch die Schrecken der Natur, den Genius nur durch seine Triumphe.
----
    Das Bedeutende auch ohne die laute Sprache des Sieges zu erkennen, vermag nur ein Sinn, der selbst bedeutend ist.
----
    Von den vier Temperamenten, wenn sie noch nicht zur Fabel geworden sein sollten, trifft die bedeutenden Naturen das cholerische.
----
    Wo nur diesen süßlichen Gemüthern die Kraft herkommt, all ihre Gedanken des Neides, der Mißgunst, der Eitelkeit, Gedanken, von denen wir wissen, daß sie an ihnen Tag und Nacht zehren und sie förmlich aufreiben, unter diesem ewig gleichen und immer wohlwollend scheinenden Lächeln zu verbergen!
----
    Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Haß, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten, plötzlich einen triftigen Grund zu erhalten.
----
    Lieber Freund, damals als du die bekannte, mit einer Anstellung belohnte Wandelung deiner Gesinnung durchmachtest, da hab' ich nur bewundert, wie du für dies neue System auch sogleich in deinem tiefsten Innern den treibenden Drang des Gemüthes nachzuweisen verstandest!
----
    Ein productiver Schöpfer in Kunst, Literatur, Wissenschaft, Staat, Industrie, in allen höheren Beziehungen des Lebens, findet vor den Schwierigkeiten der von ihm zu lösenden Aufgaben kaum Zeit, auf seine Leistungen – eitel zu sein. Nur dem Verfertiger der kleinen Dinge, vor allem dem Dilettanten, wird es möglich, sich beim Verwundern über sich selbst so lange aufzuhalten.
----
    »Ich fühle mich ewig jung – !« Richtig, du willst sagen: Du fühlst dich ewig unreif.
----
    Gleichnisse sind keine Beweise.
----
    Wir trauen uns das Aeußerste an Kraft zu, wo es sich um unser Recht, in der Regel aber nur das gebührende Maß, wo es sich um unsere Pflicht handelt.
----
    Lieber Freund, du hast vielleicht Recht, so weit dein Urtheil die Sache betrifft. Gerade aber weil – Du es bist, der so urtheilt, hast du Unrecht.
----
    Was dir mißlang, das ist dir nie gänzlich mißlungen, wenn die bauende Hand deine eigene war!
----
    Was strebst du nur nach Macht und Einfluß, der du doch schon lange auf deiner Scholle König bist! Sieh nur einmal um dich und du wirst deines Reiches schon inne werden.
----
    Wollten wir alle unsre Speisen unter dem Mikroskop untersuchen, so würden wir möglicherweise vorziehen, zu verhungern. In gleicher Weise ist es leider auch unmöglich, sein Leben ganz nur nach absolut guten Grundsätzen einzurichten. Wer darf unter allen Umständen wahr sein? Wir müssen nur die Lüge nicht

Weitere Kostenlose Bücher