Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
grinste. »Ich bin mal für ein paar Jahre nach New York gegangen, um dort das Künstlerleben auszuprobieren, aber die Einstellung der Großstädter war nichts für mich, und ich konnte mir das Leben dort auch kaum leisten. Dann habe ich im vergangenen Dezember einen Investor für den Comic gefunden, also bin ich im Januar wieder hierher zurückgezogen. Und die Verkäufe werden jeden Monat besser.«
»Das ist großartig«, sagte ich, da ich wusste, dass er das erwartete. Aber darum ging es mir nicht. »Können Sie mir sagen, wann Sie Rhyzkahl gesehen haben?«
Er nahm eine weitere Zigarette aus der Packung, zündete sie aber nicht an. »Es war vor fast dreißig Jahren. Tessa und ich waren gerade siebzehn geworden.« Er verzog das Gesicht. »Mein Vater war ein Beschwörer.« Er tippte die Zigarettenspitze langsam gegen die Schachtel. »Tess und ich haben damals viel Zeit zusammen verbracht. Auch schon, als wir klein waren. Sie wissen schon, als die Kinder noch nach draußen zum Spielen gingen anstatt wie heute mit Videospielen und dem ganzen Scheiß nur drinnen zu sitzen …«
»Oder um Comics zu lesen?« Ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen.
Greg stieß ein leises, bellendes Lachen aus. »Oh nein, damals gab es auch schon Comics, und wir haben viele davon gelesen. Aber dann sind wir rausgegangen und haben so getan, als seien wir die Superhelden und die bösen Typen.« Er lächelte und schien in wehmütigen Erinnerungen zu schwelgen. »Wir hatten lange, komplizierte Geschichten …« Er schüttelte den Kopf. »Als wir dann älter wurden, haben sich andere Interessen entwickelt. Wie dem auch sei. Mein Vater war ein Beschwörer, genauso wie Tessas Mutter.«
Ich hatte meinen Gesichtsausdruck nicht völlig unter Kontrolle, als er das sagte. Glücklicherweise sah Greg mich gerade nicht an, und so bemerkte er meine Reaktion nicht. Meine Großmutter?
Greg atmete tief durch. »Mein Vater war sehr erfahren. Er hatte keinerlei Probleme, die Dämonen von den unteren Ebenen zu rufen, und auch höherstehende Dämonen beschwor er relativ regelmäßig.« Gregs Gesicht bekam plötzlich einen Ausdruck, als würde er über etwas nachgrübeln. »Dann ist meine Mutter krank geworden. Krebs. Ich habe sie zum Arzt gebracht, aber …« Er schüttelte den Kopf, als wolle er eine unangenehme Erinnerung loswerden. »Mein Vater entschied, dass sie Hilfe von einer Ebene brauchte, die … nun ja, ihr konnte nur noch ein Dämonenfürst helfen.« Er zerdrückte die Zigarette in seiner Hand und sah zu, wie der Tabak zu Boden rieselte. »Meine Mutter und Tess’ Mutter Gracie waren die besten Freundinnen, und daher half Gracie meinem Vater bei den Vorbereitungen, einen Fürsten zu beschwören. Es waren insgesamt sechs Beschwörer dort – mein Vater, Gracie, ein Ehepaar von hier aus der Stadt und dann zwei einzelne Beschwörer aus New Orleans. Und natürlich meine Mutter, obwohl sie nicht an dem Kreis teilnahm. Sie alle wollten sich diese Chance nicht entgehen lassen, so eine gewaltige Beschwörung durchzuführen.«
Ich versuchte, ganz leise zu atmen, da ich ihn nicht unterbrechen oder von seiner Geschichte ablenken wollte.
»Ich wusste, dass mein Vater eine Beschwörung plante.
Er beschloss, dass er versuchen wollte, Szerain zu beschwören, einen nicht ganz so hochstehenden Fürsten, der für die entsprechende Gegenleistung vielleicht eher zu dieser Art von Hilfe bereit war. Ich … war nicht der Meinung meines Vaters. Das habe ich ihm auch mehrfach gesagt.« Lange zurückliegender Schmerz war in seinen Augen zu erkennen. »Ich wusste, wann sie mit der Beschwörung beginnen würden, und wollte nicht allein sein, deswegen rief ich Tess herüber. Tess und ich … nun ja, wir sind immer zusammen in den Keller gegangen, um es miteinander zu treiben.« Sein Mund verzog sich zu einem lausbübischen Grinsen, während ich mich bemühte, meine Überraschung über dieses freimütige Geständnis nicht zu zeigen. Dann huschte kurz ein Anflug von Scham über sein Gesicht. »Ich habe ihr nicht gesagt, warum ich wollte, dass sie herüberkam. Ich hab es ihrer Fantasie überlassen … jedenfalls waren wir in jener Nacht gerade ganz schön bei der Sache, da hörten wir, wie Leute die Kellertreppe herunterkamen, deswegen haben wir uns versteckt und zugesehen.«
Er atmete tief durch. »Ich habe keine Ahnung, was schiefgegangen ist – ob es daran lag, wie der Ruf ausgesandt wurde oder wie man ihn in der anderen Sphäre empfangen hat. Tessa hat mir
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