Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
in einer Weise, die noch viel finsterer wirkte als nur eine gerunzelte Stirn. „ Wie zum Teufel? Und vor allen Dingen: warum zum Teufel?“
Ich rang mir ein Lachen ab und versuchte, nicht schuldbewusst auszusehen, denn so fühlte ich mich in diesem Moment. „Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Aber er wollte, dass ich ihn beschwöre, und ich hatte sein Wort, dass mir nichts passieren würde.“
Ryan senkte leicht den Kopf und durchbohrte mich mit seinem Blick. „ Was hat er gewollt?“
„Er … äh … will, dass ich seine Beschwörerin werde.“
Ryans Miene veränderte sich nicht. „Und wie soll das funktionieren?“
Ich erklärte ihm kurz, was ich wusste, und betonte dabei besonders, dass er trotzdem noch an die Regeln der Beschwörung gebunden war. „Ich glaube, er ist seit Jahrhunderten nicht mehr in dieser Sphäre gewesen, abgesehen von den verbockten Beschwörungen und dem einen Mal, als ich ihn gerufen habe. Er hat sich hier nie wirklich umsehen können“, erklärte ich.
Ryan schnaubte. „Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie er durch ein Einkaufszentrum schlendert.“
Ich lachte. „Da würden sich sicher einige nach ihm umdrehen.“
„Wahrscheinlich würde ihn gleich irgendein Model-Scout ansprechen.“
„Genau! Ich kann ihn mir gut auf dem Titelbild von GQ vorstellen.“
„Ja, während er gerade jemandem den Kopf abreißt.“
Die Bemerkung, die er so beiläufig hatte fallen lassen, ließ mich verstummen.
„Vergiss nicht, was er ist, Kara“, sagte Ryan mit leiser Stimme, während er mir fest und ernst in die Augen sah.
Ärger stieg in mir auf. „Ich weiß, was er ist, Ryan“, erwiderte ich ruhiger, als ich erwartet hatte. „Ich bin die Beschwörerin, vergiss das nicht.“ Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich allen Ernstes vor Dämonen warnen wollte. Ich beschwor sie inzwischen seit zehn Jahren, und er hatte bis vor ein paar Monaten noch nicht mal einen gesehen .
„Ich vergesse es nicht. Genau das ist ja der Grund, warum ich mir Sorgen mache.“ Er stand auf, und die Stuhlbeine kratzten über den Fliesenboden. „Ja, er hat dir das Leben gerettet, und dafür bin ich ihm zutiefst dankbar. Aber du warst es, die mir gesagt hat, dass Dämonen niemals etwas tun, um einfach nett zu sein. Ich möchte nicht, dass du dich in die Lage bringst, ihm in irgendeiner Weise verpflichtet zu sein.“
Ich spürte, wie ich Ryan anfunkelte, obwohl ich eigentlich ruhig und gelassen wirken wollte. „Hör mal, ich passe schon auf mich auf. Ich werde das alles bedenken.“
Die Sorgenfalten in seinem Gesicht wurden noch etwas tiefer. „Nur … ach, Scheiße, lass ihn einfach nicht … zu nah an dich heran, okay?“
Es wurde immer schwieriger, mich ahnungslos zu geben. „Wie meinst du das – zu nah?“ Ich war mir nicht sicher, ob meine Stimme fest klang.
Düster blickte er mich an. „Verdammte Scheiße, Kara. Muss ich dir das wirklich erklären? Ich mache mir Sorgen, dass du dich in dieses tolle Gesicht und diesen beeindruckenden Körper verknallst und vergisst, was er ist, und ihm hörig wirst. Und dass du auch vergisst …“ Er verschluckte, was er noch hatte sagen wollen, und wandte den Blick ab, während ein Ausdruck des Schmerzes so schnell über sein Gesicht glitt, dass ich mir nicht sicher war, ob ich ihn wirklich gesehen hatte. Er holte tief Luft. „Und vergisst … wer du bist“, schloss er.
Mein Mund war trocken. „Ich finde das ein bisschen beleidigend“, sagte ich vorsichtig und wog jedes einzelne Wort ab, bevor ich es aussprach. „Ich weiß, wer ich bin.“
Er knurrte irgendetwas und stieß die Hände in die Taschen. „Scheiße, du weißt genau, was ich meine.“
„Da bin ich mir nicht sicher“, entgegnete ich. „Du glaubst, dass ich ihm in die Arme sinke, vergesse, dass er ein Dämon ist, nach seiner Pfeife tanze und jede Selbstbeherrschung verliere, stimmt’s?“
Seine Augen blitzten vor Wut und noch irgendetwas anderem, das ich nicht deuten konnte. „Nein … Ja … Ach, Scheiße! Kara, jetzt komm schon. Tut mir leid, aber bei dem Gedanken an dich und diese Kreatur …“ Er schüttelte den Kopf, als wollte er ein unerwünschtes Bild loswerden. „Ich könnte kotzen.“
Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. „Heilige Scheiße! Bist du eifersüchtig ?“
Er warf mir einen derart drohenden Blick zu, dass ich einen Schritt zurückwich. Im nächsten Moment war der Ausdruck verschwunden, und seine Miene spiegelte stattdessen puren Frust wider,
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