Vom Ende einer Geschichte
hindurch. Eines Abends ließ sie es, vielleicht etwas angeschickert, geschehen, dass ich die Hand in ihr Höschen schob. Ich empfand einen unbändigen Stolz, als ich dort herumfummelte. Sie wollte nicht zulassen, dass ich den Finger in sie hineinsteckte, aber in den folgenden Tagen fanden wir stillschweigend einen Weg zur Befriedigung. Dabei lagen wir auf dem Boden und küssten uns. Ich nahm meine Armbanduhr ab, krempelte den linken Ärmel hoch, fuhr mit der Hand in ihrHöschen und schob es nach und nach etwas am Schenkel hinunter; dann legte ich die Hand flach auf den Boden, und sie rieb sich an meinem gefesselten Handgelenk, bis sie kam. Ein paar Wochen lang fühlte ich mich dabei wie der Herr und Meister, aber wenn ich wieder in meiner Bude war, onanierte ich manchmal mit stillem Zorn. Und auf was für einen Handel hatte ich mich jetzt eingelassen? Einen besseren oder einen schlechteren? Ich machte eine weitere Entdeckung, die ich nicht verstand: Vermutlich sollte ich mich jetzt enger mit ihr verbunden fühlen, aber dem war nicht so.
»Denkst du eigentlich je darüber nach, wo unsere Beziehung hinführen soll?«
Das sagte sie einfach so, aus heiterem Himmel. Sie war zum Tee zu mir gekommen und hatte Zimtschnecken mitgebracht.
»Und du?«
»Ich hab zuerst gefragt.«
Ich dachte – und das war vielleicht nicht sehr ritterlich von mir –, also darum erlaubst du mir in letzter Zeit, die Hand in dein Höschen zu schieben?
»Muss sie denn irgendwo hinführen?«
»Ist das bei Beziehungen nicht üblich?«
»Weiß ich nicht. So viele hab ich noch nicht gehabt.«
»Hör mal, Tony«, sagte sie. »Ich stagniere nicht.«
Darüber dachte ich eine Weile nach oder versuchte es zumindest. Aber ich sah immer nur das Bild von stagnierendem Wasser vor mir, mit einer dicken Schaumschicht darauf und schwebenden Mücken darüber. Ich merkte, dass ich über solche Dinge nicht besonders gut diskutieren konnte.
»Du meinst also, wir stagnieren?«
Sie verfiel wieder auf diesen Tick mit der Augenbraueüber dem Brillenrand, was ich nicht mehr ganz so süß fand. Ich redete weiter.
»Gibt es nicht etwas zwischen Stagnation und der Notwendigkeit, dass alles irgendwo hinführen muss?«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, dass man seinen Spaß miteinander hat. Sich am Hier und Jetzt erfreut und so weiter?« Aber schon als ich das sagte, fragte ich mich, ob ich mich wirklich noch am Hier und Jetzt erfreute. Außerdem dachte ich: Was will sie eigentlich von mir hören?
»Und findest du, dass wir gut zusammenpassen?«
»Du stellst mir ständig Fragen, als ob du die Antwort schon weißt. Oder die Antwort, die du hören willst. Dann sag mir doch einfach deine Antwort, und ich sag dir, ob das auch meine ist.«
»Du bist ziemlich feige, Tony.«
»Ich glaube, ich bin eher … friedfertig.«
»Dann will ich dir dein Selbstbild nicht zerstören.«
Wir tranken unseren Tee aus. Ich wickelte die beiden übrig gebliebenen Zimtschnecken ein und steckte sie in eine Dose. Veronica küsste mich eher auf den Mundwinkel als mitten auf den Mund, und dann ging sie. Für mich war das der Anfang vom Ende unserer Beziehung. Oder habe ich es nur so in Erinnerung, um diesen Anschein zu erwecken und die Schuldfrage zu klären? Wenn ich vor Gericht gefragt würde, was geschehen und was gesagt worden sei, könnte ich nur die Wörter »hinführen«, »stagnieren« und »friedfertig« bezeugen. Bis dahin hatte ich mich nie als friedfertig – oder das Gegenteil – betrachtet. Ich würde auch die Existenz dieser Keksdose beschwören; sie war weinrot und mit dem lächelnden Profil der Königin geschmückt.
Ich will nicht den Eindruck erwecken, ich hätte in Bristol nichts anderes getan als zu studieren und mit Veronica zusammen zu sein. Aber mir fallen nur wenige andere Erinnerungen ein. Eine davon – ein einzelnes, klar umrissenes Ereignis – ist die Nacht, in der ich die Gezeitenwelle des Severn sah. In der Lokalzeitung war immer ein Zeitplan abgedruckt, der zeigte, wo und wann man das Naturschauspiel der »Severn Bore« am besten beobachten konnte. Aber bei meinem ersten Versuch verhielt sich das Wasser offenbar unbotmäßig. Dann wartete ich eines Abends mit einer Gruppe am Flussufer in Minsterworth bis nach Mitternacht, und schließlich wurden wir belohnt. Ein, zwei Stunden lang sahen wir den Fluss brav zum Meer hin strömen, wie es jeder anständige Fluss tut. Das in Abständen durchbrechende Mondlicht wurde gelegentlich von den forschenden Strahlen
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