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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lampson
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Joe. Ab einem bestimmten Punkt war es einfach zu anstrengend, gegen ihn anzukämpfen. Ich musste mein eigenes Leben leben.«
    Marcus wirkte ein wenig erschöpft. Er hatte sein zweites Bier kaum angerührt, aber nun, als er wieder zu Atem kam, nahm er einen großen Schluck. Ich wusste, dass er noch lange nicht zu Ende war.
    »Ich gebe dir noch ein Beispiel«, sagte er.
    Ich hatte keine Lust, mir noch mehr Beispiele anzuhören. Ich ging pinkeln. Der Flur zum Bad war zu dunkel, um was zu sehen, daher musste ich mich an der Wand entlangtasten; Marcus hatte sich da drin wohl an der Elektrik zu schaffen gemacht, denn als ich hinter der Tür nach dem Lichtschalter tastete, war da nur eine offene Steckdose, und ich bekam einen ziemlich ekligen Schlag. Es summte leise, während ich dastand und mein ganzer Körper zuckte, bis ich endlich die Hand wegriss. Danach stand ich einfach im Dunkeln im Bad und wartete, bis meine Augen sich daran gewöhnt hatten, während Marcus im Wohnzimmer noch immer in einem fort tönte, wie schrecklich meine Ausbildung war. Das Bad war extrem sauber, wie alles bei ihm. Einmal hatte er mir erzählt, dass er sich jedes Mal, wenn er muss, erst mal ganz auszieht und seine Sachen säuberlich auf einen Haufen legt, damit sie ja keine Gerüche annehmen, und danach duscht. Ich weiß noch, dass seine riesige graue Katze in der Badewanne zusammengerollt lag und mich beobachtete. Als meine Augen sich langsam an das Dunkel gewöhnten, sah ich, wie die roten Augen der Katze mich anstarrten, und auch das Foto von Marcus’ Basketballmannschaft überm Waschbecken, und dann sah ich auch Alvin am Fenster stehen. Er trug so ein Hawaiihemd und eine weiße Segelmütze.
    »Hi, Alvin.«
    »Alles klar, Joe? Du siehst aus, als wärst du gerade in Ohnmacht gefallen oder so.«
    »Ich habe einen Stromschlag abgekriegt.«
    »Hör mal, Joe. Wirke ich für dich jetzt jünger?«
    Er wirkte tatsächlich jünger, so ausgeruht und gebräunt. Jedenfalls sah er besser aus als beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte.
    »Eindeutig.«
    »Das liegt wohl an der Luft und am Meer. An der Brandung. Der Brise.«
    »Dann gefällt dir das Segeln also?«
    »Es ist unglaublich, Joe. Gestern haben wir drei Wale gesehen, die einträchtig an der Küste entlanggeschwommen sind, da ging gerade die Sonne unter.«
    »Schickst du mir ein Bild?«
    »Ach, weißt du, ich halte nichts von Bildern. Deshalb erzähle ich dir ja auch jetzt davon.«
    »Ich wäre trotzdem gern mitgefahren.«
    »Nein, davon musst du wegkommen. Du musst dir überlegen, wie du aus diesem Gefängnis rauskommst. Wenn du hierbleibst, macht Marcus dir das Leben zur Hölle. Er wird dich zerstören, und das weißt du auch.«
    »Wo soll ich denn sonst hin?«
    Alvin überlegte eine Weile. Die Katze saß jetzt im Waschbecken und starrte mich an.
    »Warum nicht Tennessee?«
    »Echt?«
    »Als ich da war, war das Leben eigentlich ganz locker. Einen Menschen dort kennst du ja schon. Den Hund kannst du bei Marcus lassen. Es ist einfacher, auf ihn als auf dich aufzupassen, es wäre also auch für Marcus ein Vorteil, meinst du nicht?«
    »Wahrscheinlich, wenn man’s so sieht.«
    »Irgendwie musst du raus aus dieser Wohnung.« Er sah sich im Bad um und erschauerte. »Das ist mir alles unheimlich.«
    Ich ging zur Tür und horchte, ob Marcus noch über mich redete.
    »Joe war Alvins Meisterwerk«, sagte er gerade. »Ein Streich, der seit achtzehn Jahren andauert. Er hat einen unmöglichen Menschen geschaffen, der unfähig ist, Erfahrungen zu sammeln, und der in nichts, was ihm widerfährt, einen Sinn erkennen kann.«
    Ich beschloss, dass Julia von all dem nichts mehr hören sollte. Als ich wieder ins Bad schaute, war Alvin schon weg. Es kribbelte mich noch am ganzen Körper, als ich zur Toilette ging und reinpinkelte. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, lächelte Marcus mich an, als hätte er nicht die letzten zwanzig Minuten davon geredet, wie dumm ich bin. Julia machte mir Platz auf dem Sofa, und ich weiß noch, dass sie mir die Hand auf die Schulter legte, als ich mich hinsetzte.
    »Unsere Eltern haben uns allen ein bisschen Geld hinterlassen«, sagte Marcus. »Ich habe Joe ein Konto eingerichtet, und davon darf er pro Tag hundert Dollar abheben. Ich glaube, das meiste verspielt er. Bald ist es aufgebraucht, und dann wird er gezwungen sein, in irgendeinen Kontakt mit der ökonomischen Realität zu treten, aber wahrscheinlich auch nicht wirklich. Er hat ein seltsames Talent zum Überleben. Wo er

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