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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lampson
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nicht sagt.«
    »Wiedersehen, Marcus«, sagte ich. »Wiedersehen, Wiedersehen, Wiedersehen.«
    Er ging hinein, ohne mich noch einmal anzusehen. Ich lief über die Straße und stieg in den Wagen. Julia war auf den Beifahrersitz gerutscht, strich mir jetzt ein bisschen über die Haare und sagte: »Licht, Joe.« Ich schaltete das Licht an, dann fuhren wir von Marcus’ Haus weg, vorbei am McDonald’s und auf den Ventura Boulevard.
    »Weißt du, wie wir da fahren müssen?«
    »Nach Osten«, sagte sie. »Wir fahren einfach immer nach Osten.«
    Julia half mir, auf einen breiten, schnellen Highway zu gelangen, wo das Fahren sogar noch einfacher war als auf den Straßen in der Stadt, und nach einer Weile schmeckte ich Los Angeles nicht mehr in der Luft, und wir fuhren gemütlich durch eine offene Wüste.
    »Du musst mir sagen, wenn wir wo hinkommen, wo du noch nie warst«, sagte Julia.
    »Ist schon passiert.«
    »Du steckst so voller Überraschungen. Du hast gar nicht erwähnt, wie gut du Basketball spielen kannst.«
    »Weil ich kein Angeber bin.«
    »Warum machst du denn nichts daraus?«
    »Was denn so?«
    »Keine Ahnung. Am College spielen. Oder irgendwo für einen Profiverein.«
    »Ich kann nicht mit Leuten spielen, die mich ständig anbrüllen. Da gehe ich immer auf Tilt.«
    »Das ist so ungefähr das vierte Mal, dass ich dich das habe sagen hören. Was bedeutet es?«
    »Du spielst doch Poker. Alvin hat dir bestimmt gesagt, was es heißt.«
    »Den Ausdruck hat er mir nie beigebracht.«
    Das verblüffte mich für eine Weile. Ich fuhr ziemlich lange durch die dunkle, leere Wüste, bis mir einfiel, wie ich es ihr erklären konnte.
    »Poker ist echt schwierig, und man kann unmöglich immer wissen, was man machen soll«, sagte ich schließlich. »Aber manchmal, obwohl man genau weiß, was man machen soll, macht man trotzdem das Falsche. Man setzt, obwohl man weiß, dass man wahrscheinlich verliert.«
    »Und warum macht man so was?«
    »Manche besaufen sich richtig oder werden sauer auf ihr Blatt, oder sie glauben plötzlich an verschiedene Arten von Magie. Manche vergessen dann einfach, dass sie eigentlich versuchen sollten zu gewinnen.« Gerade das Letzte hatte Marcus mir immer wieder gesagt. »Marcus ist nie auf Tilt.«
    »Und Alvin?«
    »Manchmal. Aber auf andere Weise.«
    »Und du?«
    »Ich bin meistens auf Tilt.«
    »Ich glaube, ich wäre gern eine Weile auf Tilt.« Sie kippte ihre Lehne ganz weit nach hinten, sodass sie praktisch waagerecht lag. »Wir haben Max vergessen«, sagte sie.
    »Das ist schon in Ordnung. Um den wird Marcus sich kümmern, bestimmt. Der mag Hunde, und es ist einfacher, als sich um mich zu kümmern.«
    »Hör uns nur mal zu, Joe. Hör mal, wie wir reden. Was würden die Leute denken, wenn sie uns hören würden? Wann ist mein Leben so total verrückt geworden?« Julia biss sich kurz in den Arm, als versuchte sie, nicht zu schreien. »Mir ist gerade klar geworden, dass ich keine Ahnung habe, was ich mache. Absolut keine.«
    Sie schloss die Augen, und bald merkte ich, dass sie eingeschlafen war. Ich fuhr die ganze Nacht durch, was ziemlich einfach war, bis auf das eine Mal, als ich über diese ganzen Berge musste, die ja so nah waren, was mir nie bewusst gewesen war, und da wurde ich ein bisschen traurig, weil ich das Gefühl hatte, weg von Marcus in einen Abgrund zu stürzen, statt einfach von ihm wegzufahren. Ich wartete nicht mehr darauf, dass Alvin nach Hause kam. Ich war nun allein unterwegs. Noch jetzt gibt es mir einen Schlag gegen die Brust, wenn ich an diese Nacht denke, in der ich einfach so im Dunkeln mit Julia wegfuhr. Alvin und Marcus waren die beiden einzigen Menschen, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte, und ich hatte keine Ahnung, ob ich beide jemals wiedersehen würde.

    Julia schlief noch, und die Sonne ging gerade auf, als der Wagen plötzlich so schlimm kaputtging, dass ich nicht mehr weiterfahren konnte. Ich musste rechts ranfahren, bei einem Maisfeld, das da an der Straße lag. Julia wachte ziemlich schnell auf.
    »Was ist los?«
    »Der Wagen ist kaputt.«
    Sie rieb sich das Gesicht und schaute sich um.
    »Haben wir einen Platten?«
    »Keine Ahnung. Er ist auf einmal nicht mehr gelaufen.«
    Sie beugte sich rüber und sah aufs Armaturenbrett. »Der Wagen ist nicht kaputt. Du hast bloß keinen Sprit mehr.«
    »Was?«
    »Hast du denn nicht das Licht gesehen?«
    »Welches Licht?«
    »Kennst du etwa das Benzinlämpchen nicht?«
    Darauf kam ich auf einen ganz nervösen

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