Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lampson
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Kann ja sein, aber lassen wir das jetzt mal außer Acht. Tun wir so, als wäre das etwas, das du noch nie probiert hast.«
    Es sah tatsächlich aus wie in einem Werbespot für das Chicken-Sandwich von McDonald’s, es glänzte ein bisschen und so, und zwischen den Brotscheiben kamen kleine Tropfen Mayonnaise raus. Ich biss ein Stückchen ab. Ich hatte keine Ahnung, was ich erwarten sollte, weil es schon ein paar Jahre her gewesen war, seit ich versucht hatte, Huhn zu essen. Aber vielleicht hatte ich mich ja verändert, vielleicht auch das Huhn, denn es war dann gar nicht so schlecht. Bei den ersten Bissen versuchte ich, nicht zu atmen, doch dann merkte ich, dass der Geschmack mich gar nicht störte. Es war, als hätte ich Chicken-Sandwiches schon immer gemocht, es aber nur zehn Jahre lang vergessen.
    »Na, siehst du«, sagte Houston. »Geht doch.«
    »Wahrscheinlich fällt es mir mit Essen von McDonald’s leichter.«
    »Vielleicht. Aber das ist schon mal ein Anfang.«
    Ja, das war der Anfang. Ich wusste, es würde nicht einfach werden, und ich wusste, es würde lange dauern. Aber wenn ich das Huhn essen konnte, konnte ich alles essen. Mit Houston schienen plötzlich viele Sachen möglich, und von dem Tag an achtete er immer auf das, was ich aß.
    Als wir fertig gegessen hatten, war es unglaublich heiß geworden. Auf der Heimfahrt ließen wir sämtliche Fenster runter, weil es die Klimaanlage in Houstons Wagen nie tat. Wir hatten ungefähr die halbe Strecke hinter uns, als er sagte: »Julia hat mir gesagt, dass du Basketball spielst.«
    »Ja, manchmal.«
    »Also, nicht weit von hier ist ein Platz. Wie wär’s jetzt mit einem schnellen Spielchen?«
    »Gegeneinander? Ach, ich weiß nicht.« Houston und ich waren bislang so gut miteinander ausgekommen, und ich dachte an Marcus und wie sauer er beim Basketball werden konnte. »Ich möchte nicht gern zu heftig werden, wenn ich spiele.«
    »Ach, bitte, das war noch nie mein Stil. Außerdem spielen wir ja in einer Mannschaft.«
    Ich hatte große Zweifel, aber Houston wollte anscheinend richtig gern spielen, also willigte ich schließlich ein, zwei Spiele zu machen, und so fuhr er an der nächsten Ausfahrt raus zu den Plätzen, die er kannte. Das Leben ist so voller unmöglicher Dinge, die ich nicht begreife. Es zeigte sich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, weil Houston sich als großartiger Basketballspieler erwies, als der beste Aufbauspieler, mit dem ich je gespielt hatte. Er war nicht besonders schnell oder kräftig, aber er versuchte nie zu viel oder dribbelte grundlos rum wie blöd. Er warf nicht, wenn er wütend war, und er war nie eigensinnig, als gehörte der Ball ihm. Mit einem guten Passgeber zu spielen ist beim Basketball beinahe so wie Betrügen, weil es fast niemand tut. Das macht es dem gegnerischen Team unmöglich, einen zu schlagen, und die wissen dann nicht mal, warum.
    Ein Basketballplatz ist vielleicht der einzige Ort, wo ich richtig aufmerksam bin und begreife, was vor sich geht. Wenn man richtig gut spielt, dann ist es, als würde man mit den Leuten, die versuchen, gegen einen zu verteidigen, tanzen. Man kann sie herumbewegen und ihnen helfen herauszufinden, wo sie hinsollen. Wird man aber wütend oder geht auf Tilt und versucht es zu sehr, kommt im Spiel keine Magie zustande.
    Von der ersten Sekunde fühlte es sich an, als hätte ich mit Houston mein ganzes Leben lang gespielt, und schon bald verliebte ich mich in den Ring und der sich in mich. Den ganzen Nachmittag kitzelte ich das Netz, und wir gewannen alle unsere Spiele und hörten erst auf, als wir müde wurden. Ich war zu aufgeregt und erfreut, um zu sprechen. Es war, als hätten wir das ganze Leben schon trainiert, miteinander zu spielen. Auch Houston sagte erst wieder was, als wir fast am Hotel waren.
    »Du bist ja ein verdammt guter Werfer.«
    »Ich hatte einen guten Tag.«
    »Pick-up-Basketball ist für mich immer wie ein Wunder«, sagte Houston. »Nirgendwo sonst auf der Welt begegnen sich fünf Fremde und funktionieren sofort – binnen Sekunden – als ein Ganzes. Wir schauen einander in die Augen. Jeder Wolf kennt sofort seine Rolle im Rudel. Noch bevor das Spiel beginnt, kennen wir unseren Anführer, unseren Rebounder, unseren Scorer, unsere Zündkerze der ansteckenden Energie, unseren Sündenbock, unseren Passgeber, unseren Antreiber und unsere Seele.« Houston redete jetzt sehr leidenschaftlich, also bemühte ich mich, besonders aufmerksam zu sein. »Der

Weitere Kostenlose Bücher