Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
kannst.«
»Aber ich will dir nicht wehtun.«
»Ich bin kräftiger, als ich aussehe. Fester.«
»Mach ich ja.«
»Noch ein bisschen fester. Noch einen Augenblick.«
Ich umarmte sie, so fest ich konnte, und als ich sie dann losließ, hielt sie mich immer noch irgendwie umklammert.
»Ziehst du mir jetzt das Nachthemd aus?«
»Okay.«
»Von dir kommt nicht sehr viel, was, Joe?«
»Es hat mir eben nie jemand gezeigt.«
»Weißt du, es gibt tausend Gründe, dass wir das nicht tun sollten.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Aber im Moment fällt mir keiner ein.«
»Sollen wir das Licht ausmachen?«
Ich stand auf und drückte den Schalter an der Tür, machte die Lampe am Bett und auch die Lichter im Bad aus. Auf dem Weg zurück zum Bett schaute ich aus dem Fenster, da war der Swimmingpool von unten hell erleuchtet. Die Liegestühle sahen so sauber aus, und sie standen in einem perfekten Viereck um den schönen, hellen Pool herum, auf dem sich kleine Wellen kräuselten, und ich wusste, dass im Pool fünfzehn Lampen waren, weil ich da ja schwamm und sie jede Woche reinigte. Für das alles war ich verantwortlich. Und ich weiß noch, wie mir auffiel, wie seltsam es war, dass ich an diese fünfzehn Lampen dachte, als ich ins Bett stieg und Julia langsam das Nachthemd auszog und sie auch mich.
Von da an geschah alles zum allerersten Mal mit mir. Ich weiß noch, wie ihre Haut so weich und zart war, doch meine stärkste Erinnerung an dieses erste Mal mit Julia ist eher das Gefühl danach, als wir zusammen auf dem Bett lagen und zu den gelben, glimmenden Sternen hinaufsahen, die sie an die Decke geklebt hatte. Sie lag quer über meiner Brust, und ich war so müde und entspannt und sicher. Ich wollte nirgendwo anders sein.
»Ich liebe dich«, sagte ich.
Julia antwortete nicht, und ich merkte, dass sie ein bisschen zitterte.
»Weinst du?«
»Ich hab gewusst, dass ich vielleicht weinen würde«, sagte sie und schluchzte dabei leise. »Es ist einfach zu viel.«
»Hab ich was falsch gemacht?«
»Nein, manchmal weine ich eben ein bisschen. Findest du das komisch?«
»Das ist mein erstes Mal.«
»Nein.«
»Doch.«
»Irgendwie finde ich, du hättest es mir vorher sagen sollen.«
Julia stand auf, wischte sich dabei die Augen und ging ins Bad. Ich drehte mich auf den Bauch und lag da, die Stirn auf dem Arm, und versuchte, ruhiger zu werden.
Ich liebe dich.
Es war so aufregend gewesen, das zu sagen, und ich probierte es noch einmal, formte die Wörter im Dunkeln mit dem Mund.
Ich liebe dich.
Sie kam mit einem großen Glas Wasser wieder und hielt es mir an den Mund, bis ich nicht mehr durstig war, dann kam sie wieder ins Bett.
»Warum bist du gegangen?«, fragte ich.
»Können wir eine Deckenburg bauen?«
»Warum denn?«
»Bitte. Ich helfe dir auch.«
Ich hatte keine Lust dazu, aber dann holten wir alle Kissen und Decken im Zimmer und bauten eine ziemlich gute Burg daraus. Dann krochen wir hinein und kuschelten ein bisschen im Dunkeln.
»Du kennst die Antwort schon«, sagte sie schließlich.
»Wie könnte ich das?«
»Du weißt, dass du mich nicht lieben darfst, wenn ich dich nicht auch liebe.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wenn ich mit dir zusammen bin, denke ich nicht an gestern und auch nicht an morgen.« Sie küsste mich leicht auf den Mundwinkel. »Ich liebe dich auch, Joe.«
»Wirklich?« Es zu hören war sogar noch besser, als es zu sagen. »Ich liebe dich«, sagte ich ihr noch einmal.
Sie lachte. »Ich liebe dich auch, Joe.«
»Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich!«
Das war die beste Nacht, die ich bis dahin gehabt hatte. Wir kuschelten und küssten uns und sagten einander die ganze Nacht »Ich liebe dich«, und als ich dann schließlich einschlief, träumte ich auch, dass ich sie küsste. Das war ziemlich unglaublich, davon zu träumen, was ich gerade noch getan hatte, und am Morgen liebten wir uns noch immer, und den ganzen Mittwoch konnte Julia mir noch immer ins Gesicht sehen, und auch am Donnerstag und am Freitag liebten wir uns. Und am Samstag fuhren wir in die Stadt und sahen einen Film über ein paar Rockstars, die an die Highschool gehen wollten, und den ganzen Sonntag liebten wir uns am Pool und auch am Abend, als wir Basketball und Tennis guckten. Was wir am Montag machten, weiß ich gar nicht mehr. Ich konnte den ganzen Tag in Julias Bett verbringen und gar nicht mehr rauswollen. Ihre Laken und Decken waren immer so weich und rochen so gut, weil sie sie an der Sonne trocknete.
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